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Hanne-Nüte Kämmerer (1903-1981) – Meisterwerke der Textilkunst
21. April bis 25. Juni 2023
Das Stadtmuseum Münster zeigt bis zum 25. Juni das differenzierte und vielschichtige Werk der Textilkünstlerin Hanne-Nüte Kämmerer (1903–1981). In einer kleinen, aber sehr sehenswerten Ausstellung präsentiert das Stadtmuseum drei großformatige Neuerwerbungen und eine kleine Perlstickerei ihres Alterswerks, die von der Innovationskraft der Künstlerin zeugen. Die Werke verdeutlichen, wie sie mit neuen Materialien und viel Neuerungswille neue Dimensionen in der Stickerei schuf.
Die Arbeiten stammen alle aus dem Besitz von Menschen, die Hanne-Nüte Kämmerer lange kannte. Drei Objekte entstammen dem Nachlass des ehemaligen Direktors der Werkkunstschule Münster, Prof. Dipl.-Ing. Fritz Reese. Der fast drei Meter lange, mit einer stilisierten Landschaft bestickte halbdurchsichtige Wandbehang wurde in den 1960er Jahren geschaffen und entfaltet durch seine innovative Materialverwendung seine Faszination. Aus der letzten Schaffensperiode von Hanne-Nüte Kämmerer stammt eine Perlstickerei, die auf neuartige Art und Weise einen Sonnenaufgang vor dem Auge des Betrachters entstehen lässt. Aus dem Haushalt des ehemaligen Leiters der Werkkunstschule stammt auch die Leinenstickerei, die während oder unmittelbar nach dem Ende des Krieges, in einer materialarmen Zeit entstanden ist. Der 2,90 Meter lange Wandbehang mit münsterischen Motiven ist auf Leinen gestickt. Ein Ausdruck der Vielseitigkeit der Künstlerin. Zu sehen sind unter anderem das Rüschhaus, das Täuferwappen mit Käfigen und die Anfangszeilen des Lambertus-Liedes.
Die Präsentation rundet die Schenkung einer Seidenstickerei aus dem Jahr um 1930 ab, die erst 2023 ins Haus kam. Motive und Inschriften verweisen auf die Familiengeschichte der Vorbesitzerin, mit der die Künstlerin befreundet war: Die Städte, die mit dem Leben der Beschenkten Hertha Gunkel – Thüringen, Köln, Paris und Hamburg – sind mit Stadtwappen und wichtigen Baudenkmälern zu erkennen. Die überaus fein ausgeführten Stickereien in Seide stammen aus der ersten Zeit in Münster von Hanne-Nüte Kämmerer: Sie signiert und auf das Jahr 1930 datiert.
Das Lebenswerk von Hanne Nüte-Kämmerer
Die eindrucksvolle künstlerische Entwicklung von Hanne Nüte-Kämmerer, geprägt von neuen und unkonventionellen Gestaltungswegen auf der Grundlage einer überaus souveränen Beherrschung der Techniken der Stickerei und der Nähspitze, wurde durch zahlreiche Auszeichnungen gewürdigt. So erhielt Kämmerer 1954 den Bayerischen Staatspreis, 1962 den Hessischen Staatspreis und 1965 den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen für das Kunsthandwerk auf dem Gebiet der Textilgestaltung. 1973 wurde ihr das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.