Straßenbenennungen in den 1930er Jahren
In den 1930er Jahren sind mit vielen neuen Baugebieten auch viele Straßennamen entstanden. Neben den Benennungen nach Flurnamen und örtlichen Lagebezeichnungen sind auch in Münster während der 1930er Jahre Straßennamen festgesetzt worden, die dem politischen und weltanschaulichen Programm der Nationalsozialisten angepasst waren. Dazu gehören Straßennamen zu folgenden Themen:
- Straßenbenennungen nach führenden NS-Politikern und frühen Anhängern der NS-Bewegung
- ... nach Kriegsschauplätzen
- ... nach Teilnehmern des Ersten Weltkriegs
- ... nach dem 'Anschluss Österreichs'
- ... nach dem Lebensraum im Osten
Straßenbenennungen nach führenden NS-Politikern und frühen Anhängern der NS-Bewegung
Während der Zeit des NS-Regimes wurden im damaligen Stadtgebiet Münster einige bestehende Straßen nach führenden NS-Politikern und frühen Anhängern der NS-Bewegung umbenannt.
- Bahnhofstraße → Adolf-Hitler-Straße.
- Hafenstraße → Horst-Wessel-Straße (Ludgeriplatz bis Bahnhofstraße)
- Nordstraße → Hermann-Göring-Straße
- Südstraße → Albert-Leo-Schlageter-Straße
- Potthoffweg → Ludwig-Knickmann-Straße
- Franz-Essink-Straße → Johann-Rickmers-Straße (ab 1939)
- Industriestraße → Kirdorfstraße (umbenannt in Friedrich-Ebert-Straße)
In Handorf
- Dorbaumstraße → Adolf-Hitler-Straße.
In Wolbeck
- Am Steintor → Adolf-Hitler-Straße.
In Angelmodde
- Zum Erlenbusch → Hermann-Göring-Straße.
Die Straßenbenennungen wurden im Sommer 1945 rückgängig gemacht.
Straßenbenennungen nach Kriegsschauplätzen
In den Jahren von 1936 bis 1938 wurden in Münster sechs Straßen nach Kriegsschauplätzen
benannt. Es sind die Namen (und das Jahr der Benennung)
Skagerrakstraße (1936), Fehrbellinweg (1938), Flandernstraße (1938), Langemarckstraße (1938), Masurenweg
(1938), Tannenbergstraße (1938).
Straßenbenennungen nach Teilnehmern des Ersten Weltkriegs
Im Jahr 1936 wurden in Münster 9 Straßen nach Teilnehmern des Ersten Weltkriegs benannt.
Es sind die Straßennamen
Admiral-Scheer-Straße, Admiral-Spee-Straße, Boelckeweg,
Gorch-Fock-Straße, Immelmannstraße, Josef-Suwelack-Weg , Manfred-von-Richthofen-Straße, Otto-Weddigen-Straße und Von-Esmarch-Straße.
Straßenbenennungen nach dem 'Anschluss Österreichs'
Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Österreich am 12. März 1938 wurden am
1. November 1938 in Münster diese Straßen benannt.
Die Straßennamen wurden nicht demokratisch beschlossen, sondern nach der Entscheidung des
Oberbürgermeisters Albert Hillebrandt (NSDAP) angeordnet.
Es sind die Straßennamen
Andreas-Hofer-Straße, Franz-Grillparzer-Weg, Innsbruckweg, Kärntner
Straße, Ludwig-Anzengruber-Weg, Ostmarkstraße, Peter-Rosegger-Weg, Salzburgweg, Wiener Straße.
Gleichzeitig wurde die Verbindungsstraße zwischen der Andreas-Hofer-Straße und der Von-der-Tinnen-Straße Braunauer Straße benannt. Diese Straße wurde im Sommer 1945 umbenannt in Mindener Straße.
Straßenbenennungen nach dem Lebensraum im Osten
Mit dem politischen Schlagwort Volk ohne Raum haben
Nationalsozialisten Propaganda für die Besiedlung des Lebensraums im
Osten gemacht. Diese Besiedlung hatte historische Vorbilder in den Gebieten, in
denen sich deutsche Siedler ab dem späten Mittelalter im Osten niedergelassen und Städte und
Dörfer gegründet haben. Diese Orte galten bis im 20. Jahrhundert noch als Siedlungen mit
deutscher Sprache und deutscher Kultur.
Die Straßennamen sind
- Egerweg, Stadt im Westen Tschechiens.
- Glatzer Weg, Stadt im Südwesten der damaligen Grafschaft Glatz (Sudeten)
- Hermannstadtweg, Stadt im Kreis Sibiu in Siebenbürgen, Rumänien.
- Klausenburgweg, Stadt in Siebenbürgen, Rumänien
- Kronstadtweg, Stadt in Siebenbürgen, Rumänien
- Siebenbürgenweg, Landschaft in Rumänien
- Sudetenweg, Gebirgszug zwischen Schlesien und Böhmen.