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Münster im Modell
Der Beverfoerder Hof
Zwischen 1698 und 1760 entstanden in Münster 18 neue Adelshöfe – Stadthäuser des münsterländischen Adels. Der Beverfoerder Hof ist eines der frühesten und herausragendsten Beispiele. Während des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt, wurde nach 1945 der größte Teil der Anlage abgerissen, nur der nördliche Flügel besteht heute noch.
Gottfried Laurenz Pictorius (1663–1729) konzipierte den Adelshof als so genanntes Hôtel, als Stadtpalais französischer Art: Ein dreigeschossiger Hauptbau, der Corps de logis, und zwei zweigeschossige Seitenflügel schließen einen Ehrenhof, den Cour d’honneur, ein, der durch eine flache Mauer mit Eisengitter von der Straße getrennt ist. Gesamtanlage, Bau- und Schmuckformen sind, französischen Regeln folgend, axialsymmetrisch ausgerichtet. Blickfang der Anlage ist der dreiachsige Mittelrisalit, der in einem flachen Dreiecksgiebel endet. Die ebenfalls französisch inspirierte Innenraumaufteilung sieht vor, dass die Wohn- und Repräsentationsräume im Obergeschoss liegen.
In Adelshöfen dieser Art manifestiert sich die adelige Lebensweise: Ein Adelshof musste vor allem repräsentativ sein, er war ein wichtiges Element des standesgemäßen adeligen Auftritts in der höfischen Gesellschaft und notwendige Demonstration von Rang und Einfluss eines Adeligen.
Der Beverfoerder Hof gilt in Münster als das Musterbeispiel für einen frühbarocken Adelsbau. Mehrere in der Folgezeit entstandene Höfe sind an seiner französisch bzw. holländisch inspirierten dreiflügeligen Bauweise orientiert. Zwei Jahrzehnte später löste sich unter dem Architekten Johann Conrad Schlaun (1695–1773) diese Strenge in der Bauweise bereits auf und Elemente des italienischen Barock wurden übernommen.