Arnethstraße
Benannt nach Prof. Josef Arneth, (1873-1955), bedeutender Internist, Entdecker der qualitativen Blutlehre (Hämatologie).
Der Nachruf zum Tod von Prof. Dr. Arneth am 16.11.1955
Universitätsprofessor Dr. Dr. h. c. Joseph Arneth, der Jahrzehnte lang Chefarzt der Inneren
Abteilung des Städtischen Clemens-Hospitals war, ist am Mittwoch nach längerem Leiden im 83.
Lebensjahr gestorben.
Der Verstorbene stammte aus Burgkunstadt, wo er am 13. Oktober 1873 geboren wurde. Nach
Vollendung seiner Studien und längerer Tätigkeit als Universitätsassistent in Würzburg, wurde
er am 1. August 1907 als Chefarzt der Inneren Abteilung des Städtischen Clemens-Hospitals nach
Münster berufen, wo er gleichzeitig an der Universität als Honorarprofessor einen Lehrauftrag
für Innere Medizin erhielt.
Damals bestand in Münster nur eine vorklinische Abteilung. Durch seine vielseitige Vorlesungstätigkeit erwarb sich Prof. Dr. Arneth besondere Verdienste um die Entwicklung der Medizinischen Fakultät. Unvergessen sind seine Verdienste um den Ausbau des Clemens-Hospitals, das leider drei Tage vor Vollendung seines 70. Lebensjahres während eines schweren Luftangriffes in Trümmern sank. Wie Prof. Dr. Arneth während des ersten Weltkrieges als Stabsarzt auf mehreren Kriegsschauplätzen tätig war und wesentliche Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Kriegserkrankungen (Typhus, Ruhr, Cholera, Malaria, Fleckfieber usw.) leistete, so stellte er zu Beginn des zweiten Weltkrieges als Chefarzt des Standortlazaretts Münster und anschließend als beratender Internist des 6. Armeekorps sein großes Wissen den kranken Soldaten zur Verfügung.
Seine bedeutendsten und bahnbrechenden wissenschaftlichen Erfolge errang Prof. Dr. Arneth auf
dem Gebiet der Blutlehre (Haematologie), als deren wissenschaftlicher Begründer er Weltruf
errang. Innerhalb von 45 Jahren hat er auf diesem Gebiet mehr als 100 Veröffentlichungen und
elf wissenschaftliche Bücher herausgegeben. Prof. Dr. Arneths Morphologische Blutlehre
ist heute in der ganzen Welt ein anerkannter Bestandteil jeder klinischen Untersuchung. Der
Forscher hat eine genaue Differenzierung der einzelnen Zellarten des Blutbildes aufgestellt und
gezeigt, dass bei krankhaften Störungen des Körpers im Blutbild feinste Veränderungen
auftreten, die weitgehende Rückschlüsse auf das Krankheitsgeschehen zulassen. Mit der
Entdeckung der qualitativen Blutlehre ist der nunmehr Heimgegangene unter die großen Forscher
und Ärzte einzureihen, deren Name ein Stück Medizingeschichte darstellt.
Anlässlich seines 80. Geburtstages wurde Prof. Dr. Arneth von der Medizinischen Fakultät der
Universität Münster zur Ehrung seiner grundlegenden und bahnbrechenden Forschungsarbeit zum Dr.
med. h. c. promoviert. Der Bundespräsident zeichnete ihn durch die Verleihung des Großen
Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Deutschen Bundesrepublik aus. Prof. Dr. Arneth war der
erste Mediziner, dem diese hohe Auszeichnung verliehen wurde. ...
Quelle: Münstersche Zeitung vom 18. November 1955
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