Doris-Wortmann-Stiege
Statistischer Bezirk: Kinderhaus-Ost
Entstehung: 2005
Amtsblatt: 15/2005
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Doris Wortmann hat sich über 40 Jahre lang vielfältig für die Belange des Stadtteils engagiert.
Dieser Rad- und Fußweg verläuft hinter ihrem früheren Wohnhaus am Baltrumweg. Der Vorschlag zu
dieser Benennung wurde von zahlreichen Anliegern des Borkumweges und Baltrumweges gemacht und
von der Stadtheimatpflegerin unterstützt.
Quelle: Beschlussvorlage V/0422/2005 zur Sitzung der Bezirksvertretung Münster-Nord am 7.6.2005
Mitmenschen Freude bereitet
Doris Wortmann war in Kinderhaus bestens bekannt. Ob als Volksschauspielerin bei der
Frauengemeinschaft oder als Mitglied im Plattdeutschen Gesprächskreis - ihr Anliegen war immer:
Anderen Freude bereiten. Nach der engagierten Kinderhauserin, die 1991 verstarb, wurde jetzt
eine Straße benannt. Die Verbindung zwischen Wangeroogeweg und Bröderichweg, zwischen dem
Gelände des SC Westfalia und dem Baltrumweg heißt jetzt Doris-Wortmann-Stiege.
Stadtheimatpflegerin Ruth Betz, Bezirksvorsteher Ralf Heupel und der Sohn der Namensgeberin,
Adolf Remy, enthüllten am Freitagnachmittag im Beisein zahlreicher Nachbarn das
Straßenschild.
Doris Wortmann hat im Stadtteil in vielen Pötten gerührt, sagte Heupel in seiner Ansprache. Sie
sei eine sehr verdiente Bürgerin des Stadtteils gewesen, die anderen die Freude am Leben und
den positiven Blick nach vorn vorgelebt habe. Vor allem die Pflege der plattdeutschen
Heimatsprache und alter münsterländischer Traditionen habe es ihr angetan.
Stadtheimatpflegerin Ruth Betz berichtet allerdings auch einer weniger bekannten Seite
Wortmanns. Die Kinderhauser kennen sie nur als die Fröhliche, aber es gab auch eine
traurige Seite. Im Krieg verlor Doris Wortmann zwei Ehemänner auf grausame Art und Weise.
Geblieben sei ihr nur ihr Sohn Adolf Remy. Als sie selbst zum Kriegsdienst herangezogen werden
sollte, gründete sie eine Kindergruppe. Dafür sei sie später als NS-Frau angeklagt worden.
Diese Geschehnisse hätten Doris Wortmann sehr belastet, berichtet Betz. Es habe lange gedauert,
bis sie diese Erinnerungen im Griff hatte.
Ein Faible für das Plattdeutsche hätte die aktive Kinderhauserin immer besessen, berichtet
Betz. Damit hätte sie später viele Menschen zu Lachen gebracht. Besonders in Erinnerung ist
Betz die Eröffnung der Sparkasse in Kinderhaus geblieben, als Doris Wortmann den
Sparkassendirektor mimte und die Kunden auf ihre unnachahmliche Art bediente. Für die
Straßenbenennung hat sich ein Nachbar eingesetzt. Er habe immer wieder betont, dass der Weg
hinter Doris Wortmanns Haus nach ihr benannt werden müsse, so Betz.
Quelle: Münstersche Zeitung vom 12.9.2005
Was ist eine Stiege?
Der Flurname "Stiege" ist vor allem im Münsterland und auch im östlichen Westfalen
weit verbreitet, kann aber Ortsfremde in die Irre führen. Denn gewöhnlich weist dieses Wort ja
bergauf: Es meint einen Anstieg, einen Bergpfad oder auch eine Treppe. Auch in Westfalen war
das so: Das alte plattdeutsche Wort "Stiege" bezeichnete etwa die Treppe zur Upkammer, aber
auch die Hühnerleiter im Stall. "Stiege" nannten die Bauern auch den Querbalken, auf
dem sie einen Zaun oder eine Hecke übersteigen konnten.
Im Münsterland aber setzte sich eine weitere Bedeutung durch, denn "Stiege" sagten die
Bauersleute bald auch zu kleineren Flußwegen. Stiegen dienten als
Zufahrt zum Hof: Hülskotters Stegge (Gronau), Enxkers Stegge (Ammeloe), Berings Stiege
(Weseke), Hackmanns Stiege (Neuenkirchen), An der Nordorper Stiege (Borken), oder als
Weg zur Mühle: An der Mühlenstiege (Epe, Münster, Höster), Möllenstegge (Coesfeld), an de
Muhlenstegge (Neuenkirchen), als
Weg zur Kirche oder zum Friedhof: Kerkstegge (Coesfeld, Nateln bei Soest), Kierkstege
(Münster); Laichenstiege (Altenberge), Liekstegge (Groß Reken), Lickstegenkamp (Billerbeck)
oder als
Weg ins Nachbardorf: An de Wessumer Stiege, an der Wüllner Stegge (beide in Ahaus),
Himmighäuser Fußstiege (Snadebeck bei Höxter).
Die Stiege hat aber ihre ursprüngliche Bedeutung des Steigens und Kletterns nicht verloren. Das
klingt vor allem im Namen des Sauerlandes an wie etwa "Auf der Bergsteige" in Saalhausen oder
"Steigenberg" in Drolshagen. (...)
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe,
Münster, Ausgabe 15/2014
Im Stadtgebiet Münster gibt es 41 Straßennamen mit dem Grundwort Stiege. Nur ein Teil davon
sind historische Bezeichnungen wie Gasselstiege, Meesenstiege oder Woortstiege. Andere
'Stiege'-Namen sind leider Neuschöpfungen, die historisch klingen sollen.
Es sind:
Appelbreistiege,
Beelertstiege,
Bernsmeyerstiege,
Boeckmannstiege,
Brinkmannstiege,
Brüggstiege,
Coerdestiege,
Derßenbrockstiege,
Dingstiege,
Doris-Wortmann-Stiege,
Eckernstiege,
Feldstiege,
Feldstiegenkamp,
Feuerstiege,
Gartenstiege,
Gasselstiege,
Hagelbachstiege,
Haselstiege,
Jungfer-Willemin-Stiege,
Langenhorster
Stiege, Laustiege, Linnebornstiege,
Lühnstiege,
Luntenstiege,
Marks-Haindorf-Stiege,
Meesenstiege,
Mersmannsstiege,
Niedenstiege,
Ossenkampstiege,
Papenstiege,
Paula-Wilken-Stiege,
Pieperstiege,
Potstiege,
Schelmenstiege,
Schildstiege,
Schlautstiege,
Schlikötterstiege,
Sendener
Stiege, Uppenkampstiege,
Wittoverstiege
und Woortstiege.
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