Freiherr-vom-Stein-Platz
Reichsfreiherr Karl vom und zum Stein, *26.1.1757 Nassau, 29.6.1831 Cappenberg, preußischer Staatsmann.
Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein, 1757 - 1831
Reichsfreiherr vom und zum Stein wurde als 2. Sohn der reichsfreiherrlichen Familie von und zum
Stein in Nassau geboren. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften sammelte vom Stein
Erfahrungen im Reichskammergericht in Wetzlar. 1780 trat er in preußischen Dienst und wurde
bald durch Vermittlung seines Onkels, des Freiherrn von Heinitz, Oberbergrat. Damit oblag ihm
die Verwaltung der märkisch-westfälischen Bergwerke mit Sitz in Wetter. Durch Reformideen und
Ausbildungsverbesserung der Arbeiter gelang es ihm, den Ertrag der Förderleistung zu erhöhen.
1796 wurde er Oberpräsident der westfälischen Kammern. 1804 ernannte man ihn zum preußischen
Finanz- und Wirtschaftsminister. In dieser Eigenschaft unternahm er eine Informationsreise nach
England, wo er moderne Bergbautechnik und Verwaltung kennen lernte. Nach seiner Rückkehr begann
er, die neu gewonnenen Erkenntnisse umzusetzen. Aufsehen, ja Unmut erregte er, als er von der
Körperschaft der Knappschaft ausgehend in den Stadtverwaltungen und schließlich auf dem Lande
die eigenverantwortliche Selbstverwaltung einführte. In den Städten beteiligte er Adel und
Bürgerliche in gleicher Weise an der Verantwortung für das Gemeinwesen: auf dem Lande befreite
er die Bauern von der Erbhörigkeit und ermöglichte es ihnen, eigenverantwortlich ohne
Einmischung des Grundherrn Fruchtfolgen und Aussaat zu bestimmen. Diese Reformgedanken und
Vorschläge legte er in einer Denkschrift vor, erregte damit aber Unmut und Misstrauen, zumal er
noch verlangte, dass Minister eine Vorbildung für diese Tätigkeit aufweisen müssten. 1806, nach
der verlorenen Schlacht gegen Napoleon, bekam er einen Ruf als preußischer Außenminister, den
er jedoch ablehnte, da er in einer Regierung von Nichtfachmännern nicht arbeiten wollte. Durch
all das wurde die Atmosphäre am preußischen Hofe so schlecht, dass er 1807 selbst seine
Demission einreichte. Dennoch berief man ihn erneut als Staatsminister ins Kabinett, und jetzt
nutzte er die Zeit, um die vorgeschlagenen Reformen durchzusetzen, galt es doch, Preußen nach
der verheerenden Niederlage wieder aufzurichten. Das Unglück wollte es, dass mitten in seinem
Schaffen ein Brief von seiner Hand, der Andeutungen über Aufstandspläne gegen die Franzosen
enthalten haben soll, der französischen Kontrolle in die Hände fiel. Der französische Gesandte
verlangte vom preußischen König die sofortige Demission. Fortan lebte der Reichsfreiherr als
Flüchtling abwechselnd in Brünn, Prag und Troppau, bis der russische Zar Alexander I. ihn nach
den Befreiungskriegen 1812 als Berater nach Petersburg berief. Als russischer Vertrauter nahm
er am Wiener Kongress teil und leitete die Verhandlung zwischen dem preußischen König und dem
russischen Zaren, die zum Abschluss des russisch-preußischen Abkommens führten. Von 1819 an
lebte er zurückgezogen auf Burg Cappenberg und widmete sich fortan der Geschichtskunde. 1829
wirkte er noch einmal als Präsident des westfälischen Provinzlandtages, bis er 1831 in
Cappenberg für immer die Augen schloss.
Autorin: Inge Michalowski
Quelle: Liselotte
Funcke (Hrsg), Hagener Straßen erzählen Geschichte(n), Hagen 2001
- Eintrag in der Neuen Deutschen Biographie Reichsfreiherr Karl vom und zum Stein
Gehört zum Thema:
- Ortsbezug zum Landeshaus des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe