Bergiusstraße
Statistischer Bezirk: Hiltrup-Mitte
Entstehung: 1974
Amtsblatt: 6/2006
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Friedrich Bergius, (1884-1949), Chemiker, Nobelpreisträger. Bergius entwickelte ein Verfahren zur Herstellung von Dieselöl aus Kohle und Wasserstoff.
Bergius lernte schon in jungen Jahren chemische Arbeitsmethoden und Prozesse kennen; da sein
Vater eine Fabrik zur Gewinnung von reiner Tonerde für die Aluminiumherstellung übernommen
hatte. Nach einem halbjährigen Praktikum an einer Eisenhütte im Ruhrgebiet begann er 1903 mit
dem Chemiestudium in Breslau und wechselte 1905 nach Leipzig, wo er 1907 promovierte.
Danach lernte er zwei Jahre in Berlin bei Walther Hermann Nerst und ein halbes Jahr bei Fritz
Haber in Karlsruhe die Hochdruck-Arbeitsmethoden kennen. Im Jahr 1909 wechselte Bergius an die
Königliche Technische Hochschule in Hannover, wo ihn Max Bodenstein als Assistent aufnahm. Hier
begann Bergius mit seinen Arbeiten zum Einfluß von hohem Druck auf chemische Reaktionen.
Um solche Untersuchungen gefahrlos durchführen zu können, richtete er sich aus eigenen
Finanzmitteln ein Hochdrucklabor ein. Die ersten Arbeiten, die 1912 zu seiner Habilitation
führten, befaßten sich mit der Druckumwandlung von Calciumoxid mit Sauerstoff in das
wirtschaftlich interessante Calciumperoxid und mit der Verkohlung organischer Substanzen wie
Holz und Torf in Gegenwart von Wasser oberhalb von 300° C und 200 Atmosphären Druck. Die bei
den Experimenten erzielten Erkenntnisse führten Bergius zur Kohlehydrierung, die von ihm schon
Kohleverflüssigung genannt wurde: Setzt man das Element Kohlenstoff mit dem Gas Wasserstoff um,
entstehen gasförmige oder flüssige Kohlenwasserstoffe, die auch Kunstbenzin genannt
werden und dieselben Zwecke erfüllen wie die aus Erdöl gewonnen Treibstoffe.
Um die im Labor durchgeführten Experimente in großtechnischen Maßstab durchführen zu können,
trat Bergius 1914 in die Leitung der Firma Goldschmidt AG in Essen ein. 1919 war die erste
Pilotanlage zur Kohlehydrierung ausgebaut und weiterentwickelt. Während des Zweiten Weltkriegs
deckten zwölf solcher Anlagen 80 % der deutschen Treibstoffversorgung.
Nach 1925 entwickelte Bergius ein anderes Hochdruckverfahren, die Säurehydrolyse von Holz.
Dabei wird aus Holz Zucker gewonnen, der für die menschliche Ernährung, für die Herstellung von
Viehfutter oder Alkohol erwendet werden kann. In die Entwicklung dieses Verfahrens investierte
Bergius sein gesamtes Privatvermögen. Allerdings blieb er kommerziell erfolglos und büßte seine
Investitionen ein. In der Nachkriegszeit nahm Bergius mehrere Beraterpositionen im europäischen
Ausland war, darunter ab 1947 in Argentinien als Experte für die Industrialisierung des
Landes.
Quelle: Harenberg, Lexikon der Nobelpreisträger, Dortmund 2000
Die Straße hieß vor 1975 Max-Winkelmann-Straße.
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