Verstehen statt verachten: "Dialoge zum Frieden" stellen Denkmäler in den Fokus
Zum Jubiläum „375 Jahre westfälischer Frieden“ lädt die städtische Veranstaltungsreihe „Dialoge zum Frieden“ mit einem besonderen Programm ein. Im Mittelpunkt steht die Diskussion um Denkmäler und Erinnerungskultur. Dazu gibt es eine öffentliche Tagung und zwei Formate für junge Menschen.
Tagung „Verehrt-verachtet-vergessen-verstanden?“
„Die gesellschaftlichen Debatten über historische und aktuelle Denkmäler geben Auskunft über das Geschichtsverständnis und Erinnerung in Vergangenheit und Gegenwart. Aufgabe von Historikerinnen und Historikern ist es, auf den jeweiligen Zeitgeist hinter den Denkmälern damals wie heute aufmerksam zu machen. Dann könnte manche notwendige Diskussion um den Umgang mit Kriegerdenkmälern in der Zukunft sachlicher verlaufen“, sagt Prof. Alfons Kenkmann.
Der Leiter des Arbeitskreises „Dialoge zum Frieden“ lädt zu einer öffentlichen Tagung am 31. August und 1. September ein. Das Thema lautet „Verehrt-verachtet-vergessen-verstanden? Kriegerdenkmäler als Zeichen (in) der Zeit“. „Krieger- und Kriegsdenkmäler sorgen auch in Münster für kontroverse Debatten. Zum Beispiel, wenn es um die Änderung von Namen geht – man denke an die Umbenennung des Schlossplatzes oder die jüngst erfolgte Namensänderung der Universität“, so Kenkmann.
Seine Tagung gibt Raum für die offene Auseinandersetzung und Diskussion über Kriegsdenkmäler. Zum Auftakt am 31. August, ab 19 Uhr im Rathausfestsaal spricht Prof. Manfred Hettling von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg über „Zeichen der Verehrung, Kriegerdenkmäler in Deutschland". Im Pumpenhaus – selbst ein Denkmal – geht es am 1. September von 9 bis 17 Uhr weiter. Hier sind internationale Gäste zu hören, darunter Prof. Atsuko Kawakita von der Universität Tokyo. Eine künstlerische Perspektive gibt Ruppe Koselleck. In einer Podiumsdiskussion, die der Journalist Sven-Felix Kellerhoff moderiert, differenzieren die Teilnehmenden Ansichten zum Umgang mit den Kriegsdenkmälern.
Schüler-Akademie
Im zweiten Teil der Dialoge zum Frieden setzen sich Schülerinnen und Schüler digital mit dem Westfälischen Frieden und Formen der Erinnerungskultur auseinander. Zur Veranstaltung "Geschichten(n) berichten?! Westfälischer Frieden goes Social media“ treffen sich die Jugendlichen am 31. August und 1. September.
Dr. Gunnar Teske vom Landesarchiv gibt ihnen einen umfassenden Überblick über den Westfälischen Friedensvertrag. Sein Vortrag ist Grundlage für drei Workshops. Mit dem Journalisten Marc-Stefan Andres lernen die Schülerinnen und Schüler das journalistische Recherchieren. Im Workshop “Geschichte(n) visuell erzählen” vermittelt der Digitalexperten Nikolaus Urban wie man Geschichten bildlich erzählt. Der Mediendesigner Felix Bullermann erläutert „Das Videointerview“.
Am zweiten Tag werden die Jugendlichen drei Experten vor Ort befragen: Im Friedenssaal ist Dr. Gerd Dethlefs vom LWL-Institut für Regionalgeschichte ihr Gesprächspartner, im Haus der Niederlande gibt Dr. Janka Wagner vom Zentrum für Niederlande-Studien ein Interview, am zerstörten Friedensdenkmal an der Promenade Dr. Jan Hoffrogge vom Stadtarchiv. Im Anschluss erstellen die Schülerinnen und Schüler Social-Media-Posts. Verbreitet werden sie über den Instagram-Account „Frieden durch Dialog“ und über die Kanäle von „Alles Münster“, dem “Münster Magazin” und RUMS.
Schulaktionswoche „Denkmalanders“
In einem eigens zum Jubiläumsjahr aufgelegten Format erforschen Schulklassen verschiedene Denkmäler Münsters mit digitalen Werkzeugen. Lerndesignerin Anke Leitzgen und der Pädagoge und Digitalexperte Daniel Schöller begleiten die Schülerinnen und Schüler während der Schulaktionswoche „Denkmalanders“. Vom 7. bis zum 9. September stellen sie ihren Zeitreisebus zur Verfügung. Das Land NRW fördert das Projekt.
Der Zeitreisebus ist ausgestattet mit Kameras, Laptops, Drohnen und Audiogeräten für Podcasts. So bringen die Schülerinnen und Schüler die münsterschen Denkmäler in die digitale Welt. Unter die Lupe nehmen sie unter anderem den jüdischen Friedhof in Münster. Er ist zentraler (Erinnerungs-)Ort jüdischer Geschichte und jüdischer Präsenz.
Die Ergebnisse der Schulaktionswoche werden am 10. September präsentiert, wenn Münster Gastgeber für die bundesweite Eröffnung des “Tags des offenen Denkmals®” ist.