Elvenstück
Statistischer Bezirk: Mauritz-Ost
Entstehung: 2014
Amtsblatt: 07/2014
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Der Name Elvenstück ist als Flurname zwischen der Wolbecker Straße und dem Lohausbach
nachgewiesen.
Quelle: Wilhelm Müller-Wille und Elisabeth Bertelsmeier (Hrsg.), Der Stadtkreis Münster
1820-1955 Karte im Maßstab 1 . 10.000 aus der Reihe Siedlung und Landschaft in Westfalen,
Landeskundliche Karten und Hefte der Geographischen Kommission für Westfalen, 1955
Diese Straße liegt im Bereich des damaligen Ackers, der den Namen Elvenstück hatte. Die
Bedeutung des Namens ist nicht geklärt.
Nach Auskunft bei Dr.
Gunter Müller von der Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens beim LWL
könnte das Wort Elvenstück den Namen eines früheren Eigentümers enthalten. Es gab im
Niederdeutschen den Vornamen Alwick bzw. Elvo; dann war es das Grundstück des Elvo.
Wahrscheinlicher ist aber die Herkunft von Elven = mundartlich für Erlen; dann war es das
Grundstück bei den Erlen. Diese Erklärung wäre nachvollziehbar, denn das Elvenstück grenzt an
den Lohausbach. Erlen bevorzugen Standorte am Wasser.
Ackern am Stück
Das Wörtchen Stück bezeichnete in früheren Jahrhunderten in Westfalen eine Acker- oder
Gartenfläche und auch ein Flächenmaß.
Nicht einmal der Duden definiert das Wörtchen Stück. Es ist einfach so geläufig und so
banal, dass es jeder kennt - bzw. zu kennen glaubt: Das Stück als Teil eines Ganzen taucht
überall dort auf, wo etwas geteilt, zertrennt, zerbrochen oder zerstört wird.
So weit, so banal. Weniger bekannt ist, dass das Stück in der Landwirtschaft und ihrer
Geschichte eine eigene, besondere Bedeutung aufweist. Denn wo dieses Wort als Flurname
auftaucht, da meint es eine Parzelle, einen Acker oder ein Grund-stück. In diesem uns heute
geläufigen Wort klingt die alte Bedeutung noch an.
Das westfälische Wörterbuch aller niederdeutschen Begriffe definiert das Wörtchen
"stükke" folgendermaßen: Feldstreifen, Ackerparzelle, Teil einer Ackerfläche, die
für sic allein gepflügt wird" sowie abgegrenztes Gartenland".
Diese besondere Bedeutung ist uralt und reicht in die Zeit Karls des Großen zurück. Für das 9.
Jahrhundert ist sie in einer schriftlichen Quelle des Klosters Werden bei Essen dokumentiert.
Dort ist von einer Feldflur die Rede, "que vocatur stuc lant" - die ein Stück Land
genannt wird.
Dieser Erwähnung folgen viele weitere - so etwa in Osnabrücker Stadtrechnungen von 1471: Dort
ist von einem Warendorfer Bürger Hollemann die Rede, der der Osnabrücker Stadtkasse Geld
schulde - es liege als Gegenwert "ein Stück Wein zum Pfande vor". Hier war tatsächlich
eine Fläche gemeint, auf der Weinreben gediehen.
In dieser Form findet sich das Stück in zahllosen Akten, Dokumenten und Karten
Westfalens. Gunter Müller, der diesem sonderbaren Wortgebrauch in seinem "Westfälischen
Flurnamenatlas" nachgegangen ist, hat Stück-Flurnamen vor allem im Münsterland, im
Märkischen Sauerland sowie in Teilen Ostwestfalens, etwa in der Gegend um Brakel im Kreis
Höxter, vorgefunden.
Im Siegerland bzw. in Teilen des Sauerlandes bezeichnet das Stück auffallend große
Flurstücke, die sich von den kleineren umliegenen Parzellen abheben. Doch diese Bedeutung ist
ein Sonderfall. Denn in Westfalen wurde unter Stück in der Regel ein
Ackerbeet verstanden - oder der "Teil einer größeren Ackerfläche, der für sich
allein gepflügt wird." Häufig tauchen Stück-Flurnamen bei Ackerflächen auf, die
gemeinschaftlich beackert worden sind.
Die streifenartigen Ackerbeete wiesen je nach Landstrich eine mehr oder weniger feste Größe
auf. So wurde das Wörtchen Stück mancherorts zum Flächenmaß, neben dem Morgen, der
Rute oder der Scheffelsaat. Der Sprachwissenschaftler Gunter Müller hat dazu in seinem
Westfälischen Flurnamenatlas einige Belege veröffentlicht. Demnach maß im Münsterland ein
Stück zwischen 10,5 und 14 m Breite. In der Dortmunder Gegend gab es das feste Maß des
Gartenstücks. Es umfasste umgerechnet rund 180 qm Land.
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe,
Münster, Ausgabe 46/2013
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