"Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel"
Öffnungszeiten rund um die Feiertage
Die Ausstellung in der Dominikanerkirche "Zwei graue Doppelspiegel für ein Pendel - von Gerhard Richter" hat rund um Weihnachten und Neujahr geänderte Öffnungszeiten:
- Montag, 23. Dezember, bis Donnerstag, 26. Dezember: geschlossen
- Freitag, 27. Dezember, bis Sonntag, 29. Dezember: geöffnet zu den regulären Zeiten
- Montag, 30. Dezember, bis Mittwoch, 1. Januar: geschlossen
Ab Donnerstag, 2. Januar 2025, ist das Kunstwerk zu den normalen Öffnungszeiten wieder zu sehen.
Gerhard Richters Geschenk an die Stadt
Der Maler und Bildhauer Gerhard Richter hat in der barocken Dominikanerkirche in Münster ein Kunstwerk geschaffen, das in der Deutschland-Karte für Kultur- und Kunstinteressierte einen hervorgehobenen Platz einnehmen wird: "Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel", ein Foucaultsches Pendel mit einer 48 Kilogramm schweren Metallkugel, die im Zentrum des Gebäudes zwischen vier hochrechteckigen, verspiegelten Glasbahnen an einem 28,75 Meter langen Edelstahlseil schwingt. Für die Betrachter wird der Besuch der profanierten Kirche zur Begegnung mit der Zeit und mit ihrer Vorstellung von Wirklichkeit.
Die folgenden Texte und Bilder informieren über das Kunstwerk von der Idee bis zur Umsetzung. Die Beobachtung des Kunstwerks per Webcam ist derzeit aufgrund einer technischen Störung leider nicht möglich.
Die Installation
Die Arbeit von Gerhard Richter befindet sich im Zentrum des Gebäudes unter der Vierungskuppel. Sie besteht aus drei Teilen: dem Pendel, der Bodenplatte unter dem Pendel und den zwei grauen Doppelspiegeln. Sie bilden mit dem Raum eine Einheit.
Bei dem Foucaultschen Pendel handelt es sich um eine 48 Kilogramm schwere, nichtmagnetische Metallkugel mit 22 Zentimeter Durchmesser, die in der Vierungskuppel an einem 3 Millimeter starken Edelstahlseil befestigt ist. Sie schwingt über einer kreisrunden, äquivalent zur Bewegung des Pendels gewölbten Platte aus Grauwacke, einem 380 Millionen Jahre alten Sedimentgestein. Die Bodenplatte umgibt ein Kranz mit 360-Grad-Winkelmaß-Skalierung, in Zwölferschritten eingeteilt. Platte und Kranz haben einen Durchmesser von 5,60 Meter (Schwingungsebene: 4 Meter).
Ein Magnetfeldantrieb im Zentrum der Bodenplatte sorgt für die ununterbrochen gleichmäßige Bewegung des Pendels. Im Verlauf einer Stunde dreht sich die Ebene unter dem Pendel um zirka 12 Grad entgegen dem Uhrzeigersinn. Für eine vollständige Rotation um 360 Grad werden etwa 30 Stunden benötigt. Damit wird die erstmals im Jahr 1851 von dem französischen Physiker Léon Foucault in einem Pendelversuch nachgewiesene Erdrotation sichtbar.
Vor den zwei Wandflächen der Vierung befinden sich paarweise gruppiert jeweils zwei hochrechteckige Glasbahnen mit den Maßen 6 mal 1,34 Meter. Die Vorderseiten sind mit einer Verspiegelung bedampft, die Rückseiten sind grau emailliert - zwei Bahnen in einem identischen Dunkelgrau, die anderen in zwei unterschiedlichen hellen Grautönen. In den Glasbahnen spiegeln sich der Innenraum der Kirche und die Glasbahnen vor der gegenüberliegenden Wandseite, die Bewegung des Pendels und die Besucher.
Fotos: Presseamt Münster, Michael C. Möller
Der richtige Ort für das Pendel
Die Realisierung eines Foucaultschen Pendels war ein langjähriges Anliegen von Gerhard Richter. Die Suche nach einem geeigneten Ort blieb lange erfolglos. Auch ein Gasometer am Rande von Münsters Innenstadt schied wieder aus.
Eine weitere Option war die Dominikanerkirche. Das nach Entwürfen von Lambert Friedrich Corfey im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts errichtete Gebäude befindet sich im Eigentum der Stadt. Gerhard Richter fand in der Kirche spontan nicht nur seinen idealen Ort für ein Pendel. Sie inspirierte ihn für ein neues, dauerhaft installiertes Kunstwerk. Nach einstimmiger Zustimmung im Stadtrat wurde die Kirche im November 2017 profaniert und präsentiert sich den Besuchern nun als offener Kunstraum.
Ein vielfaches Geschenk
Das Kunstwerk ist ein Geschenk von Gerhard Richter an die Stadt Münster. Realisiert werden konnte es dank mehrerer Zuwendungen. Der Aufwand für die Herstellung und Installation des Kunstwerks und parallel erforderliche Renovierungsarbeiten am Gebäude belief sich auf rund 650.000 Euro. Insgesamt 600.000 Euro übernahmen die Förderer: das Land Nordrhein-Westfalen, die Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost, der Verein der Kaufmannschaft zu Münster sowie der Freundeskreis der Kunsthalle Münster. Der Künstler Gerhard Richter: "Dass das jetzt wie geplant gelungen ist, ist ein Geschenk auch für mich."
Auf dem Foto: Raimund Unkhoff (Freundeskreis der Kunsthalle e.V.), Matthias Lückertz (Verein der Kaufmannschaft), Dr. Olaf Gericke (Kuratorium Sparkassen-Stiftung), Gerhard Richter, OB Markus Lewe, Kulturdezernentin Cornelia Wilkens, Kuratorin Dr. Gail Kirkpatrick, Markus Schabel (Kuratorium Sparkassen-Stiftung), Kurator Marcus Lütkemeyer, Dr. Klaus-Jürgen Tombrink (Koordination Pendel-Konstruktion).
Dauerhafte Nutzung der Dominikanerkirche
Ganz im Sinne des Künstlers soll der neue Kunstort nicht musealisiert werden. Er soll künftig als Ort für künstlerische und kulturelle Veranstaltungen offen stehen und insbesondere auch experimentellen Formaten einen Raum geben. Denkbar sind etwa musikalische, literarische oder performative Darbietungen sowie experimentelle Filmkunst und Vorträge. Auch für Hearings, kleinere Tagungen oder Empfänge soll die Kirche genutzt werden - als Forum für Münsters Stadtgesellschaft, in dem wissenschaftliche wie gesellschaftliche Diskurse möglich sind.
Um diese Nutzung zu ermöglichen und für ohnehin anstehende Arbeiten zur Erhaltung des Baudenkmals soll das Gebäude voraussichtlich 2019/2020 saniert, renoviert und mit der erforderlichen Infrastruktur wie Heizung, barrierefreiem Zugang, Funktionsräumen und Beleuchtung versehen werden.
Fotos: Presseamt Münster, Michael C. Möller (9), Angelika Klauser (3), MünsterView (3)
Die Verbindung von Wissenschaft und Kunst
An der Umsetzung des Projekts waren Physiker, Feinmechaniker und Elektroniker des Fachbereichs Physik der WWU Münster beteiligt. Sie entwickelten den elektromagnetischen Antrieb für das Pendel, der unter der Schwingungsebene aus Grauwacke verborgen ist. Die Multimedia-Reportage der WWU "Die Wissenschaft hinter der Kunst" zeigt die besonderen Herausforderungen des Pendelantriebbaus. Die Reportage wurde auf der Design-Plattform Adobe Spark gestaltet. Dort gilt die Datenschutzrichtlinie von Adobe.
Reportage: "Die Wissenschaft hinter der Kunst"