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Ausstellungen: Rückblick
Der Maler Fritz Grotemeyer - Orientreise 1916
24. Juni bis 6. November 2016
Während des Ersten Weltkriegs war der münsterische Maler Fritz Grotemeyer als Bildberichterstatter für die "Leipziger Illustrirte Zeitung" tätig. Auf Einladung des türkischen Kriegsministers reiste er im Jahr 1916 in das mit den Deutschen verbündete Osmanische Reich. Die Suche nach Motiven vom türkischen Kriegsschauplatz führte Grotemeyer von Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) zu kleineren Stützpunkten an den Dardanellen und in Anatolien ebenso wie nach Damaskus, Jerusalem oder auf die Halbinsel Sinai.
Die Ausstellung "Der Maler Fritz Grotemeyer – Orientreise 1916" im Stadtmuseum Münster zeigt etwa 60 Bleistiftzeichnungen und Ölskizzen von Menschen und Landschaften, die vor Ort entstanden sind. Geprägt sind seine Darstellungen vom Blick des Historienmalers in der Tradition des 19. Jahrhunderts, der die Motive möglichst realistisch, aber vielfach mit dem exotischen Flair des Orients abbildete. Anders als erwartet, konnte Grotemeyer keine Kriegshandlungen dokumentieren.
Einladung und Reiseverlauf
Der in Münster geborene und in Berlin lebende Historienmaler Fritz Grotemeyer (1864–1947) hatte im Kriegsjahr 1915 die Westfront in Belgien und Nordfrankreich bereist und zahlreiche Zeichnungen der militärischen Auseinandersetzungen für illustrierte Zeitungen angefertigt. Zurück in Berlin lernte er Ende 1915 die Schwester des türkischen Kriegsministers Enver Pascha kennen. Durch diesen Kontakt ergab sich eine persönliche Einladung des Kriegsministers in die Türkei, der darum bat, die "heldenhaften" Kampfhandlungen der osmanischen Armee mit dem Zeichenstift festzuhalten und zu veröffentlichen.
Bereits im Februar 1916 reiste Grotemeyer als Bildberichterstatter nach Konstantinopel und von dort aus in entlegene Gebiete des damaligen Osmanischen Reiches. Heute gehören diese Gegenden zur Türkei, Syrien, dem Libanon, Palästina, Israel oder Ägypten. Der Maler schloss sich auf einem Teil seiner Reise einer deutschen Truppeneinheit an, zeitweise war er allein unterwegs. Soweit möglich, nahm Grotemeyer die Bagdadbahn, er nutzte aber auch Kamele, Pferdewagen, Ochsenkarren und verschiedene Kraftfahrzeuge.
Erkrankung und Rückkehr
Fritz Grotemeyer war von den unterschiedlichen Landschaften und den Menschen, denen er begegnete, fasziniert. Die ständig wechselnden Lichtverhältnisse, der Dunst, aber auch Sandstürme, die Hitze und allerlei Ungeziefer, stellten ihn vor besondere künstlerische und gesundheitliche Schwierigkeiten. Letztlich forderten die Strapazen der Reise von Grotemeyer einen hohen körperlichen Tribut, und er musste sein Unternehmen abbrechen. Als er Ende August 1916 wieder Konstantinopel erreicht hatte, stellte man eine schwere Form der Malaria bei ihm fest, die ihm fast das Leben gekostet hätte. Als Folge der Krankheit verlor er sein Gehör.
Bis zu seiner Rückkehr nach Berlin im November 1916 entstanden mehrere hundert Öl- und Bleistiftskizzen in kleinem, transportablem Format auf Karton und Papier. Grotemeyer fertigte nach diesen Skizzen später auch ausgearbeitete Zeichnungen und einige großformatige Gemälde an. Die in der Ausstellung präsentierten Werke stammen aus dem Besitz des Stadtmuseums; Fritz Grotemeyer hatte sie noch zu seinen Lebzeiten im Jahr 1939 der Stadt Münster überlassen.