Seiteninhalt
Ausstellungen: Rückblick
Vor 50 Jahren - Münster 1967
9. Dezember 2016 bis 3. Dezember 2017
Vor 50 Jahren pflegte Münster alte Traditionen wie das Kramermahl oder den Guten Montag, doch auch Neues wurde ausprobiert. 240 Stunden stand zum Beispiel die münsterische Band "The Dandy’s" ununterbrochen auf der Bühne und stellte damit einen neuen Rekord im Beat-Marathon auf. Militärparaden und Studentenproteste, kirchliche Prozessionen und Marktgeschehen: Die Ausstellung "Vor 50 Jahren – Münster 1967" lässt die damalige Zeit wieder lebendig werden.
Rund 80 Aufnahmen der Pressefotografen Willi Hänscheid und Rudolf Krause zeigen wichtige Ereignisse in Münster ebenso wie den Alltag der münsterischen Bevölkerung. Für die Ausstellung hat das Stadtmuseum seinen aus mehreren hunderttausend Negativen und Abzügen bestehenden Sammlungsbestand Fotografie weiter ausgewertet. "Münster 1967" ist die achte Präsentation der Reihe "Vor 50 Jahren", die bislang fast 400.000 Besucherinnen und Besucher im Stadtmuseum gesehen haben.
Neue Stadtviertel und Städtefreundschaften
Mit steigenden Einwohnerzahlen dehnte sich Münster in den 1960er Jahren beständig aus. Große Neubaugebiete gab es in alten am Stadtrand liegenden Gebieten wie Gievenbeck oder in neu angelegten Stadtteilen wie Aaseestadt und Coerde. Im Nordosten Münsters konnten 1967 nach und nach Geschäfte und soziale Einrichtungen wie die katholische Volksschule oder die Zweigstelle der Stadtbücherei genutzt werden, das Einkaufszentrum am Hamannplatz – der Coerdemarkt – wurde offiziell eröffnet.
Zur Einweihung des Coerdemarkts gab sich auch der Bürgermeister der französischen Partnerstadt Orléans, Roger Secrétain, die Ehre. Überhaupt pflegte Münster seine Städtefreundschaften intensiv. So feierte man im Sommer 1967 eine deutsch-französische Hochzeit im Zeichen der Jumelage, und anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen Münster und dem englischen York kamen auch zahlreiche Gäste aus Frankreich. In Orléans wiederum bahnte sich eine ganz neue Städtefreundschaft für Münster an, nämlich die mit der norwegischen Stadt Kristiansand.
Studentische Proteste nahmen zu
Nach dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg bei einer Demonstration in Berlin im Juni 1967 gingen auch in Münster Studierende auf die Straße. Studentische Proteste in der Domstadt nahmen zu. Im Dezember des Jahres fuhren über 700 Studierende der Pädagogischen Hochschule I in die Landeshauptstadt Düsseldorf, um dort gegen Missstände an ihrer Hochschule zu protestieren. Andere Aktionen richteten sich gegen schlechte Ausbildungsbedingungen oder gegen eine Preiserhöhung in der Mensa.
In ihrer Freizeit hatten Münsters Bürgerinnen und Bürger die Wahl zwischen Hoch- und Populärkultur, zwischen Tradition und Moderne. Für den eher jugendlichen Geschmack gab es Beatkonzerte; im Kino lief "Helga", der erste Aufklärungsfilm der Bundesrepublik. Wer es gediegener mochte, feierte im Theater Münster das 65. Bühnenjubiläum von Tilla Durieux, der großen alten Dame des deutschsprachigen Theaters, oder besuchte die Ausstellung des deutsch-israelischen Künstlers Jakob Steinhardt in den Räumen der Freien Künstlervereinigung Schanze.
Zur Ausstellung ist ein Katalog im Aschendorff Verlag erschienen, er kostet 9,80 Euro.