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Ausstellungen: Rückblick
Westfalen hilft Köln - Die Wiedergeburt eines Archivs
30. September 2014 bis 11. Januar 2015
Am 3. März 2009 verkündeten die Nachrichten eine für viele Menschen unfassbare Meldung – Das Stadtarchiv in Köln ist um 13.58 Uhr binnen weniger Minuten eingestürzt. Bis heute sind die Ursachen für den Einsturz nicht eindeutig geklärt. Ein Zusammenhang mit dem U-Bahnbau wird jedoch von vielen für wahrscheinlich gehalten. Zwei junge Menschen verunglückten tragischerweise tödlich. Wertvolles historisches Gut von Weltbedeutung schien zunächst unter dem Schuttberg verloren. Die Ausstellung "Westfalen hilft Köln – Die Wiedergeburt eines Archivs" im Stadtmuseum Münter widmet sich dem Thema der Unterstützung nach der Katastrophe und dem Wiederaufbau des Historischen Archivs der Stadt Köln durch zahlreiche westfälische Archive. Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit von Archiv und Museum.
Über zwei Jahre bargen Helfer aus ganz Deutschland sorgsam tausende von Akten, Urkunden, Fotografien, Plänen und anderen Dokumenten aus dem anfangs fast acht Meter hohen Schuttberg. Professionelle Einsatzhelfer der Feuerwehr durchsuchten auf dem Bauschutt kniend und an Seilen hängend stundenlang den Schutt nach Archivgut. In einer Fotogalerie werden der Einsturz, die Bergung sowie die verschiedenen Phasen der Erstversorgung thematisch gegliedert. Außerdem wird den institutionellen und persönlichen Helferinnen und Helfer aus ganz Westfalen in einer eigenen Schau gedankt. Ein besonderer Schwerpunkt bildete dabei neben Detmold, Gelsenkirchen unter anderem Münster, wo das Landesarchiv und das LWL-Archivamt umfassende Hilfe gewährten.
Aus den bereits wieder hergestellten Archivalien wurden ca. 50 Ausstellungsstücke mit westfälischem Bezug in Form von Dokumenten, Urkunden, Büchern oder Briefen ausgewählt. Die in der Ausstellung präsentierten Stücke aus der Zeit des Mittelalters bis in die Gegenwart bezeugen die politischen, religiösen, kulturellen, wirtschaftlichen und biografischen Verknüpfungen der beiden Landschaften Rheinland und Westfalen. "Kölner und westfälische Geschichte gehörten von Anbeginn an eng zusammen – schon zu einer Zeit, als es die Bezeichnungen Köln und Westfalen noch gar nicht gab", bemerkt Ausstellungskurator Dr. Max Plassmann vom Historischen Archiv der Stadt Köln. Die Archivalien wurden jeweils unter den verschiedenen thematischen Aspekten zusammengefasst. Das Thema "Kriege und Krisen" wird durch Konrad Kyesers reichbebilderter Handschrift "Bellifortis - Kriegstechnik zur Zeit der Soester Fehde" um die Mitte des 15. Jahrhunderts veranschaulicht. Sie dokumentiert eine der letzten größeren regionalen Kämpfe zwischen Westfalen und Köln. Die Besucher können nicht nur eine originale Doppelseite sehen, sondern in der gesamten digitalisierten Handschrift blättern.
Neben der Darstellung der Hilfe aus Westfalen und den rheinisch-westfälischen Beziehungen, sollen vor allem auch die aktuelle Situation, Aufgaben und Restaurierungsmaßnahmen des wiederentstehenden Kölner Stadtarchivs veranschaulicht werden. Wichtige Besucherfragen wie: "Wie restauriert man feuchtes Archivgut?" oder "Was ist eine Blumenkohlakte?", werden über vielfältige interaktive Angebote beantwortet. Hierzu wurden 19 Riech-, Fühl- und Videokästen an einer Mitmachwand entworfen. Besucherinnen und Besucher können zum Beispiel über Fühlkästen einmal einen Latexschwamm anfassen, mit dem Staub und Verunreinigungen von Papier entfernt werden. Eine besondere Neuheit in der Präsentation sind außerdem digitale Texttafeln. Diese ermöglichen, Exponate auch multimedial zu erschließen. So kann in Handschriften digital geblättert oder auch Details herangezoomt werden. Es können sogar Vergleichsstücke gezeigt und Bewegtbilder abgerufen werden. Für die Präsentation wurden eigens Kurzfilme erstellt, die wichtige Akteure porträtieren oder grundsätzliche Fragen wie solche nach Siegeln oder Handschriften beantworten.
Zeichnungen des Künstlers Rolf Escher, die im Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum des Archivs in Köln entstanden sind, runden die Präsentation ab. Zur Ausstellung ist eine 44-seitige Broschüre mit über 50 Abbildungen zum Preis von 5 Euro erschienen, die im Museumsshop des Stadtmuseums erhältlich ist. Im Rahmen der Präsentation wird außerdem ein Begleitprogramm angeboten.
- Flyer zur Ausstellung (PDF, 329 KB)