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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Feldstiegenkamp

Stadtbezirk:Münster-Nord
Statistischer Bezirk: Kinderhaus-West
Entstehung: 1961
Amtsblatt: 22/1961
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Feldstiegenkamp ist ein in dieser Gegend überlieferter Flurname.

Kamp

Kamp - das klingt urig und plattdeutsch, doch das Wort stammt aus dem Lateinischen. In der Antike bedeutet der 'campus' so viel wie freie, unbebaute, offene Fläche. Die Römer brachten das Wort bis in den Norden Galliens mit. Von dort sprach es sich nach Osten unter den Stämmen Germaniens um. Als die Römer das Land wieder verließen, blieb das Wort hier und verkehrte sich ins Gegenteil. Wo es vorher eine freie Fläche meinte, erhielt es nun Grenzen und Wälle. Im 6. bis 8. Jahrhundert stand 'campus' für umzäuntes Siedlungsgelände, Viehpferch, umzäunten Acker.

Diese Form des eingezäunten Nutzlandes war in Westfalen allgemein verbreitet. Nicht ohne Grund führt der Kamp mit weitem Abstand die Hitliste aller Flurnamen an: endweder allein, in Verkleinerungsform oder auch mit vielerlei Zusätzen, die auf die Nutzung des Landes hindeuten. Die vier Getreidesorten sind den in den Flur- und Familiennamen Roggenkamp, Gerstkamp, Hawerkamp und Weitkamp gut zu erkennen. Auch die Bedeutung von Kalwerkamp, Kohkamp oder Swinekamp wird rasch verständlich. Aber was bitte verbirgt sich hinter Rüskenkamp und Telgenkamp? Hier eine kleine Übersetzungsliste:
Röwekamp = Feld mit Rüben; Klawerkamp = Feld mit Klee;
Flaskamp = Feld mit Flachs, Telgenkamp = Feld mit jungen Eichen;
Hesterkamp = Feld mit jungen Eichen oder Buchen;
Eekenkamp, Ekelkamp = Feld mit Eichen oder Eicheln;
Bökenkamp = Feld mit Buchen, Braamkamp = Feld mit Ginster;
Ellerkamp = Feld mit Erlen; Dörnkamp = Feld mit Dornengebüsch;
Hülsekamp = Feld mit Stechginster (Ilex); Rüskenkamp = Feld mit Binsen.

Der Kamp verbirgt sich auch in vielen Familiennamen. Wer an solchem Feld wohnte und - oder es bewirtschaftete, den nannte man Kampmann, Kempmann, Kemper, Kaempfer, Kamphoff oder Kamphaus.

In Westfalen taucht das Wörtchen erstmals im 9. Jahrhundert in schriftlichen Belegen auf, heute gibt es den Flurnamen Kamp nahezu flächendeckend in Westfalen. Besonders häufig hingegen ist der Kamp am Hellweg, in Ostwestfalen bzw. im Paderborner Land sowie vor allem im Münsterland. Hier schätzten die Bauern die umzäunten Felder. [ ... ] Die Wälle und Umzäunungen wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts vielerorts niedergelegt, die Flächen geöffnet, nicht selten auch getauscht bzw. zusammengelegt und viele der 'alten' Kämpe verschwanden. Geblieben ist der Kamp in vielen Flurnamen.
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe, Münster, Ausgabe 37/2013

Es gibt in Münster 107 Straßennamen mit dem Wort Kamp. Es sind:
Aakamp, Alter Heidkamp, Am Angelkamp, Am Berler Kamp, Am Diekamp, Am Eschkamp, Am Hangkamp, Am Hawerkamp, Am Herzkamp, Am Kerkamp, Am Lindenkamp, Am Linnenkamp, Am Roggenkamp, Am Schlagkamp, Backenkamp, Berkenkamp, Blomenkamp, Bökenkamp, Bonnenkamp, Bowenkamp, Bredekamp, Breitenkamp, Brock, Brockkamp, Bünkamp, Buschkamp, Dabeckskamp Dalkamp, Deermannskamp, Dennenkamp, Derkskamp, Dreischkamp, Erlenkamp, Feldkamp, Feldstiege, Feldstiegenkamp, Flaßkamp, Gallenkamp, Geistkamp, Gerstkamp, Gorenkamp, Gronewegskamp, Große Helkamp, Grottenkamp, Haugenkamp, Hegerskamp, Heuenkamp, Hofkamp, Holsenkampweg, Holtkamp, Im Bilskamp, Immenkamp, Janskamp, Juffernkamp, Kampstraße, Kegelskamp, Kerstingskamp, Kiesekampweg,Kiesekamps Mühle, Kleikamp, Kleine Breikamp, Klinkkampweg, Knufenkamp, Kortenkamp, Koskamp, Langenkamp, Laukamp, Lehmkamp, Meinenkampstraße, Mengelkamp, Merschkamp, Meßkamp, Middelkamp, Neuer Heidkamp, Nienkamp, Ossenkampstiege, Pferdekamp, Pottkamp, Regenskamp, Reinerskamp, Rohrkampstraße, Rottkamp, Sandfortskamp, Sandweg, Schleebrüggenkamp, Schlienkamp, Schürkamp, Schwarzer Kamp, Soestkamp, Soetenkamp, Stakenkamp, Steinkamp, Sternkamp, Stickamp, Stiegkamp, Sunderkamp, Teigelkamp, Tengenkamp, Tönskamp, Virnkamp, Weitkampweg, Westenkamp, Wickenkamp, Wienkampstraße, Wildenkamp, Woestenkamp, Wortkamp.



Was ist eine Stiege?

Der Flurname "Stiege" ist vor allem im Münsterland und auch im östlichen Westfalen weit verbreitet, kann aber Ortsfremde in die Irre führen. Denn gewöhnlich weist dieses Wort ja bergauf: Es meint einen Anstieg, einen Bergpfad oder auch eine Treppe. Auch in Westfalen war das so: Das alte plattdeutsche Wort "Stiege" bezeichnete etwa die Treppe zur Upkammer, aber auch die Hühnerleiter im Stall. "Stiege" nannten die Bauern auch den Querbalken, auf dem sie einen Zaun oder eine Hecke übersteigen konnten.

Im Münsterland aber setzte sich eine weitere Bedeutung durch, denn "Stiege" sagten die Bauersleute bald auch zu kleineren Flußwegen. Stiegen dienten als
Zufahrt zum Hof: Hülskotters Stegge (Gronau), Enxkers Stegge (Ammeloe), Berings Stiege (Weseke), Hackmanns Stiege (Neuenkirchen), An der Nordorper Stiege (Borken), oder als
Weg zur Mühle: An der Mühlenstiege (Epe, Münster, Höster), Möllenstegge (Coesfeld), an de Muhlenstegge (Neuenkirchen), als
Weg zur Kirche oder zum Friedhof: Kerkstegge (Coesfeld, Nateln bei Soest), Kierkstege (Münster); Laichenstiege (Altenberge), Liekstegge (Groß Reken), Lickstegenkamp (Billerbeck) oder als
Weg ins Nachbardorf: An de Wessumer Stiege, an der Wüllner Stegge (beide in Ahaus), Himmighäuser Fußstiege (Snadebeck bei Höxter).

Die Stiege hat aber ihre ursprüngliche Bedeutung des Steigens und Kletterns nicht verloren. Das klingt vor allem im Namen des Sauerlandes an wie etwa "Auf der Bergsteige" in Saalhausen oder "Steigenberg" in Drolshagen. (...)
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe, Münster, Ausgabe 15/2014

Im Stadtgebiet Münster gibt es 41 Straßennamen mit dem Grundwort Stiege. Nur ein Teil davon sind historische Bezeichnungen wie Gasselstiege, Meesenstiege oder Woortstiege. Andere 'Stiege'-Namen sind leider Neuschöpfungen, die historisch klingen sollen.
Es sind:
Appelbreistiege, Beelertstiege, Bernsmeyerstiege, Boeckmannstiege, Brinkmannstiege, Brüggstiege, Coerdestiege, Derßenbrockstiege, Dingstiege, Doris-Wortmann-Stiege, Eckernstiege, Feldstiege, Feldstiegenkamp, Feuerstiege, Gartenstiege, Gasselstiege, Hagelbachstiege, Haselstiege, Jungfer-Willemin-Stiege, Langenhorster Stiege, Laustiege, Linnebornstiege, Lühnstiege, Luntenstiege, Marks-Haindorf-Stiege, Meesenstiege, Mersmannsstiege, Niedenstiege, Ossenkampstiege, Papenstiege, Paula-Wilken-Stiege, Pieperstiege, Potstiege, Schelmenstiege, Schildstiege, Schlautstiege, Schlikötterstiege, Sendener Stiege, Uppenkampstiege, Wittoverstiege und Woortstiege.



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