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Ausstellungen: Rückblick
Das untergegangene Münster - Fotos von 1940 bis 1945
Anfang Juli 1941 war das Gebiet um die Maximilianstraße durch Bombenangriffe völlig verwüstet worden.
28. Oktober 2014 bis 7. Juni 2015
1945 glich Münster eher einer antiken Ruinenstadt als einer mitteleuropäischen Stadt des 20. Jahrhunderts. Vielen der jüngeren Generation wird gar nicht auffallen, dass die Innenstadt Münsters nach dem Zweiten Weltkrieg eine nahezu vollständige Neuschöpfung ist. Als Garnisons-, Verwaltungs- und Handelsstadt wie auch als wichtiger Knotenpunkt am Dortmund-Ems-Kanal zwischen Ruhrgebiet, dem Norden und der Mitte Deutschlands wurde die Stadt durch die neue Form der Luftkriege besonders schwer getroffen. Da die Zeitzeugen immer weniger werden, verblasst rund siebzig Jahre nach Kriegsende allmählich die Erinnerung an das historische Münster. Die neue Ausstellung "Das untergegangene Münster – Fotos von 1940 bis 1945" im Stadtmuseum Münster präsentiert Ansichten – viele zum ersten Mal – der im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs untergegangenen Stadt.
Aus dem umfangreichen Bestand des Stadtmuseums, des Stadtarchivs und der aus Privatbesitz zur Verfügung gestellten Aufnahmen wurden rund 150 Fotos ausgesucht, die Ansichten zerstörter Straßenzüge oder Hauptbauten in der Innenstadt, aber auch Bombentreffer im Außenbereich zeigen. Als Grundlage für die Ausstellung dienten die Negative aus dem Nachlass der Fotografen Viktor Jack und Clemens Hülsbusch aus dem Bestand des Stadtmuseums. Ergänzt wird die Ausstellung durch Aufnahmen der im Auftrag der Stadt Münster erstellten Kriegschronik von Dr. Franz Wiemers sowie durch Fotos aus zwei weiteren Sammlungen, die in offiziellem Auftrag entstanden sind und erst vor wenigen Jahren für das Stadtmuseum Münster gesichert werden konnten. Einige wenige weitere Aufnahmen stammen aus Privatbesitz. Privataufnahmen der Kriegszerstörung waren streng verboten und wurden mit zunehmender Dauer des Kriegs immer seltener.
Zahlreiche Aufnahmen von Clemens Hülsbusch und Viktor Jack konnten nur unter Zuhilfenahme vieler Hilfsmittel und datierter Fotos identifiziert werden. Die Datierung erfolgte oft mit Hilfe zeitgenössischer Quellen wie etwa Tagebucheinträgen. Wesentlich für die Feststellung des exakten Standpunkts des Fotografen und seiner Blickrichtung waren alte Stadtpläne wie der Innenstadtplan von 1934 oder der Stadtplan von 1939, die detailliert die Bebauung festhalten. Nicht minder wichtig waren Luftaufnahmen aus den 1930er Jahren wie auch die Adressbücher aus den letzten Vorkriegsjahren.
Die Zerstörung Münsters und ihre Dokumentation in Fotos
Von 1939 bis 1945 fanden insgesamt 102 Luftangriffe auf Münster statt. Innerhalb des Promenadenrings war die Stadt 1945 zu über neunzig Prozent zerstört. Auch in den umliegenden Stadtteilen waren die Schäden erheblich. Das zum Zentrum hin abnehmende Ausmaß der Zerstörung macht deutlich, dass die Innenstadt und das Bahnhofs- und Hafengebiet die unmittelbaren Angriffsziele waren. Die ersten Angriffe auf den Hafen im Jahr 1940 dokumentieren Fotos von Clemens Hülsbusch.
Erstmals wurden mit dem Angriff vom 10. Oktober 1943 Häuser am Prinzipalmarkt getroffen und im Aegidiiviertel ganze Straßenzüge dem Erdboden gleichgemacht, wie ein Foto der Kreuzung von Aegidiistraße und Rothenburg belegt. Zeitgenössische Berichte überliefern, dass die Straße nach dem Angriff zu beiden Seiten lichterloh brannte und es viele Opfer unter den Bewohnern gab. Den Untergang Münsters besiegelten die Bombardements der Jahre 1944 und 1945. Die Angriffe von 1944 sind noch durch Aufnahmen von Clemens Hülsbusch und Viktor Jack dokumentiert. Fotos der durch die schweren Luftangriffe in den letzten Kriegsmonaten verursachten Zerstörungen sind jedoch bislang nicht bekannt.
Die präsentierten Ansichten lassen nur erahnen, wie schlimm der Alltag zwischen dem Ausharren im Bunker und dem Verlust von Familienangehörigen, Freunden und Habseligkeiten gewesen sein und welch furchtbarer Anblick sich den Münsteranerinnen und Münsteranern damals geboten haben muss.
Zur Ausstellung ist ein gleichnamiger Katalog (Aschendorff Verlag) zum Preis von 16,80 Euro im Museumsshop erhältlich.
Flyer zur Ausstellung
(PDF, 933 KB)