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Ausstellungen
Miia Autio (Finnland) - Variation of White
1. September bis 11. November 2018
Ist Weiß immer gleich Weiß und Schwarz immer gleich Schwarz? Was sehen wir wirklich bei der Betrachtung eines Bildes? Eigene Vorurteile und individueller Umgang mit gesellschaftlichen Werten und Annahmen prägen unsere Sichtweisen in besonderer Weise, wie die Arbeit, die von der Friedrich-Hundt-Gesellschaft im Stadtmuseum Münster ausgestellt wird, von Miia Autio eindrucksvoll verdeutlicht.
In ihrer Serie Variation of White präsentiert die Fotokünstlerin zwölf Portraits von Männern und Frauen, die bunt gemusterte Kleidung, Schmuck und traditionelle Kopfbedeckungen tragen. Allem Anschein nach sind die Dargestellten afrikanischer Abstammung. Für erste Irritationen beim Betrachter sorgt die röntgenartige Optik der Bilder: Nicht das Positiv wurde für den Abzug verwendet, sondern das Negativ. Diese Form der Darstellung drängt sich in „sein“ Bild und lässt Zweifel beim Betrachter aufkommen, ob die Annahme, Menschen mit dunkler Haut zu sehen, und der wahre Bildgegenstand tatsächlich übereinstimmen. Schnell fällt auch ein roter Punkt ins Auge, der bei allen Portraits an der gleichen Stelle positioniert ist. Fixiert man ihn mehrere Sekunden und schaut dann auf eine weiße Fläche, bildet sich auf der Netzhaut des Betrachters das negative Nachbild des gerade gesehenen Bildes ab. Die dargestellten Personen erscheinen nun mit heller Hautfarbe. Sobald Informationen, die vom Auge vermittelt werden, vom Gehirn zu langsam verarbeitet, entsteht die Illusion eines solchen Nachbildes. Hier drängen sich Parallelen zur Entstehung von Vorurteilen auf, die sich nach genauerer Befassung als unwahr herausstellen können. Mit der Technik der Umkehrung etabliert Miia Autio eine Bildsprache, die die Subjektivität des Blickes und die Konfrontation mit den eigenen Vorurteilen intensiv spürbar werden lässt.
Nichts alles ist, wie es scheint: In Variation of White portraitiert die Fotokünstlerin junge Männer und Frauen in Tansania mit Albinismus, Menschen mit heller Haut- und Haarfarbe. Sie gehören zu einer Minderheit, die wegen ihres Aussehens diskriminiert und ausgegrenzt werden. In den Blick auf die hier gezeigten Portraits schieben sich grundsätzlich Fragen nach dem Wahrheitsgehalt von Fotografie und nach dem eigenen Wertesystem. Es gilt, das Selbstbild im Abgleich mit dem kulturellen und gesellschaftlichen Kontext, in dem wir leben, permanent zu hinterfragen.
Miia Autio wurde 1986 in Reisjärvi / Finnland geboren. Sie absolvierte ein BA-Studium visuelle Kommunikation an der University of Applied Science in Lahti (2010-2015) sowie Fotografie und Medien an der Fachhochschule in Bielefeld (2013-2016). Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt (u.a. Fotografiemuseum Helsinki, Deichtorhallen Hamburg, NRW-Forum Düsseldorf). Sie erhielt verschiedene Auszeichnungen, u.a. „gute aussichten – neue deutsche fotografie“ (2016/2017), photothales (2017). Miia Autio lebt und arbeitet in Helsinki.
Zur Homepage von Miia Autio:
www.miiaautio.com