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Filme
Interview mit Anton Moho
Anton Moho war bis 2020 Produzent der Wilsberg-Krimis bei Warner Bros. International Television Production.
Wie ist man auf die Figur des Privatdetektiven Wilsberg aufmerksam geworden?
Anton Moho: Auf der Suche nach neuen Krimi-Figuren bekam der ZDF-Redakteur Martin Neumann den Tipp, die Münster-Krimis um den Privatdetektiv Georg Wilsberg von Jürgen Kehrer zu lesen. Er war sofort angetan von der schrulligen Figur des Privatdetektivs, das ZDF war begeistert, einen Krimi in Münster zu etablieren, und Cologne Film hat sofort ein Drehbuch entwickeln lassen. Das war die Basis für eine lang anhaltende Erfolgsgeschichte. Wir starteten damit Mitte der 1990er und zu dieser Zeit spielte jeder Krimi in Berlin. So war es für den Zuschauer interessant und wohltuend, mal eine andere Stadt, eine andere Landschaft und damit ein anderes Lebensgefühl vermittelt zu bekommen. Münster als kleinere Stadt bietet den Charakteren einen anderen Hintergrund. Das beginnt bei der Fortbewegung, wir können unsere Figuren die Stadt mit dem Fahrrad und zu Fuß entdecken lassen. Und endet noch lange nicht bei dem Umstand, dass in Münster jeder jeden kennt.
Mit der 25. Folge Wilsberg konnten Sie ein kleines Jubiläum feiern, weitere sind geplant. Hätten Sie mit einem solchen Dauerbrenner gerechnet? Was ist Ihrer Meinung nach das Rezept dieses Erfolgs?
A.M.: Jeder wünscht sich solch einen Dauerbrenner und keiner kann damit rechnen. Der Erfolg kommt zum einen wirklich aus dem Umstand, dass hier eine kleinere Stadt Zentrum von Kriminalgeschichten geworden ist, die bis dahin im Fernsehen nicht oft zu sehen war. Das man sich in so einer Stadt anders bewegt, die Geschichten anders erzählt. Dazu kommt die einmalige Figur eines Antiquars, der auch Privatdetektiv ist, und schließlich von einem Münsteraner, Jürgen Kehrer, entwickelt worden ist.
Was sind die interessanten Motive in Münster?
A.M.: Zum einen sind das die historischen Motive, die Innenstadt, der Prinzipalmarkt. Und es gibt ein paar reizvolle Gegensätze von jung und alt in der Architektur, die wir immer mal wieder zeigen. Aber auch das Umland ist interessant für die Geschichten. Münster ist keine Großstadt, und das ist der besondere Charme. Die ländliche Umgebung mit ihrer Agrarwirtschaft prägt die Stadt ebenso. Deswegen versuchen wir in den Wilsberg-Krimis die ländlichen Strukturen immer wieder aufzuzeigen. Aber eines gilt für mich, wenn man einen Film in Münster dreht, muss man den Prinzipalmarkt zeigen, man sieht schließlich auch in jedem New York Film die Skyline von Manhattan.
Wie sehen die Drehvorbereitungen in Münster aus?
A.M.: Wir suchen einen Locationscout, der sich vor Ort auskennt, und der uns Vorschläge macht für die Motive, die im Drehbuch verlangt werden. Dann machen wir mit dem Regisseur eine Motivbesichtigungen und treffen dann die Auswahl. Der Regisseur hat seine eigenen Bilder im Kopf und manchmal trifft die erste Auswahl nicht sofort die Ideenwelt des Regisseurs, Aber bisher sind wir bei den Motiven in Münster immer fündig geworden. Die Kooperation ist hervorragend, wir stoßen fast überall auf Bereitschaft mitzumachen und die Anmietung der Motive geschieht zu fairen Preisen.
Wie ist die Unterstützung durch die Stadt? Gibt es Probleme bei den Drehgenehmigungen?
A.M.: Drehgenehmigungen sind selten ein Problem, wir haben sehr gute Erfahrungen in Münster gemacht. Wir versuchen, so früh wie möglich mit den zuständigen Stellen zusammenzuarbeiten. Wir konnten immer das drehen, was wir geplant haben. Natürlich sind Absperrungen für Dreharbeiten auf dem Prinzipalmarkt nicht einfach bzw. können nur zu bestimmten Tageszeiten stattfinden, der Münsteraner kennt das Verkehrsaufkommen auf dem Prinzipalmarkt und weiß, was ich meine! Aber das Motiv ist für Filmaufnahmen sehr attraktiv. Absperrungen dieser Art sind in Köln mittlerweile schwieriger zu realisieren, das ist ebenfalls ein guter Grund in Münster zu drehen.
Fühlen sich Filmteam und Schauspieler wohl in Münster?
A.M.: Das Team freut sich immer auf die Tage in Münster, es ist ein bisschen wie Ferien, obwohl das Drehpensum keinesfalls geringer ist. Die Stadt ist überschaubar und trotzdem kulturell interessant, es gibt gute Hotels, sogar etwas günstiger als in Köln. Münster hat einen großen Freizeitwert, und das Team hat in Münster immer eine gute Stimmung. Dazu kommt, dass die meisten Münsteraner sich auf Filmarbeiten in ihrer Nähe noch freuen und natürlich auf unsere Hauptfigur: Wilsberg, Leonard Lansink.
Wie verläuft die Zusammenarbeit mit dem Filmservice Münster.Land?
A.M.: Ohne Filmservice Münster.Land kein Film oder Fernsehen in Münster. So einfach kann man das sagen. Es ist von unschätzbarem Vorteil, dass die Produktionsfirma einen Ansprechpartner hat, zu dem sie mit jeder Frage kommen kann. Und auch das Vorher und Nachher bei Dreharbeiten, z.B. die Kino-Premieren, würden ohne den Filmservice nicht stattfinden.