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Ausstellungen: Rückblick
Aegidii: Kloster, Kaserne, Markt
28. Februar bis 16. August 2015
Als Standort der Volkshochschule Münster, vieler Geschäfte, Büros, Restaurants und Wohnungen lässt der Gebäudekomplex Aegidiimarkt heute kaum noch etwas von seiner reichen Geschichte erkennen. Vermutlich fragt sich kaum jemand, warum das Gebäude diesen ungewöhnlichen Namen trägt. Im Juni 1815 wurden Westfalen und mit ihm die neue Provinzialhauptstadt Münster Teil des Königreichs Preußen. Anlässlich der Gründung der Provinz Westfalen vor 200 Jahren präsentiert das Stadtmuseum Münster vom 28. Februar bis 16. August 2015 die Ausstellung „Aegidii: Kloster, Kaserne, Markt“ zur Geschichte rund um den ersten preußischen Kasernenneubau in Münster an der Stelle des heutigen Aegidii-Marktes.
Ausgewählt und wissenschaftlich aufbereitet wurden 100 Bilder, Fotos, Karten, Pläne, Zeichnungen, Plakate und Originalobjekte verschiedener Epochen. Die Leihgaben stammen unter anderem aus den Beständen des LWL-Museums für Kunst und Kultur, des Landesarchivs NRW Abteilung Westfalen, der VHS Münster, der Westfälischen Bauindustrie sowie aus Privatbesitz.
Die Aegidiikirche
Seit dem 12. Jahrhundert befand sich mitten in der Innenstadt eine Pfarrkirche, die dem Abt Ägidius von St. Gilles geweiht war. Einige Jahre später wurde an dieser Kirche ein Frauenkloster gegründet. Es war das erste Zisterzienserinnenkloster in Westfalen. Jahrhundertelang beherbergte es Nonnen aus adeligen westfälischen Familien. Erst Ende des 18. Jahrhunderts nahm man dort auch Töchter aus bürgerlichen Familien auf. Das Kloster wurde 1811 aufgelöst. Im Jahr 1821 stürzte die Kirche ein. Doch noch heute ist der Name des Heiligen fest mit dem Platz verbunden.
Die Aegidiikaserne
Aufgrund der schon 1814 in Preußen eingeführten allgemeinen Wehrpflicht stieg die Zahl der Soldaten auch in Münster stark an. Die in der Stadt stationierten Militärangehörigen wurden in Privathäusern untergebracht, was den Bürgern sehr missfiel. Später wurden sie in den aufgelösten Klöstern untergebracht. Zugleich begann man mit den Planungen mehrerer Kasernen, unter anderem schon 1816 an der Stelle des Aegidiiklosters. Nach dem Einsturz der Aegidiikirche bot sich das Gelände für den Neubau einer großen Kaserne geradezu an. Die 1831 fertig gestellte Aegidii-Kaserne wurde von dem Infanterie-Regiment Nr. 13 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs genutzt. Auf dem Platz vor der Kaserne fanden der Send und viele andere Veranstaltungen statt. Bis zur fast vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurden die Kasernengebäude dann als Polizeischule und militärisches Hauptversorgungsamt genutzt.
Der Aegidiimarkt
Die von den Trümmern geräumte Freifläche diente seit Mitte der 1950er Jahre als Parkplatz, ehe ab 1975 der große Aegidii-Markt mit einer Tiefgarage errichtet wurde, in dem sich neben Geschäften, Büros, Restaurants, Wohnungen und Schulungsräumen, sogar ein Zivilschutzbunker befindet. Zuvor hatten die umfangreichen Ausschachtungsarbeiten an der Baustelle zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels und erheblichen Schäden an benachbarten Kirchen und Gebäuden der Universität geführt. Bald erhielt der unfertige Aegidiimarkt den damals allgemein bekannten Beinamen "tiefstes Loch Münsters".
Die Ausstellung veranschaulicht lebendig die Gestaltung und unterschiedliche Nutzung dieses zentralen innerstädtischen Geländes. Besonderes Interesse dürften dabei die zahlreichen aktuellen Fotos aus dem Zivilschutzbunkerbereich finden. Diese erscheinen heute schon fast wieder historisch, da sich der Bunker gerade in der Auflösung befindet. Er hätte Platz für 3.000 Personen geboten.