Frie-Vendt-Straße
Die Frie-Vendt-Straße wurde 1876 nach dem Armenhaus Frye-Vendt benannt, das im Jahre 1590
gegründet worden ist. Dieses Armenhaus stifteten Bürgermeister Dr. Heinrich Vendt, seine Frau
Clara Wedemhove und sein Schwiegersohn Heinrich Frie.
Quelle: Wilhelm Kohl in: Münstersche
Zeitung, am 3.8.1956
Das Ehepaar Dr. Henrich Vendt und Clara Wedemhove stiftete bereits zu Lebzeiten (1588) ein
Armenhaus für zwölf arme Leute. Es lag am Ende der Breden Stege (Breiten Gasse). Damit was das
Armenhaus Vendt das Größte der drei neuen Armenhäuser im Aegidiikirchspiel. Bereits früh
erhielt das Haus eine Reihe von beachtlichen Zustiftungen. Für die Jahre 1588 bis 1598 sind elf
Vermächtnisse nachzuweisen. Von diesen stammten drei aus der Familie des Stifterpaares, nämlich
von ihren beiden Töchtern und deren Ehemännern sowie von der Schwester des Henrich Vendt und
deren Mann. Die Gründungsurkunde wurde erst elf Jahre später, am 20. Dezember 1599 ausgestellt,
in dem Jahr, in dem Clara Wedemhove starb. Besiegelt wurde sie von Bürgermeistern und Rat der
Stadt Münster, dem Stifter Henrich Vendt, der zu diesem Zeitpunkt einer der Bürgermeister war,
seinem Schwiegersohn Henrich Frie und dem Kirchenprovisor des Aegidiikirchspiels Henrich
Isermann. Doch auch im Zusammenhang mit mehreren anderen Armenhäusern und Elenden erscheint
immer wieder der Name Henrich Vendt. So wird er 1581 als Provisor der Elende Aegidii erwähnt.
Seit 1587 finden wir ihn den Prüfungskommissionen für die Jahresrechnungen der Elenden Martini
und Aegidii sowie der Armenhäuser zur Aa und in der Straße Wegesende. Dieses besondere
Engagement ist auch auf seine politische Position in Münster zurückzuführen. Insgesamt war er
30 Jahre Mitglied des Rates, davon 25 Jahre als Bürgermeister.
Als Heinrich Vendt 1609 starb, wurde die Verwaltung des Armenhauses in die Hände der Familie
und der Provisoren der Aegidiikirche gelegt. Noch heute existiert auf dem Grundstück des
Armenhauses ein Altersheim, das von der Cohaus-Vendt-Stiftung Münster unterhalten
wird.
Quelle: Stadt Münster, Stadtarchiv, Dokumentation: Armut, Not und gute Werke - Soziale
Stiftungen in Münster, Januar 2001
Armenhaus = Gotteshaus
Armenhäuser, wie sie zwischen 1300 und 1620 in großer Zahl in Münster entstanden, galten als
Gotteshäuser - aus drei Gründen: Hier wurde gebetet, an jedem Tag und zu allen
Tageszeiten. Die armen Bewohnerinnen und Bewohner, die hier, vor allem als alte Menschen,
Obdach und Verpflegung erhielten, beteten für ihre Wohltäter und für das Heil der Stadt. Ihr
Leben war nach klösterlichen Grundsätzen ausgerichtet, auch wenn sie keine Gelübde ablegten.
Die Hausordnungen schrieben den täglichen Gottesdienstbesuch vor. Im Armenhaus Jüdefeld am
Buddenturm waren außerdem täglich 25 Paternoster und Ave-Maria zu beten. Gotteshäuser waren es
zudem, weil sie dem Heiligen Geist geweiht waren, der die Menschen zur Nächstenliebe
(caritas) und besonders die Wohlhabenden zur Armenfürsorge anleiteten. Noch heute gibt
es in Deutschland und anderen europäischen Ländern Heilig-Geist-Spitäler. Ihre Wurzeln reichen
sehr weit ins Mittelalter zurück. Gotteshäuser waren es schließlich aber auch, weil die
Bedürftigen auch Gottesarme genannt wurden. Sie hatten allein das zur Verfügung, was Gott und
gute Menschen ihnen gaben, wie es in vielen historischen Zeugnissen formuliert ist. Dies war im
Gegensatz gemeint zu den übrigen Armen, die sich durch ihre Arbeitskraft notdürftig selbst
ernähren konnten.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 163
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