Immer willkommen
Er ist klug, er ist scharfsinnig, charmant und … immer klamm. Er hat kein Handy und verweigert sich jeder technischen Revolution. Er hat kein Auto, dafür aber Freunde, die es ihm immer wieder leihen – und das seit 25 Jahren. 25 Jahre „Wilsberg“.
25 Jahre „Wilsberg“ bedeuten 70 produzierte Filme bis heute, bedeuten 1750 Drehtage, bedeuten 75 600 Minuten gedrehter Film, bedeuten 70 Abschlussfeiern. Wie viele Teammitglieder haben uns auf diesem Weg eine Zeit lang, ein paar Filme lang begleitet und sind dann andere Wege gegangen? Wie viele Filmklappen haben wir in der Zeit verschlissen?
Der Anfang eines „Wilsberg“-Films ist immer wieder das Antiquariat. Für einen Film ist es erstaunlich, dass dieses Antiquariat tatsächlich ein Antiquariat ist und tatsächlich in Münster steht, noch dazu an einer der schönsten Ecken gegenüber der Überwasser-Kirche. Aber ein bisschen tricksen müssen wir auch: Wenn man im Antiquariat durch einen kleinen Vorhang tritt, ist man in der Wohnung von Georg Wilsberg. Nicht weiter verwunderlich, werden Sie sagen. Nur befindet sich diese Wohnung in Köln. Ein kleiner Schritt für den Zuschauer, ein großer Schritt und 150 Kilometer Entfernung für uns. Ein paar Jahre haben wir das mit dem Polizeipräsidium auch so gemacht. Der Innenhof der Polizei und die Eingangstür zum Kommissariat waren in einem Teil der Universität am Bispinghof. Leider mussten wir das Motiv dort aufgeben, weil wir immer wieder in der Prüfungszeit drehen wollten, drehen mussten, und die Prüflinge zu sehr abgelenkt waren von den Sensationen, die so ein Filmteam zu bieten hat.
Als wir in Münster mit den ersten Dreharbeiten für „Wilsberg“ angefangen haben, waren die Menschen in der Stadt interessiert und freundlich. Dreharbeiten waren etwas Neues. Heute kennt man uns in der Stadt, und wir sind immer noch willkommen. Bei einem Nachtdreh am Prinzipalmarkt hatten wir circa 500 Zuschauer, die von Ferne die Dreharbeiten verfolgten und bereitwillig immer wieder alle Gespräche einstellten, wenn der Ruf erschallte: „Bitte Ruhe, wir drehen!“
Drehen wir heute am Antiquariat, müssen wir unsere Darsteller oft genug von ihren Fans loseisen; 100 Zuschauer stehen fast immer vor dem Antiquariat. Schließlich wollen alle ein Selfie mit Georg Wilsberg. Eigentlich ist es schön, das zu erleben, und unser Team freut sich immer wieder, wenn die Dreharbeiten zu einem neuen „Wilsberg“ beginnen. 25 Jahre bedeuten vor allen Dingen, eine ganze Generation von Zuschauern ist mit „Wilsberg“ großgeworden. Das erfüllt uns mit Stolz und ist Verpflichtung zugleich.
Anton Moho
Produzent bei Warner Bros. ITVP Deutschland
und als solcher über 25 Jahre bis 2020 an Wilsbergs Seite