Bogenstraße
Diese Straße ist bereits im mittelalterlichen Münster bekannt und stammt mit ihren Bogenhäusern
vermutlich aus dem 12. Jahrhundert. Sie hieß früher Gegen den Bogen und seit Ende des
18. Jahrhunderts Unterm Bogen.
Quelle: Wilhelm Kohl in: Münstersche
Zeitung, 6.2.1959
Unter den Bögen
Seit Jahrhunderten gelten die Geschäfte unter den Bögen als das kaufmännische Zentrum
Münsters. Die Bogenhäuser am Prinzipalmarkt und an den benachbarten Straßen werden allgemein
für eine architektonische Besonderheit der Stadt gehalten. Dies ist nur insoweit richtig, als
es in Westfalen und in den Hansestädten weiter östlich nur noch in Soest ehemals vereinzelte
Bauten in dieser Form gegeben hat. Die Bogenhäuser sind wohl erst nachträglich am schon zuvor
besiedelten Prinzipalmarkt dadurch entstanden, dass man ungefähr nach 1250 die Obergeschosse
der Kaufmannshäuser auf Pfeilern in den öffentlichen Straßenraum vorschob. Auch das Rathaus
wurde erst um 1380 derartig erweitert. So gilt die Fläche unter den Bögen bis in die
Gegenwart als städtische, öffentliche Fläche. Diese Bauweise ermöglichte den Kaufleuten, dass
der Verkauf vor den Haustüren vom Wetter geschützt durchgeführt werden konnte. Als Vorbilder
dienten den reichen Kaufleuten hierbei Handelshäuser, die sie auf ihren Reisen in die Zentren
des französischen Raumes, wohl insbesondere in Burgund und Lothringen (etwa in Metz)
kennengelernt hatten.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 86
Das Cafè francais
Das Kaffeehaus Midy an der Bogenstraße Hs. Nr. 14 war ein beliebter Treffpunkt der
münsterischen Gesellschaft. Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 geriet es jedoch
in Verruf. Ein Chronist vermeldete aus den Kriegstagen, dass sich die französischen Gefangenen
von morgens früh bis zum späten Abend in den Straßen herumtrieben. Die Hofkonditorei
Louis Midys übe dabei eine besondere Anziehungskraft auf sie aus, so dass es dort
buchstäblich ,rot' von Franzosen sei. Aber nicht nur Louis Midy verdiente offenbar
reichlich an den französischen Gästen, sondern auch die Kleiderhändler und Vermieter.
Denn gegen Kriegsende tauschten die Offiziere ihre Uniformen in elegante Anzüge. Und da ihnen
die Kasernen nicht gefielen, hatten viele Bürger Gelegenheit, für schweres Geld ihre
leerstehenden Räume an die Franzmänner zu vermieten. So lebte es sich ganz gut in Münster.
Doch auch diese Fremden hatten Schwierigkeiten mit dem münsterischen Klima. Unter 30
Offizieren, die am 1. Dezember 1870 in Münster eintrafen, befand sich auch ein Freiwilliger
von Martinique; wie fror es die armen Insulaner, als der Trupp der Ankömmlinge, unkundig der
Straßen, bei dem schneidend kalten Nordostwinde wiederholt vergebens nach dem Cafe francais'
fragten, bis sie sich endlich mit einem verständigten, der sie nach Midy in der Bogenstraße
wies.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 307
- Zum Thema: Die Bogengänge sind öffentlich.
Gehört zum Thema: