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F24 - besetzt - Geschichte der Frauenstraße 24
29. September 2023 bis 11. Februar 2024 (verlängert)
Das Haus in der Frauenstraße wurde zum Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet und wechselte seitdem mehrmalig die Eigentümer. 1971 erwarb der Immobilienmakler Hans Stürmer das Haus mit dem Ziel, es abzureißen und an seiner Stelle einen Neubau mit teuren Appartementwohnungen zu errichten. Als dies öffentlich bekannt wurde, gründeten die Mieterinnen und Mieter dieses und weiterer vom Abriss bedrohter Häuser die MieterInitiative Münster, um die Abbruchpläne zu stoppen. Als nach der Erteilung der Abbruchgenehmigung durch die Stadt Münster der AStA der Universität Anfang Oktober 1973 vom drohenden Abriss der Frauenstraße 24 erfuhr, wurde das Haus von Wohnungssuchenden besetzt.
Bis zum 4. Februar 2024 zeichnet die aktuelle Ausstellung die Geschichte dieser Besetzung nach. Eindrücklich wird auf ihre Hintergründe eingegangen, auf die Auseinandersetzungen mit dubiosen Maklern und der kommunalen Politik.
In mehreren Themenbereichen wird die lange Geschichte der Hausbesetzung vom Beginn im Oktober 1973 bis zum Erwerb des Gebäudes durch die damals noch landeseigene Entwicklungsgesellschaft (LEG) im Jahr 1981 anhand von Fotos und Dokumenten nachgezeichnet. Durch Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erfahren die Besucherinnen und Besucher viel über die Beweggründe der damaligen Hausbesetzung und gewinnen Eindrücke vom Leben im Haus. Wie verliefen die ersten Tage der Besetzung? Wie gestaltete sich der Kampf mit der städtischen Politik? Verschiedene Rauminszenierungen wie etwa von einem Studierendenzimmer oder der Kneipe Frauenstraße 24 gewähren den Besucherinnen und Besuchern dabei Einblicke in die Lebenswelten der Hausbewohnerinnen und -bewohner und lassen sie das Geschehen nachempfinden.
Die gesamte Zeit der Besetzung über wollten die Aktivistinnen und Aktivisten die Öffentlichkeit einbeziehen, um die Solidarität der Münsteranerinnen und Münsteraner zu gewinnen. Dafür bauten sie Info-Stände auf, starteten Unterschriftenkampagnen und organisierten Demonstrationen. Durch Nachbildungen damaliger Transparente und anderer Objekten wie des "Spekulantenhais", der bei Demonstrationen mitgeführt wurde, vermittelt die Ausstellung einen Blick auf die vielfältigen, kreativen und geschickten Aktionen der Hausbesetzerinnen und Hausbesetzer in der damaligen Zeit.
Die Ausstellung zeigt, dass Widerstand Bestandteil einer gelebten Demokratie ist und dass eine demokratische Kultur von dem unmittelbaren Engagement und der aktiven Beteiligung ihrer Bürgerinnen und Bürger abhängig ist.
Im Museumsshop kann das 2023 im Unrast-Verlag erschienene Buch "Frauenstraße 24 – Geschichte einer erfolgreichen Besetzung", hrsg. von Rita Weißenberg, Bernd Uppena und Dr. Joachim Hetscher, erworben werden.