Bäckergasse
Die Bäckergasse wurde vermutlich nach einem hier wohnenden Mitglied der Bäckergilde beannnt. Die Bezeichnung Beckerstege findet sich bereits auf dem Stadtplan von E. Alerdinck, 1636.
Die Gilden - eine Lebensgemeinschaft
Die Ämter (= Gilden) waren nicht nur Berufsverbände, die ihren Angehörigen gute Geschäfte
sicherten. Zeitweise war ihre Macht so groß, dass sie den städtischen Rat kontrollierten, ja
sogar neben und gegen ihn Politik betrieben. Vor allem waren die Gilden jedoch Feuerwehr,
Polizei und ihren Angehörigen eine Familie. Wer zu ihnen gehörte, gehörte ihnen ganz und besaß
Pflichten und Rechte, die weit über das Berufsleben hinausreichten. Er musste mit Ledereimern
zur Feuerbekämpfung eilen und mit Waffen die Stadt bewachen. Er musste pünktlich zu Gildefeiern
erscheinen und die verstorbenen Gildebrüder zur letzten Ruhestätte geleiten. Versäumnisse
hatten empfindliche Strafen zur Folge. Ausschluss aus dem Amt drohte gar dem Meister, der eine
ehrlose Frau heiratete und so die Gilde in Verruf brachte. Die Gilden waren aber auch zur
Stelle, wenn Amtsverwandte in Not gerieten. Die Witwe eines Meisters und seine Kinder wurden
ebenso unterstützt wie der erkrankte Amtsbruder. Für in Not geratene Gesellen sprang die
Gesellenkasse ein, zu der jeder beitragen musste.
Die Gesellengilden, wie sie in Münster erstmals 1553 bei den Schuhmachern und 1569 bei den
Bäckern belegt sind, vertraten die Interessen ihrer Angehörigen gegenüber den Meistern. Sie
halfen dem Wandergesellen bei der Arbeitssuche, und ihr geselliges Leben trug dazu bei, dass
sich der auswärtige Geselle bald nicht mehr ganz so fremd fühlte. Als Vereinigung von
Arbeitnehmern waren sie durchaus eine Art Vorläufer der Gewerkschaften.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 181
Es gibt im Stadtgebiet 12 Straßennamen nach Berufsbezeichnungen. Es sind
Bäckergasse, Böttcherstraße, Drechslerweg,
Holzschuhmacherweg, Korbmacherweg, Korduanenstraße,
Küperweg, Loergasse, Loerstraße, Stellmacherweg, Tischlerweg und Töpferstraße.
Berliner Hufeisen-Nummerierung
In dieser Straße sind Hausnummern umlaufend vergeben worden, wie das in Preußen bis im 19. Jahrhundert üblich war. Damals wurden die Hausnummern auf einer Straßenseite stadtauswärts bis zum Ende der Straße fortlaufend vergeben. Dort wechselte die Nummerierung zur gegenüberliegenden Straßenseite und verlief stadteinwärts zum Anfang der Straße zurück. Diese Nummerierung wird "Berliner Hufeisen-Nummerierung" genannt. Es gibt sie in vielen historischen Altstädten. Die Nummerierung ist nicht "unlogisch", sondern verständlich für die Städte, die sich damals nicht weiter ausdehnen konnten als bis zur Stadtmauer. Mit der Ausdehnung der Bebauung über die Stadtmauern hinweg entwickelten die Städte die wechselseitige Nummerierung mit den ungeraden Nummern auf der linken Straßenseite und den geraden Nummern auf der rechten Straßenseite. In vielen Städten existieren beide Systeme nebeneinander für die Altstadt einerseits und die neuen Stadtbereiche andererseits.
In Münster gibt es die umlaufende Nummerierung in sämtlichen Altstadtstraßen und auch in der Johanniterstraße, der Friedrichstraße, der Badestraße und in den nur einseitig angebauten Straßen Am Kanonengraben, Kleimannstraße, Am Kreuztor und der Hüfferstraße bis Hausnummer 26. Warum außerhalb der Altstadt die genannten Straßen diese Nummerierung aufweisen, ist nicht überliefert. In Wolbeck und anderen Ortsteilen gibt es diese umlaufende Nummerierung nicht.
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