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Ausstellungen
Thomas Kellner: Black & White
7. September bis 10. November 2019
Gebäude zerfallen in Stücke, schwanken von einer Seite zur anderen, wackeln mit den Hüften: Die Bilder von weltweit bekannten Sehenswürdigkeiten vermitteln den Eindruck tanzender Architektur.
Eine Auswahl aus Thomas Kellners Serie "Black & White" zeigt analoge Schwarzweiß-Kompositionen aus dem Zeitraum von 1997 bis 2005. Kellners Hinwendung zur Architektur und zu immer komplexeren Kompositionen beginnt im Jahr 1997 mit der Entstehung einer mehrteiligen Reihe von Fotografien des Eiffelturms. Diese aus 36 Kontaktabzügen eines Films zusammengesetzten Porträts des Pariser Wahrzeichens verstehen sich als Hommage an Robert Delaunay und den Kubismus – eine Verwandtschaft zu Delaunays Gemälden des Eiffelturms der Jahre 1909 bis 1912 ist unverkennbar. Kellner zerlegt Gebäude, in dem er die Architektur aus mehreren Aufnahmen hintereinander zerlegt und anschließend die Filmstreifen in Originalgröße zu einer Gesamtkomposition zusammensetzt. Mit dieser Technik werden die Objekte gleichzeitig scheinbar aus verschiedenen Perspektiven gezeigt.
Alle Arbeiten Thomas Kellners aus "Black & White" fügen sich aus jeweils 36, 72 oder aus mehr Einzelbildern der 35mm Kleinbildfilmen zusammen, die während der jeweiligen Shootings belichtet wurden. Seit 1997 nutzt er konsequent ausschließlich die Abzüge als Kontaktbögen. Deutlich erkennbar ist die Montagetechnik an den horizontal verlaufenden Schwarzstreifen zwischen den einzelnen Bilderreihen, die die fortlaufende Negativnummerierung tragen. Aus der Anzahl der beim Shooting verwendeten Filme leitet sich demnach auch die Bilddimension her, da es sich um eine Montage mit 1:1 Kontaktabzügen handelt.
Kellner überträgt die internationale Strömung des Dekonstruktivismus von der Architektur in die Fotografie, indem er Bauwerke fotografiert, sie zersplittert und anschließend in ein heterogenes Formenkonglomerat zusammenfügt. Die Leichtigkeit und Dynamik, die von den Bauwerken des Dekonstruktivismus ausgeht, erzeugt Kellner mit seiner Kamera. Scheint das Gebäude auf der Fotografie auch beinahe einzustürzen, gehen seiner Arbeit weitreichende Planungen und Berechnungen voraus. Mit diesem exakten Arbeiten im Voraus schließt sich der Künstler dem Konstruktivismus an.
Kellners kreativer Prozess beinhaltet Konstruktion, das fertige Werk gleicht auf dem ersten Blick eher einer Dekonstruktion. Doch der intensive Blick macht deutlich, dass seine Kompositionen vielmehr den Blick des Betrachters re-konstruieren: Seine Werke imitieren das Wandern des Auges, das uns Teile des Ganzen zeigt, die zu einem Werk zusammengeführt werden.
Thomas Kellner wurde 1966 in Bonn geboren. Er studierte Kunst, Soziologie, Politik und Wirtschaft an der Universität Siegen. 1996 erhielt er den Kodak Nachwuchs-Förderpreis, der ihn zu einem Leben als Künstler ermutigte. Seit dieser Zeit lebt Kellner als Künstler und Kurator fotografischer Ausstellungsprojekte in Siegen. 2003 wurde er in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen.
Thomas Kellner hat seine Arbeiten seit 2002 in Einzelausstellungen in Deutschland, Australien, Russland, China, Frankreich, Polen, Dänemark, Brasilien und in den USA gezeigt und war an zahlreichen Gruppenausstellungen und Publikationen beteiligt. Seine Arbeiten sind in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten.
www.thomaskellner.com