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Gerhard Westrich: Schwimmbad - Fotografien.
Eine Ausstellung der Friedrich-Hundt-Gesellschaft e.V.
4. September bis 7. November 2021
„Ich schwimme sehr gerne. Die meisten Leute sagen, sie schwimmen am liebsten im See. Bei mir ist das anders. Ich schwimme am liebsten im Schwimmbad. Im Prinzip ist es bei der Arbeit in meinem Atelier sehr ähnlich. Da entwickele ich Ideen, probiere aus, tüftele an Dingen rum, denke nach und bewege mich dabei durch mein kleines Refugium, irgendwie so ähnlich wie ein Krake in einem Aquarium.“ Gerhard Westrich
Die Friedrich-Hundt-Gesellschaft zeigt zahlreiche, auch großformatige Fotos aus der Serie „Schwimmbad“ des Berliner Fotokünstlers Gerhard Westrich. Die im Jahre 2019 entstandene Serie konzentriert sich auf den Menschen im Schwimmbad – keine glamoröse Tier- und Pflanzenwelt lenkt von den Schwimmerinnen und Schwimmern ab. Die Bewegungen, die ein Mensch nur so im Wasser vollführt, stehen im Mittelpunkt. Einzelne Muskelpartien oder Adern treten überaus deutlich hervor und ziehen die Blicke auf die menschlichen Körper. Unschärfen, die durch die andere Dichtigkeit des Wassers verstärkt werden, lassen die Menschen geheimnisvoll anders erscheinen.
Auf allen Fotografien erkennt man Luftblasen – bei den Tauchenden umspielen große Mengen von feinen Luftbläschen die Gliedmaßen. Manchmal ziehen diese Taucherinnen kleine Schwärme von Luftblasen hinter sich, die Teil der Unterwasserwesen zu sein scheinen – ein Schweif wie bei einem Kometen. Andere Schwimmer zerschneiden mit ihren Bewegungen die Wasseroberfläche und verursachen ein wildes Durcheinander von Blasentrauben – große und kleine. Dann scheint die Stille, die bei den Bildern mit den Tauchenden die Bilder beherrscht, zerstört. Selten fällt bei Fotografien auf, dass zu den abgebildeten Handlungen eine Geräuschkulisse gehört. Die Fotografien von Gerhard Westrich scheinen Geräusche in Bilder zu fassen. Und zwar nicht das laute, sich überschlagene Gekreische aus Schulschwimmtagen, sondern das geheimnisvolle Meditative, dass Schwimmer und nicht Badende umgibt.
Die Aufnahmen gewähren besondere Einblicke in die Unterwasserwelt eines Schwimmbads. Und obwohl wir alle beeindruckende Unterwasseraufnahmen beispielsweise aus der Tiefsee gewohnt sind, eröffnen diese Fotografien eine neue Sicht auf das Schwimmbad. Der Künstler fasst es selbst in folgende Wort: „Ich schwimme am liebsten im Schwimmbad. Natürlich gehe ich unter geeigneten Bedingungen auch gerne im See oder im Meer ins Wasser. Aber dort ist das dann eher ein Baden. Im Schwimmbad kann ich so richtig meine Bahnen ziehen – Kacheln zählen, wie manche etwas spöttisch behaupten. Zuallererst ist das für mich eine sportliche Betätigung, die mir wirklich Spaß macht. Darüber hinaus hat es aber auch etwas sehr Meditatives, mit möglichst stilsicheren, kraftvollen wie gleichmäßigen Schwimmzügen eine vorgegebene Strecke zu bewältigen und gleichzeitig auf die richtige Atmung zu achten. Dabei kann ich auch ganz prima über völlig andere Dinge nachdenken und entspannen. Kein trübes Wasser, vielleicht Boote oder ein drohender Krampf verunsichern mich dabei im Schwimmbad. Dieser überschaubare und geschützte Raum gibt mir ein sicheres Gefühl und lässt meinen Sinnen dadurch einen anderen Freiraum.“ Dieser Freiraum zum Meditieren wird für die Betrachterinnen und Betrachter durch die Arbeiten von Gerhard Westrich eröffnet.