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Bäume
Eichenprozessionsspinner
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners - ein unscheinbarer Nachtfalter - treten besonders an Stieleichen auf. Deutlich weniger (oder gar nicht) sind Rot-, Zerr- und Sumpfeichen befallen. Die Raupen durchleben fünf (Männchen) oder sechs (Weibchen) Larvenstadien. Die Larven legen den Weg am Stamm und in den Ästen in langen, mehrreihigen Prozessionen zurück; aus diesem Verhalten leitet sich der Name ab. In den ersten beiden Stadien halten sich die anfangs sehr kleinen Raupen besonders in den Baumspitzen auf und sind nur schwer zu entdecken. Um sich vor Feinden zu verteidigen, entwickeln sie ab dem dritten Larvenstadium sogenannte Brennhaare, die ein Gift enthalten, das allergieauslösend wirken kann. Die Raupen versammeln sich vor allem zur Häutung in Gespinstnestern, die sich meistens am Stamm oder unter Astgabeln befinden. Diese können lediglich faustgroß sein, bei einem starken Befall aber durchaus bis zu einem Meter lang werden.
Auftreten in Münster
Nachdem die Wiedereinwanderung des Eichenprozessionsspinners 2012 festgestellt wurde, kontrollieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit die unter Verdacht stehenden Bereiche besonders intensiv. Seit 2016 stieg die Anzahl von 800 Gespinsten auf einen Höhepunkt von über 120.000 Gespinste im Jahr 2020. Aufgrund der umfangreichen Bekämpfungsmaßnahmen wurden in den vergangenen zwei Jahren eine deutliche Abnahme des Befalls beobachtet. Für das Jahr 2023 wird ein mäßiger Befall erwartet.
Bekämpfung
Bei einem Befall von Bäumen auf öffentlichen Flächen in Stadtgebiet wird der Eichenprozessionsspinner auf der Grundlage einer durch den Umweltausschuss beschlossenen Vorgehensweise bekämpft. Das Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit arbeitet bei der Bekämpfung mit Fachfirmen zusammen, die eine sachgerechte Beseitigung gewährleisten. Je nach Gefährdung (Standort des Baumes, Nutzung der umliegenden Fläche) kommen unterschiedliche Bekämpfungsmethoden zum Einsatz: Neben der präventiven Bekämpfung durch Ausbringung des Biozids „Foray ES“ im Sprühverfahren werden in Münster auch weiterhin viele Eichen im mechanischen Absaugverfahren vom EPS befreit. Seit 2021 werden jährlich bis zu 9.000 Eichen an ca. 300 Standorten im Stadtgebiet präventiv besprüht. Ziel der präventiven Bekämpfung ist es, die bei der Entwicklung der Raupen zunehmend entstehenden Brennhaare und die damit für den Menschen verbundenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Hautreizungen und Atemprobleme deutlich zu reduzieren. Wirkstoff des Mittels ist ein Protein, das durch ein natürliches Bodenbakterium produziert wird und den Darm der Raupen schädigt. Das Präparat ist nicht bienengefährlich und schont besonders auch Nützlinge. Dennoch handelt es sich um einen erheblichen Eingriff in den Naturkreislauf, da auch andere Falterraupen betroffen sind. Ein flächendeckender Einsatz scheidet daher aus. Die präventive Sprühbekämpfung findet daher besonders an Orten statt, wo viele Menschen mit den Brennhaaren in Berührung kommen können bzw. eine mechanische Bekämpfung extrem aufwendig bzw. kaum möglich ist.
Für die mechanische Bekämpfung im Absaugverfahren stehen 2023 bis zu fünf Kolonnen mit Hubarbeitsbühnen bereit. Damit können Gespinste bis zu einer Höhe von ca. 25 Metern abgesaugt werden.
Gesundheitsgefahren
Mit den ersten möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die allergieauslösenden Haare der Larven ist ab dem dritten Larvenstadium ab Mitte/Ende Mai zu rechnen. Die Anzahl der Brennhaare der Larven nimmt in den folgenden Stadien kontinuierlich zu.
Die Raupen mit den gefährlichen Brennhaaren können bis mindestens Mitte Juli aktiv sein. Dann folgt - je nach Witterung - die Puppenruhe in den Nestern, bevor die harmlosen Nachtfalter ab etwa Ende Juli schlüpfen. Die Brennhaare der Raupen bleiben in den Gespinsten und Nestern und können dann noch viele Jahre virulent sein.
Was können Sie tun?
Wenn es möglich ist, sind befallene Gebiete/Bereiche unter Baumkronen zu meiden. Dieses lässt sich jedoch nicht immer verhindern. Dann sollte Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen getragen werden. Die Hosenbeine sind dabei unten zu schließen, damit keine Gifthaare von unten in die Hose gelangen. Empfindliche Hautbereiche wie zum Beispiel Nacken, Hals und Unterarme sind zu schützen. Das Tragen einer FFP3-Maske sowie einer Schutzbrille wird empfohlen.
Nester sollten auf keinen Fall selbsttätig entfernt werden. Auch wenn das Nest aus dem/den Vorjahr(en) sein sollte, können die verbliebenen Haare noch Allergien auslösen.
Befindet sich eine befallene Eiche auf Ihrem Grundstück, so lassen Sie die Nester von Fachfirmen entsorgen; Schädlingsbekämpfer und Baumpflegefirmen sind in der Regel in der Lage, die Arbeiten sachgerecht durchzuführen.
Adressen finden Sie im Branchenbuch oder im Internet.
Bestand dennoch Kontakt mit Brennhaaren, so sind Kleidung, Schuhe etc. auszuziehen und es ist darauf zu achten, dass Brennhaare nicht in den Wohnbereich gebracht werden. Kleidung möglichst bei mindestens 60° C waschen. Die Person selbst sollte kalt duschen und die Haare waschen, Augen mit lauwarmen Wasser und Mund mit kaltem Wasser reichlich spülen.
Hundebesitzer und Hundebesitzerinnen sollten darauf achten, dass ihre Vierbeiner nicht in Kontakt mit Nestern oder Gespinsten, die auf dem Boden liegen, kommen.