Edith-Stein-Straße
Edith Stein, (1891-1942), aus Breslau, Karmeliterin, Philosophin und Dozentin des Pädagogischen Instituts in Münster, getötet in Auschwitz.
Dr. phil. Edith Stein, Philosophin, Dozentin, Ordensfrau. Edith war das elfte Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Breslau, wo ihr Vater im Holzhandel tätig war. Nach dem Abitur 1911 studierte sie Germanistik, Geschichte und Philosophie in Breslau, dann in Göttingen, wo sie 1915 das Staatsexamen mit Auszeichnung bestand. Sie wurde 1916 Referendarin in Breslau und promovierte im gleichen Jahr mit "summa cum laude" bei dem Philosophen Edmund Husserl in Freiburg zu dem Thema "Zum Problem der Einfühlung". Anschließend wurde sie bis 1918 Husserls Assistentin und hoffte auf eine Habilitation und eine Universitätslaufbahn. Diese wurde ihr jedoch als Frau verwehrt. Es folgten private wissenschaftliche Arbeiten und weitere vergebliche Bemühungen um eine Habilitation.
Die 1920 ausgesprochene Zulassung von Frauen zur Habilitation wurde durch ihre Eingabe an die
preußische Regierung bewirkt. Nach religiöser Krise im Jahre 1921 konvertierte sie am 1.1.1922
zum Katholizismus unter anderem aufgrund der Lektüre der "Vita" der spanischen Mystikerin
Theresia von Avila (1515-1582).
Von 1923 bis 1931 war sie Lehrerin am Mädchenlyzeum in Speyer. Während sie ihre privaten
wissenschaftlichen Arbeiten fortsetzte, führte eine ausgedehnte Vortragstätigkeit sie nach
Zürich, Wien und zu den Salzburger Hochschulwochen. Im Frühjahr 1931 gab sie den Lehrberuf auf
und bemühte sich in Breslau und Freiburg erneut um eine Habilitation, die diesmal aufgrund
ihrer jüdischen Herkunft scheiterte.
Seit Februar 1932 lebte sie in Münster. Sie war als Dozentin an das "Deutsche Institut für
wissenschaftliche Pädagogik", Engelstraße 25, berufen worden. Sie wohnte kurzfristig bei
Dr. Gottfried Hasenkamp, dann im Collegium Marianum; Frauenstraße 4-6. Während ihres
16-monatigen Aufenthaltes in Münster hielt sie Vorlesungen über "Probleme der neueren
Mädchenbildung" (Sommersemester 1932) und "Der Aufbau der menschlichen Person"
(Wintersemester 1932/33).
Aus politisch weitsichtiger Sorge um die Zukunft Deutschlands forderte sie im März 1933 von
Papst Pius XI. eine "Juden-Enzyklika". Wegen gleichzeitiger Konkordatsverhandlungen mit
dem Deutschen Reich wurde ihr Schreiben vom Vatikan nur als persönliche Protestnote gegen die
Judenpolitik der Nationalsozialisten angesehen.
Aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7.4.1933, das
Juden aus Beamtenstellungen verdrängte und in Münster den Großteil der jüdischen Professoren
von weiterer Lehrtätigkeit ausschloss, wurde ihr bereits am 20.4.1933 nahegelegt, im
Sommersemester keine Vorlesungen zu halten. Während dieser Zeit bekam sie Klarheit über ihren
weiteren Lebensweg.
Sie verließ Münster am 15.7.1933 und trat am 14.10.1933 in das Karmeliterinnenkloster in Köln
ein. Bei der Einkleidung wählte sie den Namen Teresia Benedicta a Cruce (die vom Kreuz
Gesegnete). Nach dem Novemberpogrom schien es ihr ratsam, in ein anderes Kloster außerhalb
Deutschlands überzusiedeln, um ihre Mitschwestern nicht zu gefährden und den NS-Machthabern
keinen Anlass zur Schließung des Kölner Klosters zu geben. Sie fand am 31.12.1938 Aufnahme im
Karmel in Echt/NL.
Als am 26.7.1942 die niederländischen Bischöfe in einem Hirtenwort öffentlich gegen die
Judenverfolgung protestierten, erfolgte eine Woche später als Gegenschlag der Gestapo die
Verhaftung von Katholiken jüdischer Herkunft unter anderem Edith Steins und ihrer Schwester
Rosa.
Vom Sammellager Westerbork wurde sie am 7.8.1942 nach Auschwitz deportiert und unmittelbar nach
der Ankunft am 9.8.1942 ermordet.
Am 1.5.1987 erfolgte während seines Deutschlandsaufenthaltes und Besuchs in Köln ihre
Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II.
Quelle: Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Teil 1: Biographisches Lexikon, Münster 2001
Am 11.10.1998 erfolgte die Heiligsprechung Edith Steins in Rom.
Im Stadtgebiet Münster gibt es 31 Straßen, die nach Menschen mit jüdischer Abstammung benannt
sind:
Alfred-Flechtheim-Platz, Baumgartenweg, Edith-Miltenberg-Weg, Edith-Stein-Straße, Einsteinstraße, Elfriede-Meyer-Weg, Eli-Marcus-Weg, Else-Scheuer-Weg, Goldenbergstraße, Gumprichstraße,
10
Hedwig-Feibes-Weg, Heilbronnweg, Helmut-Pins-Weg, Henny-Uhlmann-Weg, Henny-Waldeck-Weg, Henriette-Hertz-Weg, Henriette-Son-Straße, Hoffmannweg, Jacob-von-Korbach-Weg, Julius-Voos-Gasse,
20
Luise-Rappoport-Weg, Marks-Haindorf-Stiege, Meta-Seelig-Weg, Nanny-Katz-Weg, Philippsweg,
Reha-Mathel-Falk-Weg, Simonsplatz, Sonja-Kutner-Weg, Sophie-Heimbach-Weg, Weinbergweg und
30
Zwi-Schulmann-Weg.
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