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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Backenkamp

Stadtbezirk:Münster-West
Statistischer Bezirk: Gievenbeck
Entstehung: 2002
Amtsblatt: 20/2002
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Backenkamp ist ein in dieser Gegend überlieferter Flurname.

Der Flurname liegt am Bakenfeld. Backen kann eine Form des Wortes Bake sein. (Bake = Markierung, Signal oder Grenzzeichen). Vermutlich hat der Flurname ursprünglich Bakenkamp geheißen.

Baken waren Grenzsteine
Eindeutig als öffentliche Straße (via regia, helweg) gekennzeichnet waren jene Wege vor den Toren der Städte, an denen die Steine bzw. Kreuze standen, die jeweils die Reichweite des Marktfriedens bzw. -gerichtes markierten. Im Münsterland wechselte die Bezeichnung für diese Rechtsmarken häufig. In bzw. vor Münster hießen sie rechts der Aa vredesten, links der Aa dagegen baken. In dieser unterschiedlichen Benennung wird man ein Zeugnis für das hohe Alter dieser Grenzzeichen sehen dürfen. Wären sie gleichzeitig, etwa nach dem Zusammenschluß der alten Kaufmannssiedlung rechts der Aa mit dem suburbium Überwasser links der Aa zur Stadt Münster (um 1170), aufgestellt worden, so würde man sie einheitlich und gleichmäßig vredesten oder baken genannt haben. Die unterschiedliche Bezeichnung weist somit auf eine jeweils gesonderte Aufstellung der Grenzzeichen vor diesem Zeitpunkt hin.

Warum man hier und dort verschiedene Namen für einen und denselben Begriff wählte, bleibt uns allerdings verborgen. Es waren aber in jedem Falle steinerne bzw. hölzerne Kreuze, die meist an Scheidewegen Aufstellung fanden, wo sich solche anboten. Der Abstand der Grenzzeichen, soweit sich ihr Standort heute noch einigermaßen genau ermitteln läßt, von den Stadttoren angerechnet, betrug durchweg nicht mehr als 1.000 m, das sind etwa 300 Münstersche Ruten (genau 1.047,6 m). Ob das allerdings ein Standardmaß war, steht dahin. Erhalten hat sich, soweit ich sehe, keines von ihnen, doch steht das 1689 an der Roxeler Straße errichtete Coesfelder Kreuz zweifellos an der Stelle der mittelalterlichen Bake.
Quelle: Joseph Prinz, Mimigernaford - Münster, Münster 1981, Seite 7

Kamp

Kamp - das klingt urig und plattdeutsch, doch das Wort stammt aus dem Lateinischen. In der Antike bedeutet der 'campus' so viel wie freie, unbebaute, offene Fläche. Die Römer brachten das Wort bis in den Norden Galliens mit. Von dort sprach es sich nach Osten unter den Stämmen Germaniens um. Als die Römer das Land wieder verließen, blieb das Wort hier und verkehrte sich ins Gegenteil. Wo es vorher eine freie Fläche meinte, erhielt es nun Grenzen und Wälle. Im 6. bis 8. Jahrhundert stand 'campus' für umzäuntes Siedlungsgelände, Viehpferch, umzäunten Acker.

Diese Form des eingezäunten Nutzlandes war in Westfalen allgemein verbreitet. Nicht ohne Grund führt der Kamp mit weitem Abstand die Hitliste aller Flurnamen an: endweder allein, in Verkleinerungsform oder auch mit vielerlei Zusätzen, die auf die Nutzung des Landes hindeuten. Die vier Getreidesorten sind den in den Flur- und Familiennamen Roggenkamp, Gerstkamp, Hawerkamp und Weitkamp gut zu erkennen. Auch die Bedeutung von Kalwerkamp, Kohkamp oder Swinekamp wird rasch verständlich. Aber was bitte verbirgt sich hinter Rüskenkamp und Telgenkamp? Hier eine kleine Übersetzungsliste:
Röwekamp = Feld mit Rüben; Klawerkamp = Feld mit Klee;
Flaskamp = Feld mit Flachs, Telgenkamp = Feld mit jungen Eichen;
Hesterkamp = Feld mit jungen Eichen oder Buchen;
Eekenkamp, Ekelkamp = Feld mit Eichen oder Eicheln;
Bökenkamp = Feld mit Buchen, Braamkamp = Feld mit Ginster;
Ellerkamp = Feld mit Erlen; Dörnkamp = Feld mit Dornengebüsch;
Hülsekamp = Feld mit Stechginster (Ilex); Rüskenkamp = Feld mit Binsen.

Der Kamp verbirgt sich auch in vielen Familiennamen. Wer an solchem Feld wohnte und - oder es bewirtschaftete, den nannte man Kampmann, Kempmann, Kemper, Kaempfer, Kamphoff oder Kamphaus.

In Westfalen taucht das Wörtchen erstmals im 9. Jahrhundert in schriftlichen Belegen auf, heute gibt es den Flurnamen Kamp nahezu flächendeckend in Westfalen. Besonders häufig hingegen ist der Kamp am Hellweg, in Ostwestfalen bzw. im Paderborner Land sowie vor allem im Münsterland. Hier schätzten die Bauern die umzäunten Felder. [ ... ] Die Wälle und Umzäunungen wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts vielerorts niedergelegt, die Flächen geöffnet, nicht selten auch getauscht bzw. zusammengelegt und viele der 'alten' Kämpe verschwanden. Geblieben ist der Kamp in vielen Flurnamen.
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe, Münster, Ausgabe 37/2013

Es gibt in Münster 107 Straßennamen mit dem Wort Kamp. Es sind:
Aakamp, Alter Heidkamp, Am Angelkamp, Am Berler Kamp, Am Diekamp, Am Eschkamp, Am Hangkamp, Am Hawerkamp, Am Herzkamp, Am Kerkamp, Am Lindenkamp, Am Linnenkamp, Am Roggenkamp, Am Schlagkamp, Backenkamp, Berkenkamp, Blomenkamp, Bökenkamp, Bonnenkamp, Bowenkamp, Bredekamp, Breitenkamp, Brock, Brockkamp, Bünkamp, Buschkamp, Dabeckskamp Dalkamp, Deermannskamp, Dennenkamp, Derkskamp, Dreischkamp, Erlenkamp, Feldkamp, Feldstiege, Feldstiegenkamp, Flaßkamp, Gallenkamp, Geistkamp, Gerstkamp, Gorenkamp, Gronewegskamp, Große Helkamp, Grottenkamp, Haugenkamp, Hegerskamp, Heuenkamp, Hofkamp, Holsenkampweg, Holtkamp, Im Bilskamp, Immenkamp, Janskamp, Juffernkamp, Kampstraße, Kegelskamp, Kerstingskamp, Kiesekampweg,Kiesekamps Mühle, Kleikamp, Kleine Breikamp, Klinkkampweg, Knufenkamp, Kortenkamp, Koskamp, Langenkamp, Laukamp, Lehmkamp, Meinenkampstraße, Mengelkamp, Merschkamp, Meßkamp, Middelkamp, Neuer Heidkamp, Nienkamp, Ossenkampstiege, Pferdekamp, Pottkamp, Regenskamp, Reinerskamp, Rohrkampstraße, Rottkamp, Sandfortskamp, Sandweg, Schleebrüggenkamp, Schlienkamp, Schürkamp, Schwarzer Kamp, Soestkamp, Soetenkamp, Stakenkamp, Steinkamp, Sternkamp, Stickamp, Stiegkamp, Sunderkamp, Teigelkamp, Tengenkamp, Tönskamp, Virnkamp, Weitkampweg, Westenkamp, Wickenkamp, Wienkampstraße, Wildenkamp, Woestenkamp, Wortkamp.



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