Else-Scheuer-Weg
Statistischer Bezirk: Gievenbeck
Entstehung: 2020
Amtsblatt:
Stolperstein zur Erinnerung an Else Scheuer vor dem Haus Rasefeldstraße 28
Benannt nach Else Scheuer (1900-1945) geb. Reingenheim. Sie war die letzte Lehrerin an der jüdischen Schule in Münster. Sie wurde mit ihrem Ehemann 1945 im KZ Stutthof ermordet.
- Position des Stolpersteins im Stadtplan.
Die Lehrerin Else Scheuer geb. Reingenheim, *23.12.1900 in Rheine, stammte aus
einer vermögenden Kaufmannsfamilie in Rheine und besuchte dort von 1911 bis 1918 das
Lyzeum.
Nach dem Ersten Weltkrieg zog sie mit der Familie nach Münster, legte 1921 am Evangelischen
Oberlyzeum das Abitur ab und erlangte die Lehrbefähigung für Volks- und Mittelschulen. 1927
arbeitete sie an der jüdischen Schule in Essen, später im elterlichen Geschäft in Münster.
1937 heiratete sie den Lehrer Hermann Scheuer und wohnte mit ihm in ihrem Elternhaus
Raesfeldstraße 28. Nach einer Befragung zur Emigrationsabsicht im September 1938 sperrte das
Deutsche Reich ihr Vermögen, um die eventuell anfallende Reichsfluchtsteuer zu sichern. Nach
dem Novemberpogrom 1938 dezimierte es sich rapide, unter anderem durch Zahlung der
"Judenvermögensabgabe". Else Scheuer finanzierte den Unterhalt ihrer Schwiegereltern in
Laasphe. Ihr Bruder, der seit 1937 in Brasilien lebte, konnte lediglich für die Eltern ein
Visum erlangen, nicht jedoch für sie.
Nach dem Verkauf des elterlichen Hauses Raesfeldstraße 28 Anfang 1939 erhielt sie dort
Wohnrecht bis zu ihrer beabsichtigten Auswanderung nach Brasilien. Ab 1939 war das Ehepaar
Scheuer in den "Judenhäusern" Salzstraße 31 und Prinz-Eugen-Straße 39 (1941)
untergebracht.
Seit 1940 unterrichtete Else Scheuer Englisch an der jüdischen Schule in der
Marks-Haindorf-Stiftung. Später musste sie Zwangsarbeit in der Trockenkartoffelfabrik in
Westbevern-Brock leisten. Mit ihrem Ehemann wurde sie am 13.12.1941 ins Ghetto Riga deportiert,
am 1.10.1944 in das KZ Stutthof. Sie kam dort am 8.01.1945 um, einige Tage nachdem ihr Ehemann
in einem Außenlager von Stutthof zugrunde gegangen war.
Quelle: Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945, Teil 1: Biographisches Lexikon, Münster 2001
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Als
das jüdische Leben in Münster erlosch
weiterer Bericht von Gisela Möllenhoff in Westfälische Nachrichten, Auf Roter Erde -
Zwölf Straßennamen in der ehemaligen Oxford-Kaserne
Als in den Jahren ab 2014 die Umwandlung der ehemaligen Kaserne an der Roxeler Straße in ein ziviles Wohnbaugebiet absehbar wurde, hat die Bezirksvertretung Münster-West am 4. Mai 2017 entschieden, dass die Straßen im Oxford-Quartier nach weiblichen Opfern von Krieg und Gewalt benannt werden sollten.
Die Vorschläge für die Straßennamen stammen von den Autorinnen des Buches Jüdische Familien in Münster 1918 - 1945 Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer.Es sind die zwölf Straßennamen:
Edith-Miltenberg-Weg, Elfriede-Meyer-Weg, Else-Scheuer-Weg, Gumprichstraße, Henny-Uhlmann-Weg, Henriette-Hertz-Weg, Luise-Rappoport-Weg, Meta-Seelig-Weg, Nanny-Katz-Weg, Simonsplatz, Sonja-Kutner-Weg und Sophie-Heimbach-Weg.
Im Stadtgebiet Münster gibt es 31 Straßen, die nach Menschen mit jüdischer Abstammung benannt sind:
Alfred-Flechtheim-Platz, Baumgartenweg, Edith-Miltenberg-Weg, Edith-Stein-Straße, Einsteinstraße, Elfriede-Meyer-Weg, Eli-Marcus-Weg, Else-Scheuer-Weg, Goldenbergstraße, Gumprichstraße,
10
Hedwig-Feibes-Weg, Heilbronnweg, Helmut-Pins-Weg, Henny-Uhlmann-Weg, Henny-Waldeck-Weg, Henriette-Hertz-Weg, Henriette-Son-Straße, Hoffmannweg, Jacob-von-Korbach-Weg, Julius-Voos-Gasse,
20
Luise-Rappoport-Weg, Marks-Haindorf-Stiege, Meta-Seelig-Weg, Nanny-Katz-Weg, Philippsweg, Reha-Mathel-Falk-Weg, Simonsplatz, Sonja-Kutner-Weg, Sophie-Heimbach-Weg, Weinbergweg und
30
Zwi-Schulmann-Weg.