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Literaturline
Lesung Oktober 2016
Alida Bremer liest aus »Olivas Garten«
Alida Bremer, Foto: Ali el Baya
Die Erzählerin, die viele biografische Details mit der Autorin teilt und wie sie seit langem in Deutschland lebt, erfährt eines Tages, dass sie von ihrer Großmutter einen Olivenhain geerbt hat, in Vodice, an der östlichen Adriaküste. Sie weiß genau: Das wird ein waghalsiges Abenteuer werden, eine Don-Quichotterie gegen die eigenwillige südländische Bürokratie. Es wird Chaos, Leidenschaften, Lachen, Tränen und viel zu Essen geben. Von ihrem vorbildlich organisierten norddeutschen Ehemann unterstützt, macht sie sich auf in die Sehnsuchtslandschaft ihrer Vergangenheit. Sie taucht ein in die hinreißenden Erzählungen ihrer weit verzweigten Familie. Und in die grausamen Auseinandersetzungen eines blutigen Jahrhunderts.
Die kroatische Küste war im Zweiten Weltkrieg drei Jahre lang Schauplatz eines erbitterten Widerstands der lokalen Bevölkerung gegen die italienische Besatzungsmacht. Nach der Kapitulation Italiens beeilten sich die deutschen Truppen, die Küste ihrer Herrschaft zu unterwerfen, was zu einem – von den Tito-Partisanen und britischen Verbündeten organisierten – Exodus der zivilen Bevölkerung nach Italien und nach Ägypten in die Wüste von Sinai führte.
Das Eintauchen in die kaum verarbeitete Geschichte des Landes, die mit der Familiengeschichte verwoben ist, verläuft parallel zum Versuch der Erzählerin, den geerbten Olivengarten aus den Klauen einer undurchsichtigen Bürokratie zu reißen. Zwischen vielen Mahlzeiten (im Süden werden Familienbeziehungen vor allem an überfüllten Tafeln ausgetragen) und einigen Reisen, die die Erzählerin in verschiedene Städte an der kroatischen Küste, auf Inseln und auch nach Italien führen – an Orte, die in der Familiengeschichte eine wichtige Rolle spielen –, meldet sich immer wieder die auf ihrer Ottomane liegende Großmutter Oliva zu Wort – nicht mit ihrer Stimme, die verstummt ist, sondern mit ihren Gedanken, dem Fluss ihres Bewusstseins.
Alida Bremer, geboren 1959 in Split/Kroatien, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Romanistik, Slavistik und Germanistik in Belgrad, Rom, Saarbrücken und Münster. Promotion im Fach Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Saarbrücken. Sie arbeitet als freie Autorin und Übersetzerin in Münster. Alida Bremer ist eine der wichtigsten Vermittlerinnen der kroatischen Kultur in Deutschland, als Übersetzerin ist sie die deutsche Stimme u.a. von Edo Popović, Ivana Sajko, Renato Baretić und Marko Pogačar. Sie hat zahlreiche Bücher und Sammelbände zu kroatischen Autoren und Themen veröffentlicht, „Olivas Garten“ (Eichborn Verlag 2013) ist ihr erster Roman.
Für das ehrenamtliche Engagement bei der Betreuung von Kriegsflüchtlingen aus Bosnien und Herzegowina wurde Alida Bremer mit der Ehrennadel der Stadt Münster und für Verdienste um die kroatische Kultur mit dem Staatsorden der Republik Kroatien ausgezeichnet.
Für ihre Arbeit erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, unter anderem das „Grenzgänger“ Stipendium der Robert Bosch Stiftung für die Arbeit am Roman „Olivas Garten“.
- Ausführliche Informationen über Alida Bremer auf ihrer Website www.alida-bremer.de
- Informationen zum Roman in ihrem Blog alidabremer.twoday.net
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Alida Bremer: »Olivas Garten«