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Ans Licht geholt - Einmal anders
26. März bis 8. August 2021
Die beliebte Ausstellungsreihe "Ans Licht geholt" des Stadtmuseums Münster geht in die dritte Runde. Diesmal stehen ein außergewöhnliches Handpuppentheater aus dem 1920er Jahren und der künstlerische Nachlass des Schanze-Künstlers Ernst Bahn im Mittelpunkt der Reihe, in der ausgewählte Neuerwerbungen und jüngst restaurierte Werke erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Zum künstlerisch konzipierten Handpuppentheater aus Münster gehören vierzehn Figuren. Die bunte Bemalung und farbenfrohe Kleidung hauchen den ausdrucksstarken Puppengesichtern Leben ein. Unter den Puppen befinden sich beliebte Figuren wie der Kasper, Seppel, Gretel oder auch die Großmutter. Natürlich dürfen Antagonisten wie etwa die Hexe, Tod und Teufel nicht fehlen. Doch das Kasperspiel war früher anders. Als die Jahrmarktsplätze sich in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts verändern, verändert sich auch die Kultur des Puppenspiels. Während man heute positive Vorbilder in den Mittelpunkt stellt, arbeitete man damals mit mahnenden Beispielen. Der Kasper erfährt oftmals eine Darstellung als rauer Geselle, der selbst den Teufel ärgert und dafür die bitteren Konsequenzen tragen muss. Selbst das Gestell des Theaters, das sogenannte Bühnenprospekt, ist ein ungewöhnliches Objekt, da es sich nicht um eine Herstellung 'von der Stange' handelt, sondern von einem Künstler der Zeit im neusachlichen Stil, abstrakt und doch klar im Ausdruck, geschaffen wurde.
Helga Bahn, die Witwe des münsterischen Künstlers und Schanze-Mitglieds Ernst Bahn (1901–1978), hat dem Stadtmuseum Münster in den Jahren zwischen 2000 und 2016 nach und nach den schriftlichen und künstlerischen Nachlass ihres Mannes übereignet, darunter etwa 360 Radierungen sowie 300 Radierplatten. Besonders spannend ist dabei, dass sich neben den gedruckten Blättern auch die zugehörigen Druckplatten erhalten haben. Um die Radierplatten für etwaige Nachdrucke vor Beschädigung zu schützen verwendete Bahn Druckgraphiken als Verpackungsmaterial – eine zu seiner Zeit offensichtlich durchaus gängige Praxis, uns heute jedoch weniger vertraut. Zur Überraschung der Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter stellte sich heraus, dass Bahn zum Verpacken nicht nur eigene Arbeiten verwendete, sondern auch grafische Blätter anderer Künstler, darunter Motive alter Meister, neosurrealistische Radierungen eines unbekannten Grafikers und mehrere Arbeiten Hermann Kätelhöns (1884–1940). Für diese Ausstellung wurde eine Auswahl von ihnen "ans Licht geholt". Die Ausstellung ist bis zum 1. August im Stadtmuseum Münster zu besuchen. Aufgrund der allgemeinen Corona-Lage ist für den Museumsbesuch ein Kontaktformular auszufüllen.