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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Freiherr-vom-Stein-Platz

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Schlachthof
Entstehung: 1958
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Reichsfreiherr Karl vom und zum Stein, *26.1.1757 Nassau, †29.6.1831 Cappenberg, preußischer Staatsmann.

Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein, 1757 - 1831
Reichsfreiherr vom und zum Stein wurde als 2. Sohn der reichsfreiherrlichen Familie von und zum Stein in Nassau geboren. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften sammelte vom Stein Erfahrungen im Reichskammergericht in Wetzlar. 1780 trat er in preußischen Dienst und wurde bald durch Vermittlung seines Onkels, des Freiherrn von Heinitz, Oberbergrat. Damit oblag ihm die Verwaltung der märkisch-westfälischen Bergwerke mit Sitz in Wetter. Durch Reformideen und Ausbildungsverbesserung der Arbeiter gelang es ihm, den Ertrag der Förderleistung zu erhöhen. 1796 wurde er Oberpräsident der westfälischen Kammern. 1804 ernannte man ihn zum preußischen Finanz- und Wirtschaftsminister. In dieser Eigenschaft unternahm er eine Informationsreise nach England, wo er moderne Bergbautechnik und Verwaltung kennen lernte. Nach seiner Rückkehr begann er, die neu gewonnenen Erkenntnisse umzusetzen. Aufsehen, ja Unmut erregte er, als er von der Körperschaft der Knappschaft ausgehend in den Stadtverwaltungen und schließlich auf dem Lande die eigenverantwortliche Selbstverwaltung einführte. In den Städten beteiligte er Adel und Bürgerliche in gleicher Weise an der Verantwortung für das Gemeinwesen: auf dem Lande befreite er die Bauern von der Erbhörigkeit und ermöglichte es ihnen, eigenverantwortlich ohne Einmischung des Grundherrn Fruchtfolgen und Aussaat zu bestimmen. Diese Reformgedanken und Vorschläge legte er in einer Denkschrift vor, erregte damit aber Unmut und Misstrauen, zumal er noch verlangte, dass Minister eine Vorbildung für diese Tätigkeit aufweisen müssten. 1806, nach der verlorenen Schlacht gegen Napoleon, bekam er einen Ruf als preußischer Außenminister, den er jedoch ablehnte, da er in einer Regierung von Nichtfachmännern nicht arbeiten wollte. Durch all das wurde die Atmosphäre am preußischen Hofe so schlecht, dass er 1807 selbst seine Demission einreichte. Dennoch berief man ihn erneut als Staatsminister ins Kabinett, und jetzt nutzte er die Zeit, um die vorgeschlagenen Reformen durchzusetzen, galt es doch, Preußen nach der verheerenden Niederlage wieder aufzurichten. Das Unglück wollte es, dass mitten in seinem Schaffen ein Brief von seiner Hand, der Andeutungen über Aufstandspläne gegen die Franzosen enthalten haben soll, der französischen Kontrolle in die Hände fiel. Der französische Gesandte verlangte vom preußischen König die sofortige Demission. Fortan lebte der Reichsfreiherr als Flüchtling abwechselnd in Brünn, Prag und Troppau, bis der russische Zar Alexander I. ihn nach den Befreiungskriegen 1812 als Berater nach Petersburg berief. Als russischer Vertrauter nahm er am Wiener Kongress teil und leitete die Verhandlung zwischen dem preußischen König und dem russischen Zaren, die zum Abschluss des russisch-preußischen Abkommens führten. Von 1819 an lebte er zurückgezogen auf Burg Cappenberg und widmete sich fortan der Geschichtskunde. 1829 wirkte er noch einmal als Präsident des westfälischen Provinzlandtages, bis er 1831 in Cappenberg für immer die Augen schloss.
Autorin: Inge Michalowski
Quelle: Liselotte Funcke (Hrsg), Hagener Straßen erzählen Geschichte(n), Hagen 2001

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