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Gewässerökologie
Hiltruper See
Der Hiltruper See, nach seinem ersten Pächter zwischenzeitlich auch Steiner See genannt, ist ein künstlich angelegtes Gewässer in Münster-Hiltrup. Der See ist zentraler Bestandteil des Wasserschutzgebietes "Hohe Ward"; im Süden und Osten schließt sich das gleichnamige Landschaftsschutzgebiet an; nördlich des Sees verläuft der Dortmund-Ems-Kanal. Das Erholungsgebiet Hiltruper See befindet sich direkt über dem Münsterländer Kiessandzug. Der Abgrabungssee entstand 1914 im Zuge des Sandabbaus für die Anlagen von Eisenbahnlinien. Ab 1920 wurde er erstmals für eine Forellenzucht verpachtet. Wegen seiner Bedeutung für die Trinkwassergewinnung der Stadtwerke Münster wurde 1967 der Sandabbau eingestellt. Der See bedeckt eine Fläche von fast 16 ha bei einer maximalen Wassertiefe von 4,50 m. Seit 1968 hat dort der Hiltruper Segel-Club e.V. sein Segelrevier. In unmittelbarer Nähe befinden sich das städtische Freibad Hiltrup, die Anlagen des 1. Tennisclub Hiltrup und ein Hotel. Aufgrund seiner Lage im Wasserschutzgebiet und seiner Funktion zur Trinkwassergewinnung ist das Baden im See nicht gestattet.
- Informationen der Stadtwerke Münster zum Thema Trinkwasser
Im Auftrag der Unteren Wasserbehörde wird der Hiltruper See seit 1992 regelmäßig einmal jährlich im Spätsommer untersucht. Im Vordergrund steht dabei die Entwicklung der Makrophyten (Wasserpflanzen). Noch bis 2003 war das Tausendblatt (Myriophyllum) die dominierende Art, während das Hornblatt (Ceratophyllum) nur untergeordnet vorkam. Bis 2007 hatte sich das Bild geändert: Sukzessive breitete sich das Hornblatt weiter aus und im Spätsommer konnte das Tausendblatt nur noch vereinzelt nachgewiesen werden. Allerdings scheint es sich hierbei auch nur um ein Übergangsstadium zu handeln, da schon im Herbst 2007 die dichten, filzigen Bestände des Hornblatt vor allem im Südbecken durch bis dahin nur untergeordnet vorkommende Wasserpest-Arten (Elodea) überdeckt wurden. Seit 2012 ist die Entwicklung aber stark zurückgegangen, zur großen Freude der Segler.
Cyanobakterien ("Blaualgen")
Im Juli 2007 kam es erstmalig zu einer Massenentwicklung von Cyanobakterien (auch Blaualgen genannt). Diese Bakterien werden optisch durch Färbung des Wassers und Aufrahmungen auf der Wasseroberfläche und Ablagerung am Ufer sichtbar. Verschiedene Arten der Cyanobakterien können unterschiedliche Toxine (vor allem Leber- und Nervengifte) bilden, die im Wasser freigesetzt werden.
Nachdem im Gegensatz zu 2008 in 2009 fast keine auffälligen „Blaualgenblüten“ stattgefunden hatten, waren auch 2010 lange Zeit die Blaualgen nur untergeordnet erkennbar. Erst Ende Juli 2010 begann die Massenentwicklung der Cyanobakterien, die allerdings dann auch mit kleineren Schwankungen bis Mitte Oktober anhielt. Sogar Anfang Oktober gab es noch mal ein Maximum mit hohen Algendichten von Anabaena und Microcystis.
Lange Zeit war auch 2011 kein großes Vorkommen an Blaualgen feststellbar, was sich allerdings zum Herbst vollständig änderte. Von Mitte September 2011 an kam es zu einer deutlichen, nahezu flächendeckenden Vermehrung von Cyanobakterien mit noch nie gemessenen Höchstwerten durchgehend zwischen dem 22.9. und 3.11. Der Höhepunkt dieser Entwicklung lag im Zeitraum 29.9. bis zum 6.10., wo sich in einer zunächst sehr sonnigen und sehr warmen Wetterphase eine sehr extreme Massenblüte herausbildete. Dabei trieben die Cyanobakterien an die Oberfläche auf und bildeten ausgeprägte blaugrüne Aufrahmungen („Scum“), die durch den Wind über den See ans Ufer verdriftet wurden. Zum Monatswechsel kam es darüber hinaus zur Bildung von weiß-blauem Schaum und an den Steganlagen und westlichen Uferbereichen verbreitete sich ein äußerst übler Geruch.
Die Bekämpfung der Algen stellte die Umweltbehörde zunächst vor Probleme. Da der See in einem Wasserschutzgebiet liegt und zur Wassergewinnung genutzt wird, dürfen keine Stoffe in den See eingeleitet werden. Daher entschied die Umweltbehörde gemeinsam mit den Stadtwerken Münster, die das Wasserwerk betreiben, neue Wege zu gehen. Dabei machte man sich aktuelle Forschungsergebnisse zunutze: Blaualgen sollten sich als besonders empfindlich gegenüber bestimmten Ultraschallmustern erweisen, so dass sie in ihrem Vorkommen zurückgedrängt werden könnten.
Im Juni 2012 wurde testweise ein erster Ultraschallsender an einem Steg am nördlichen Seeufer installiert. Im September kam ein zweiter Schallkopf hinzu und der Erfolg stellte sich schnell ein. Der Jahreshöchstwert für Cyanobakterien lag Ende August 2012 bei einer Konzentration von gerade einmal 8 µg/l. Das war weit entfernt von einer Blaualgen-Massenentwicklung, bei der die Werte mindestens 10 – 50 mal so hoch sind. Auch 2013 brachten die Messungen gute Ergebnisse: Obwohl der warme und trockene Sommer algenfreundliche Verhältnisse bot, wurde eine Massenentwicklung durch die Schallwellen verhindert. Diese erfreuliche Entwicklung hält bis heute an.
- Pressemeldung vom 27.11.2013: Hiltruper See: Ultraschall zerstört Blaualgen
- Umweltbundesamt: Informationen zum Thema Cyanobakterien ("Blaualgen")