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Vor 50 Jahren - Münster 1970
13. Dezember 2019 bis 29. November 2020
1970 war ein Jahr, das für weltweites Aufsehen sorgte. Im Frühjahr führte die Explosion eines Sauerstofftanks des US-amerikanischen Raumschiffs Apollo 13 für den Abbruch der geplanten Mondlandung. Das Eingreifen von US Truppen und südvietnamesischen Verbänden in die Kampfhandlungen in Kambodscha hatte neue Protestbewegungen zur Folge. Das letzte Beatles-Album "Let it Be" erschien im Mai, und gleichzeitig gab Bass-Gitarrist Paul McCartney seine Trennung von der Gruppe bekannt. In Deutschland begann Willy Brandt eine neue Entspannungspolitik zwischen der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik. Im Dezember kniete er zur Kranzniederlegung vor dem Denkmal für die Opfer des Warschauer Ghettos . Es waren Zeichen der Demut und der Bitte um Versöhnung und Vergebung für die Verbrechen Deutschlands im Zweiten Weltkrieg.
Mehr als eine halbe Million Menschen wurde 1970 in Deutschland geboren, einige Tausend davon in Münster. Eine Stadt, die zwischen Protest und heiler Welt stand. Vor allem junge Menschen demonstrierten für mehr Bildung, gegen hohe Mieten und eine gedankenlose Konsumgesellschaft. Gleichzeitig entwickelte sich Münster städtebaulich weiter. Die Innenstadt veränderte sich zügig: Die Arbeiten am Allwetterzoo gingen voran und die Boniburg wurde gesprengt. Doch nicht alle geplanten Bauprojekte konnten umgesetzt werden. Während ein "Super-Alten-Zentrum" nicht gebaut wurde, entstanden in Berg Fidel die ersten 16 dringend benötigten Wohneinheiten. Die technische Ausstattung der Stadt verbesserte sich stetig und die Augenklinik der Westfälischen Wilhelms-Universität gehörte zu den modernsten weltweit.
Münster war auch ein Ort zahlreicher Highlights. International bekannte Künstler von Howard Carpendale, Udo Jürgens bis Deep Purple sorgten für eine ausverkaufte Halle Münsterland. Anfang Oktober gab das renommierte Ensemble des Anatevka-Musicals Vorstellungen. Doch blieben die Menschen in Münster immer ein Teil der Perspektive. Einzelne Anwohner brachten Programme für benachteiligte Mitmenschen ins Rollen, Städtepartnerschaften wurden erneuert und Münster erlebte seinen ersten Weihnachtsmarkt. 1970 war gleichzeitig ein sportliches Jahr: Die Tanzweltmeisterschaft fand in Münster ihre Sieger und auch der Motorsport erfreute sich großer Beliebtheit.
Dies sind nur einige Facetten des Lebens, das sich vor 50 Jahren in Münster abspielte. Einige haben bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. Mit der Rückblende "Münster 1970" auf die Schlagzeilen eines Jahres zeigt das Stadtmuseum die nunmehr elfte Präsentation der überaus erfolgreichen Reihe "Vor 50 Jahren". Tausende Negative aus dem reich bestückten Nachlass des Bildchronisten der Westfälischen Nachrichten Rudolf Krause wurden für die aktuelle Schau gesichtet. Auch der münstersche Fotograf Berthold Socha steuerte Aufnahmen bei. Sie laden zu einer ebenso abwechslungsreichen wie informativen Zeitreise durch das Stadtbild, durch Politik, Kultur und Freizeit ein. Bis heute haben sich fast eine Million Besucherinnen und Besucher auf diese Zeitreisen mitnehmen lassen.
Zur Ausstellung ist ein Bildband erschienen. Er ist für 9,80 € vor Ort, online im Museumsshop und direkt beim Aschendorff Verlag erhältlich.