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Ausstellungen
Gemeinsam für die Kunst: Die Anfänge der Freien Künstlergemeinschaft Schanze
12. November 2019 bis 9. August 2020
Eine Künstlergemeinschaft, die auf eine 100jährige Geschichte zurückblicken kann, ist eine Seltenheit im Kunstbetrieb. 1919 oder 1920, da ist sich die Freie Künstlergemeinschaft Schanze aus Münster selbst nicht so sicher, schlossen sich sechs Maler und Bildhauer zusammen, um gemeinsam Werbung für moderne und aktuelle Kunst zu machen. "Verstört, aus dem Kriege vergrämt, zerfallen mit allem, was uns bis dato geheiligt, gesichert gewesen, doch willenskräftig, fanden wir uns, zu retten was, rettenswert uns erschienen, wenige Männer: Bröker, Hermanns, Liel, Mazzotti , Peppinghege und Röhr; es ging um die Kunst" (F. W. Liel 1930, Kanzler der Schanze).
Die Schanze, wie die Gemeinschaft auch kurz genannt wird, ging hierbei neue Wege. Sie schaffte es, mit anfänglich kleinen und dann immer umfangreicheren Kunstausstellungen, aber auch mit ausgefallenen Karnevalsfesten und anderen Aktionen große Aufmerksamkeit zu erregen und schließlich zu einer bekannten Institution zu werden. Ihre Mitglieder – Bildhauer, Grafiker, Maler und Architekten – prägten nachhaltig das Stadtbild und die Kunstszene während der Zeit der Weimarer Republik in Münster. In den ersten Jahren gehörten auch Musiker, Tänzer und Literaten der Gemeinschaft an, sie gingen später jedoch getrennte Wege. Einen ersten Höhepunkt und somit das erste große Etappenziel erreichte die Schanze 1930 mit einer Doppelausstellung im Landesmuseum der Provinz Westfalen und in den Städtischen Kunststuben. Die Stadt Münster würdigte die Verdienste des Vereins mit einer Ehrenplakette.
Die Ausstellungpräsentiert aus dem Sammlungsbestand des Stadtmuseums sowie mit zahlreichen Leihgaben bedeutende Werke der Gründergeneration der Freien Künstlergemeinschaft Schanze aus den Jahren zwischen 1920 und 1930. Werke von Albert Mazzotti, Josef Wedewer, Friedrich Wilhelm Liel, Bernhard Bröker, Karl Busch, Aloys Röhr, Ernst Bahn, Hans Kraft, Arnold Schlick und Ernst Hase sowie von zahlreichen weiteren heute vielfach vergessenen Künstlern geben Einblicke in eine Zeit, in der die moderne Kunst Einzug hielt in die Provinzialhauptstadt Münster. Die Gemälde, Grafiken, Zeichnungen, Reliefs, Skulpturen, Plaketten und Plakate sind stilistisch geprägt vom Nachkriegsexpressionismus und der Neuen Sachlichkeit. Zu entdecken sind aber ebenso Werke des Spätimpressionismus und der beginnenden abstrakten Malerei im Stil der Künstler des Bauhauses. Auch Gebrauchsgegenstände wurden von Mitgliedern der Schanze gestaltet, wie z.B. ein Service der Porzellanmanufaktur August Roloff von Karl Hauenherm oder Wandteller von Hans Pape.
Eingebettet sind die künstlerischen Arbeiten in das ausgefallene und anekdotenreiche Vereinsleben der Schanze, das in einer handgeschriebenen und illustrierten Chronik festgehalten wurde. Denn: "Die Schanze ist ein ordentlicher und sehr vernünftiger Verein" (Paul Waldow 1933, Kanzler der Schanze).