Am Borggarten
Benannt nach dem Garten der früheren fürstbischöflichen Landesburg in Wolbeck.
Bischöfliche Landesburg in Wolbeck angeschnitten
Wolbeck. Dicke schlammige Eichenbalken in der Baggerschaufel ließen das Herz des
Heimatforschers höher schlagen: Die mehr als 700 Jahre alte Landesburg der Fürstbischöfe von
Münster wurde gestern bei Ausschachtungsarbeiten auf dem Hofe Tripp angeschnitten. Ein Stück
Wolbecker Geschichte, die neuerdings in Kooperation des Verkehrsvereins mit dem Heimatverein
systematisch aufgearbeitet wird, wurde damit sichtbar.
Diese Burg, einer der beliebtesten Wohnsitze der mächtigen münsterschen Bischöfe, liegt auch
heute noch außerhalb des eigentlichen Ortes, hart am Rand des Zusammenflusses von Angel und
Piepenbach. Die Anlage ist selbst in den Geländeformationen nicht mehr erkennbar. 1767 wurden
die Bauten abgebrochen, nachdem sie sechs Jahre zuvor im Siebenjährigen Krieg von französischen
Truppen beschossen und schwer beschädigt worden waren. Das jahrhundertealte Steinmaterial kam
erneut den münsterschen Bischöfen zugute: Daraus wurde für Maximilian Friedrich von Johann
Conrad von Schlaun das münstersche Schloss gebaut.
Der mächtige achteckige Bergfried, ein Wohnnturm, der als einziger im Oberstift Münster, wie
Dr. Karl Eugen Mummenhoff in seiner Untersuchung Die Profanbaukunst im Oberstift
Münster feststellte, dem Typ des echten 'Donjon' entsprach, überlebte noch bis
zum Jahre 1810. Dann fiel er der Spitzhacke zum Opfer. Selbst die Reste dieses schwer
befestigten Wohnturms, der immerhin einen Durchmesser von etwa zehn Metern besaß, sind im
Gelände nicht mehr zu erkennen, die Grasnarbe hat alles überwuchert.
Mummenhoff vermutet, daß dieser Donjon in Wolbeck etwa doppelt so hoch wie breit war. Er
schreibt: "Im 15. Jahrhundert scheinen die Turmhäuser hierzulande ihre Bedeutung als stark
gesicherte und verteidigungsfähige Bauten verloren zu haben. Ihre nur kleine Nutzfläche und das
lästige Übereinander der Wohnräume werden zu ihrem Verschwinden beigetragen haben
...".
Grabungen sind bislang auf dem Burggelände nicht erfolgt. Dr. Uwe Lobbedey vom
Landesdenkmalamt, der gestern die Baustelle besichtigte, mit der vermutlich die ehemalige
Gräfte angeschnitten worden war: "Wir sind mindestens für fünf Jahre ausgebucht."
Heinrich Schmeken, Vorsitzender des Wolbecker Verkehrsvereins, hat deshalb selbst
Untersuchungen angestellt, sie wurden jetzt durch die Funde bestätigt. Die genauen Kenntnisse
über diese bischöfliche Landesburg rühren von alten Zeichnungen und Beschreibungen her. Es war
eine große Anlage im 14. Jahrhundert, als der benachbarte Ort zum Wigbold erhoben
wurde, eine der beliebtesten Residenzen des Bischofs Florenz von Wevelinghoven, der sie stark
ausbaute. Um 1650 diente die alte Landesburg als Verwaltungsmittelpunkt des weitläufigen Amtes
Wolbeck. -eo
Quelle: Westfälische Nachrichten am Mittwoch, 8. März 1972
Die Straße hieß vor 1975 zuerst Borgstraße
danach zwischenzeitlich Am Heiligenstuhl.
Quelle: Beschluss des Gemeinderats Wolbeck, 14.10.1974