Café Schucan
Das Café Schucan war fast das gesamte 20. Jahrhundert eine wahre Institution in Münster: Gegenüber vom Rathaus richtete der Schweizer Konditor Otto Schucan 1909 über mehrere Giebelhäuser am Prinzipalmarkt ein Café ein. Über Jahrzehnte war es ein beliebter Treffpunkt für die Stadtgesellschaft. Der Billard-Saal im zweiten Obergeschoss war besonders bei Studierenden beliebt. Das Foto aus den frühen 1980er Jahren zeigt die Außengastronomie des Cafés. Nachdem die Tochter des Gründers, Claire Schucan, das Geschäft übernommen hatte, verkaufte sie das Gebäude einige Jahre später: Am 31. März 1989 schloss das Café. Bis 1997 wurde an gleicher Stelle, aber auf stark reduzierter Fläche ein kleines Café weitergeführt. Heute ist in dem Gebäudekomplex unter anderem ein Geschäft für Damenoberbekleidung untergebracht.
Bült
Der nächtliche Döner oder lieber Sterneküche? Die Kreuzung Bült/Alter Fischmarkt hat kulinarisch viel zu bieten. Den meisten dürfte sie aber als Knotenpunkt des städtischen Busverkehrs bekannt sein. In der Vergangenheit ist das Gebäudeensemble an der Ecke städtebaulich viel diskutiert gewesen. Auf diesem Foto von 2004 ist das ehemalige Gebäude der Deutschen Bank zu sehen. Es galt zum Zeitpunkt seiner Erbauung als modern und gleichzeitig eigenwillig.
Nach dessen Abriss und vor der Neubebauung fanden 2010 archäologische Grabungen auf dem Grundstück statt: Seitdem weiß man, dass es seit dem frühen Mittelalter durchgängig besiedelt war. Auch diese Neugestaltungsphase vor rund 15 Jahren wurde in den politischen Gremien intensiv diskutiert. Dabei ging es vor allem um die Höhe des aktuellen Baus. Auch die Verkehrsversuche der letzten Jahre, die eine Neuregelung rund um den Bült zum Ziel haben, waren und sind immer wieder kommunalpolitisches Thema.
Hafen
Der Hafen durchlief seit seinem Entstehen vor rund 150 Jahren mehrere tiefgreifende Wandlungsprozesse. Heute haben Restaurants, Clubs, Architekturbüros, Verlage oder Künstlerinnen und Künstler am "Kreativ-Kai" ihren festen Platz. Trotzdem deuten viele Spuren auch die alte wirtschaftliche Nutzung an.
Mit dem Bau des Dortmund-Ems-Kanals wurde der Hafen ab 1899 zu einem zentralen Warenumschlagplatz für die Region. Auf dem Bild von 1915 ist die Hafenverwaltung (Gebäude mit Turm links) und ein Speicher der Westfälischen Central Genossenschaft (WCG) zu sehen (rechter Bildrand). Die WCG ist seit 1990 Teil von Agravis Raiffeisen AG, die als landwirtschaftliche Hauptgenossenschaft auch heute noch zu den umsatzstärksten Unternehmen in Münster gehört. Den Kornspeicher nutzt seit 1999 der Coppenrath-Verlag für Büros. Im benachbarten Gebäude, dem Speicher II, ist heute unter anderem die Kunsthalle Münster untergebracht, die seit 2004 internationale zeitgenössische Kunst zeigt, sammelt und etwa durch Nachwuchsprogramme fördert.
Das historische Bild entstand auf der Südseite des Stadthafens mit Be- und Entlademaschinen der Firma Lehnkering, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts als Umschlag-, Fuhr- und Lagerbetrieb ansässig war. Hier entsteht heute zwischen der Hafenkäserei und der Biovollkornbäckerei cibaria mit der B-Side ein gemeinnütziges, soziokulturelles Quartierszentrum im ehemaligen Hill-Speicher.
Domplatz
Der Domplatz ist Münsters historisches Zentrum. Der Bischof als Landesfürst, seine Domherren und Diener hatten über Jahrhunderte ihren festen Sitz in der Domburg. In diesem Bereich (Domimmunität) galt im Mittelalter sogar eigenes Recht. Die Grenzen zur freien Stadt markierten eine Mauer mit Toren, die zum Teil noch zu sehen ist. Bis 1915 fand der Send hier statt. Heute besuchen die meisten Menschen den Domplatz vermutlich mittwochs und samstags, wenn der beliebte Wochenmarkt stattfindet. Die Wochenmärkte sind 1926 vom Prinzipalmarkt auf den Domplatz verlegt worden.
Wenn gerade kein Markt war, wurde der Domplatz lange Zeit auch als Parkplatz genutzt, wie auf dem Foto von 1957. Der münsterische Bischof führte, als Eigentümer des Domplatzes, hier in den 1960er Jahren sogar Fahrzeugsegnungen für Autos und Fahrräder durch. Zwischenzeitlich war das Parken noch auf der kleinen Fläche an der Westseite erlaubt. Der Rat der Stadt hat 2022 beschlossen, bestimmte Bereiche auf dem Domplatz zu Orten der Ruhe und Entschleunigung umzuwandeln: So wurden auf dem ehemaligen Parkplatz auf der Westseite fest installierte Tische, Bänke und Liegen aufgestellt. Auf der Ostseite bilden 80 gelbe Stühle von Frühjahr bis Herbst die sogenannte "Domplatz-Oase".
Alte Feuerwache am Hafen
Gut 40 Jahre lang hatte die Feuerwehr Münster ihren Sitz in unmittelbarer Nähe zum Hafen und zu den städtischen Gas- und Elektrizitätswerken. Als die Wache 1929 fertiggestellt wurde, galt sie als eine der modernsten ihrer Art. Davon zeugten Rutschstangen oder zwei Fahrzeughallen für die Leiterwagen und die Krankentransportwagen, die auf diesem Foto aus dem Jahr 1946 vor den Garagen aufgestellt sind. Gleichzeitig besaß die Wache Stallgänge für Pferde, die Feuerwehr- oder Transportkutschen zogen. Auf der Rückseite stand der Schlauch- und Übungsturm: Hier wurden Schläuche zum Trocknen aufgehängt, und bei Steigeübungen kletterten Feuerwehrmänner die Fassade hoch. Für den innovativen Entwurf zeichneten die Stadtbauräte und Architekten Carl Schirmeyer und Felix Sittel verantwortlich. Die Trümmer im Vordergrund des Bildes verweisen auf die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs.
Die Hauptfeuerwache der Stadt entstand 1970 am Yorkring neu. Später wurde die Wache II am Albersloher Weg neben dem Dortmund-Ems-Kanal gebaut. Nachdem das Gebäude an der heutigen Bernhard-Ernst-Straße einige Jahre leer stand, kaufte der Verleger Wolfgang Hölker den alten Feuerwehrbau und begann 2006 mit einer umfassenden Sanierung. Heute haben hier gleich mehrere Unternehmen und Startups ihre Büros bezogen. Ein Café im Erdgeschoss erlaubt Einblicke in die alte, denkmalgeschützte Feuerwehrwache.
Ludgeristraße & Stadthausturm
Auf dem Bild ist die Ludgeristraße im Jahr 1912 sehen. Gut zu erkennen sind die Gleise der Straßenbahn, die von 1901 bis 1951 durch die bis heute für die vielen Geschäfte bekannte Ludgeristraße fuhr. Viele der alten Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Anders der Stadthausturm im Hintergrund, der als einziger Teil des alten Stadthauses über 1945 hinaus erhalten blieb. Turm und Stadthaus wurden Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. Das Stadthaus wurde in den 1950er Jahren durch einen Neubau ersetzt, der Stadthausturm blieb stehen.
Bis zum Zweiten Weltkrieg besaß der Stadthausturm ein Glockenspiel. Seit der Jahrtausendwende gibt es einen Ersatz. Die 14 Bronze-Glocken erklingen dreimal täglich um 11, 15 und 19 Uhr. Zwischen 2006 und 2020 beherbergte der Bau zudem als "Maxi-Turm" ein Angebot des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien, das sich heute am Syndikatplatz befindet.
Freibad Hiltrup
Ein Jahr nach der Fertigstellung (1968) besuchte eine Delegation der Verwaltung des alten Landkreises Münster, zu dem Hiltrup damals noch gehörte, das neu gebaute Freibad am Steiner See. Das Bad wurde 1967 nach fünfjähriger Planungs- und Bauzeit eröffnet. Ein Schwimmer trotzte dem Regen und sprang beherzt von der Sprunganlage ins Wasser - die auch heute noch an derselben Stelle steht. Der Neubau aus den 60er Jahren löste ein altes Natur-Seebad ab, das schon Jahrzehnte lang genutzt worden war. 1937 erhielt die "Freibadeanstalt" Umkleidekabinen und eine bauliche Begrenzung. Spätestens in der Nachkriegszeit ist es durch eine kommunale Badeordnung, Bademeister oder Schwimmkursangebote auch städtisch betreut worden.
Heute versprechen ein 50-Meter-Becken, Sprungtürme, Kleinkindbecken oder eine 80 Meter lange Wasserrutsche Abwechslung für alle. Gepflegte Außenanlagen und eine sehenswerte Bepflanzung sorgen für Urlaubsgefühle - 2018 erhielt das Freibad vom WDR sogar die Auszeichnung als bestes Freibad in NRW.
Wasserturm
Der Wasserturm wurde am 1. Juli 1903 als einer der größten seiner Art in Betrieb genommen. Errichtet wurde er nach einem Beschluss des Rats wenige Jahre zuvor auf der freien Wiese südlich vor den Toren der Stadt. Bis 2017 ist der Wasserturm im Geistviertel von den Stadtwerken als Speicher genutzt worden. Der Höhenunterschied sorgte für ausreichend und gleichmäßigen Druck im Wassernetz der Umgebung. Mit Pumpen wurde das Wasser in den hochgelegenen Tank transportiert, der 2.500 Kubikmeter Wasser fasst.
Stadtbaumeister Drießen entwarf den 60 Meter hohen Turm im neuromanischen Stil, der an eine Ritterburg erinnern sollte. Er beinhaltet einen Tank für 2.500 Kubikmeter Wasser. 76 Stufen führen hinauf zu einer ehemaligen Hausmeisterwohnung unterhalb des Tanks, die mittlerweile privat vermietet wird.
Sültemeyer in Wolbeck
Das Motiv auf der Postkarte entstand auf Grundlage einer Fotografie aus dem Jahr 1909. Die Gaststätte gehört seit über 100 Jahren fest zum Ortsbild von Wolbeck, ebenso lang wird das Restaurant mit Biergarten von der Familie Sültemeyer geführt. Früher wie heute gehen Wolbeckerinnen und Wolbecker zum Essen, Trinken, Kegeln und Feiern in die Gaststätte. Eine Institution der lokalen Festkultur ist sie besonders am "Ziegenbocksmontag" (ZiBoMo), Wolbecks eigenem Karneval.
Das Postkartenmotiv zeigt auch, dass die Straßenführung im Ortskern Wolbecks sich nicht großartig verändert hat. Ein Verkehrsversuch soll Erkenntnisse liefern, wie das historische Zentrum Wolbecks vom Durchgangsverkehr langfristig entlastet werden kann.
Promenade
Kaum vorstellbar: Die Promenade ohne Bäume. Tatsächlich wurden und werden Neubepflanzungen immer wieder notwendig, so wie hier an dem Stück zwischen Aegidiistraße/Stadtgraben und dem Hallenbad Mitte 1970. Die Promenade hat eine lange Geschichte: Gut 250 Jahre ist es her, dass die ehemalige Befestigungsanlage der mittelalterlichen Stadt umgewandelt wurde und durch die Begrünung allmählich ihre heutige Form annahm. Vor rund 100 Jahren wurde der Plan, angesichts verschiedener Baumkrankheiten die Promenade vollständig abzuholzen, glücklicherweise wieder verworfen. So alt sind manche Linden schon, die die große Mehrheit des Baumbestands bilden. Deshalb müssen sie auch immer wieder erneuert werden. So zum Beispiel nach dem Sturm Kyrill, der 2007 im Münsterland wütete und auch rund 200 Bäume an der Promenade entwurzelte. Die Entwicklungsgeschichte der Promenade als Grüngürtel um die Stadt auf der ehemaligen Stadtbefestigung im 18. Jahrhundert ordnet die Kunsthistorikerin Lene Jaspert in einer neuen Publikation in der Schriftenreihe des Stadtarchivs ein (erschienen im Juli 2024).
Im Hintergrund ist das so genannte Dreizehner-Denkmal zu sehen. Das Kriegerdenkmal erinnert in erster Linie an die gefallenen Soldaten der 13. Infanterie-Division des Ersten Weltkriegs. Infos zum Dreizehner-Denkmal
Habichtsbrunnen am Grünen Grund
Die Siedlung Habichtshöhe, gebaut in den 1920er Jahren nach englischem Vorbild als Gartenstadt am Rand Münsters, überzeugte damals wie heute mit großzügigen Grünflächen, Parkanlagen und Spielplätzen. Dass der Grüne Grund für Familien und insbesondere Kinder seit bald 100 Jahren lebenswert ist, zeigt dieses Bild von spielenden Kindern aus den späten 1920er Jahren. Der Brunnen mit dem namensgebenden Raubvogel auf der Säule gilt als Wahrzeichen des Viertels, gestaltet wurde er von dem berühmten Bildhauer Albert Mazotti (sr.). Mitte der 1970er Jahre wurde der Brunnen abgerissen, die Säule mit Habicht steht bis heute.
Die zentrumsnahe Wohnsiedlung ist bis 1931 fertiggestellt worden und bis heute weitgehend unverändert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die teilweise stark zerstörten Häuser in der ursprünglichen Form wiederhergestellt. Damals für Angestellte, kleine Beamte und vor allem für kinderreiche Familien geplant, werden viele Häuser in der Siedlung heute über eine mittlerweile privatisierte große Wohnungsgesellschaft vermarktet. Heute steht das Quartier als Mustersiedlung der 1920er Jahre mit überörtlicher Bedeutung unter Denkmalschutz.
Stadthaus 1
In Zeiten des Wirtschaftswachstums, des Wiederaufbaus und der Modernisierung erhielt die Stadtverwaltung ein neues Gebäude: Das Stadthaus 1 brachte alle städtischen Dienststellen wieder unter einem Dach zusammen. Das Gebäudeensemble der Architekten Dierksmeier und Kessner wurde zunächst harsch kritisiert, heute steht es für den typischen Baustil der 1950er Jahre. Ein ehemaliger Luftschutzbunker im Keller des Stadthauses spricht für die Umstände des Kalten Kriegs während der Planungsphase. Das Café 1648 unter dem Dach des Gebäudes zeugt von der umfassenden Modernisierung des Baus in den letzten 10 Jahren.
Manche erinnern sich vielleicht noch an die Zeiten, in denen die Stubengasse ein Parkplatz war und von Autos befahren wurde. Bis Ende der 1990er Jahre war die Fläche noch unbebaut. Vor Baubeginn entdeckten Archäologinnen und Archäologen Spuren des mittelalterlichen Münsters, unter anderem einen Brunnen und Häuser. Nach Bürgerbeteiligungen und einem städtebaulichen Wettbewerb wurde das Areal neubebaut. Die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung zeichnete die Neubauten 2010 mit dem Deutschen Städtebaupreis aus.
Mensa am Aasee
Fahrräder und Essen in der Mensa am Aasee gehören fest zum Studium in Münster dazu - und das seit über 90 Jahren. Denn 1932 öffnete das Studierendenwerk die erste Mensa. Sie hatte ihren Platz bereits damals am Aasee. Wenige Jahre später errichtete die NSDAP 1935 den Dienstsitz für den Gauleiter nebenan – in diesem Gebäude ist heute unter anderem ein Hotel untergebracht. Als Studentenheim des Studierendenwerks trug das Haus zwischen 1957 und 2000 den Namen "Adolf-Kratzer-Haus". Kratzer setzte sich in der Nachkriegszeit als Physik-Professor und Prorektor engagiert für die Studierendenförderung ein. Auch in dieser Zeit wurde das Haus als Mensa genutzt. Es erfuhr u. a. Mitte der 1950er Jahre und rund um die Jahrtausendwende umfassende Modernisierungen.
Dieses Foto aus der ersten Hälfte der 1970er Jahre zeigt auch: Damals wie heute lassen sich rund um die münsterschen Hochschulorte die Modetrends der Zeit beobachten – in diesem Fall etwa das meistgebaute Auto der 1970er Jahre - der VW-Käfer - und die Schlaghose der Radfahrerin. Heute sind die Autos den Fahrrädern weitestgehend gewichen: Seit Juni 2020 ist die hier abgebildete Bismarckallee eine Fahrradstraße.