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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Geisbergweg

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Dom
Entstehung: 1954
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Max Geisberg, *9.10.1875 Münster, †5.6.1943 Münster, Kunsthistoriker.

 
Foto

Bronzetafel für Max Geisberg

Noch heute zählen die sechs gewichtigen Bände Geisbergs, die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Münster zu den Standardwerken der Stadtgeschichte. Es ist als großes Glück anzusehen, dass alle diese Bände, die die Forschung eines ganzen Lebens dokumentieren, noch vor den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges vollendet werden konnten. Vor allem der Baugeschichte der Stadt gehörte Geisbergs besonderes Augenmerk. 1911 wurde der Kunsthistoriker zum Direktor des Landesmuseums für Kunst- und Kulturgeschichte berufen. Er behielt diese Stelle, mit einer sechsjährigen Unterbrechung in der NS-Zeit, bis zu seinem Lebensende inne. Die Zerstörungen seines Museums durch Fliegerbomben fiel nicht mehr in die Lebenszeit des Forschers.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000

 

Max Geisberg, geboren 1875, kehrte am Ende seiner Studienjahre im Februar 1902 nach Münster zurück. Später erinnerte er sich an die befreite und glückliche Stimmung dieses Jahres und schrieb 'von Heidelberg fuhr ich nach Münster, zu der Stadt, welche die Herzen aller Menschen, die einmal dorthin gekommen sind, fest an sich kettet und immer wieder zu sich zurückzieht. Um wieviel mehr jene, die dort geboren sind'. In der alten Spiegelkammer am Domplatz hatte er mit seiner Schwester glückliche Kindheitsjahre erlebt. Der Vater, Assessor Heinrich Geisberg, Quästor der Akademie und Justitiar des Domkapitels, hatte sich große Verdienste um den Verein für Geschichte und Altertumskunde erworben. Er war es, der dem Sohn Max Kenntnisse in der heimatlichen Geschichte und einen starken Familiensinn für das Leben mitgab. Seine Mutter, geborene Boner, entstammte wie die Geisbergs einer alten münsterischen Familie. Sie hat, nach dem frühen Tod des Vaters in bescheidenen finanziellen Verhältnissen lebend, dem Sohn das kunsthistorische Studium ermöglicht. Darüber hinaus haben vermögende Verwandte Max Geisberg Geldmittel geschenkt, so dass er in seinen Studienjahren in München, Münster, Berlin und Heidelberg gut zurechtkam und noch einige kleine Kunstreisen unternehmen konnte.

In Berlin lernte er den berühmten Kunsthistoriker Adolf Goldschmidt kennen, dessen Arbeiten zu den mittelalterlichen Elfenbeinwerken bis heute Gültigkeit haben. Goldschmidt nannte ihn seinen Schüler. Geisberg hatte bei ihm das exakt und streng sachliche Beschreiben und Einordnen von Kunstgegenständen gelernt. In Münster hörte er die Vorlesungen des Historikers Heinrich Finke, der ein weit über Deutschland hinaus berühmter Gelehrter wurde. Finke war in seiner münsterischen Zeit auch Vorsitzender des Altertumsvereins. Ihm verdankte Geisberg die methodische Technik des Quellenstudiums. In Heidelberg wurde er Schüler und Doktorrand bei Henry Thode, der dem jungen Kunsthistoriker die großen künstlerischen Zusammenhänge in Europa vermittelte. Bei ihm promovierte er am 14. Februar 1902 mit Auszeichnung. Seine Dissertation lautete: 'Der Meister der Berliner Passion und Israhel von Meckenem.'

So stieß er im Anfang des 20. Jahrhunderts zu den Kennern der früheren Graphik: Campbell Dodgson in London, Max Lehrs in Dresden und Berlin und Jean Louis Sponsel in Dresden. Im Laufe seines Lebens hat Geisberg diesem Forschungsgebiet nicht weniger als 75 wissenschaftliche Arbeiten gewidmet. Darunter waren als unglaubliche Leistungen die Erfassung der deutschen Einblattholzschnitte des 15. und frühen 16. Jahrhunderts, von 1923 bis 1930 in 37 Lieferungen erschienen und nicht weniger als 1600 Tafeln enthaltend, jede mit präziser Erläuterung versehen. Daneben brachte er 1923 bis 1924 die Kupferstiche des Meisters "E.S." in fünf Lieferungen mit 248 Tafeln heraus und begann 1930 die Geschichte der frühen deutschen Buchillustration herauszugeben, ein Werk, das leider infolge der Wirtschaftsschwäche jener Jahre unvollendet blieb. Das ungeheure Material zu allen diesen Veröffentlichungen hatte er auf Reisen in alle bedeutenden europäischen Kupferstichsammlungen zusammengebracht, in erster Linie in London und Paris (1904). 1905 erhielt Geisberg einen Ruf als Assistent an die renommierte graphische Sammlung in Dresden, wo er schon ein Jahr später zum Direktorial-Assistent ernannt worden ist.

Er hat jedoch, wie er später schrieb, stets als Ziel eine Stellung an dem neuen 1908 eröffneten Landesmuseum der Provinz Westfalen in Münster im Auge behalten. 1911 war es soweit. Nach dem Fortgang des ersten Direktors dort, Adolf Brüning, wurde er zum Direktor in Münster berufen. In seiner Heimatstadt war er damals kein Unbekannter mehr. Schon als Student im vierten Semester hatte er nach genauem Studium der Quellen der Täuferzeit die Möglichkeit prophezeit, unter den Bollwerken der von den Täufern 1534 verstärkten Torbefestigungen Skulpturen aus dem Bildersturm in den münsterischen Kirchen zu finden. Als im Winter 1897/98 der damals noch hohe Promenadenwall beiderseits des alten Kreuztores abgetragen und eingesattelt werden sollte, machte er sich mit ein paar Arbeitern an die Ausgrabung an der Stelle des Kreuztorrundells. Der Erfolg war überwältigend: Es kam der großartige Figurenzyklus aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts vom Westportal der Überwasserkirche zum Vorschein. Desgleichen folgten lebensgroße Skulpturen mit Passionsdarstellungen, die dem Bildhauer Henrich Brabender, genannt Beldensnyder, zugewiesen werden konnten (um 1516). Zahlreiche andere Fragmente kamen hinzu. Freilich war alles recht beschädigt, und es fehlten manche Teile. Mit einem Schlag war somit die Kenntnis der vortäuferischen Skulptur in Münster begründet. Der Apostelzyklus mit der zentralen Marienfigur von hervorragender Qualität stellte eine Bereicherung nicht nur der westfälischen, sondern auch der nordwestdeutschen hochgotischen Bildhauerkunst dar. Die Werke des Heinrich Brabender beleuchteten den hohen Stand münsterischer Bildhauerei zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Max Geisberg hielt über seine Funde 1898 einen Vortrag im Altertumsverein und veröffentlichte den Fundbericht in den Mitteilungen der Altertumskommission.

Schon 1904 gelang ihm eine weitere wichtige Entdeckung. Die erste Mappe mit Kupferstichen, die ihm bei seinen Graphik-Recherchen im Britischen Museum in London vorgelegt wurde, enthielt die aus Archivalien bekannte, aber verloren geglaubte große Stadtansicht des Remigius Hogenberg von 1570, zu der Hermann Tom Ring die Vorzeichnung geliefert hatte. Sie ist bis heute das einzig erhaltene Exemplar geblieben. Geisberg wertete dieses hervorragende münsterische Bilddokument, erweitert um die genaue Analyse der Vogelschau des Everhard Alerdinck von 1636 im Besitz des Altertumsvereins, sofort aus. Er konnte zeigen, dass fast alle späteren Ansichten und Vogelschauen Münsters von diesen beiden Werken abhingen. Es wurde daraus das Buch 'Die Ansichten und Pläne der Stadt Münster' das 1910 erschien. Damit hatte er in der Auswertung alter Stadtbilder einen neuen Forschungsweg beschritten, der wohl bis heute unübertroffen geblieben ist.

Von 1911 an - 36 Jahre alt - als Direktor des Landesmuseums, gehörte er zu den Schriftleitern der seit 1909 erscheinenden Zeitschrift "Westfalen". Er gab 1914 den von seinem Assistenten Dr. Burkhard Meier verfassten vorzüglichen Katalog der Skulpturen des Landesmuseums heraus und steuerte im gleichen Jahre eine umfangreiche Geschichte der Goldschmiedegilde in Münster in der Westfälischen Zeitschrift bei. Darin waren seine Archivstudien über die alten münsterischen Goldschmiede niedergelegt. Auch als Kenner alter Waffen trat Geisberg wiederholt hervor. Im Ersten Weltkrieg, im Rahmen der Buntmetallsammlungen 1916, nahm er sich der eingelieferten Bronzemörser an und konnte sehr viele wertvolle Stücke vor dem Einschmelzen retten. Ebenso gelang es ihm, nach umfangreichen Studien, die kunstgeschichtlich und historisch wertvollen Glocken im Regierungsbezirk Münster vor der Beschlagnahme zu retten. Erst 1919 kam er dazu, darüber in einer Aufsatzfolge in der Zeitschrift "Münsterland" zu berichten.

Um 1915, nach der Gründung der 'Westfälischen Kommission für Denkmalpflege und Heimatschutz' durch den Freiherrn Engelbert v. Kerckerinck zur Borg, trat er dem Vorstand bei und bemühte sich mit dem Gründer und anderen Fachleuten um die Hebung von Baukultur und Bauforschung in Westfalen. Leider ist diese Kommission in den 1920er Jahren zugunsten anderer Heimatgedanken aufgegeben worden.

1925 gründete Geisberg den 'Verein westfälischer Museen' zur museumstechnischen Beratung und zur Kommunikation der vielen kleinen Museen untereinander, eine Vereinigung, die bis heute besteht. Seine Tätigkeit im Landesmuseum selbst bestand in der Fortführung und Vollendung der von Adolf Brüning begonnenen Darbietung der Kunstschätze. Seine Erwerbspolitik war glücklich und gipfelte wohl in dem 1929 gelungenen Ankauf bedeutender westfälischer Tafelbilder des 15. Jahrhunderts. Zwischen 1911 und 1934 hat Geisberg etwa 12 größere Sonderausstellungen veranstaltet. Es waren keine so umfangreichen Darbietungen, wie das heute möglich ist, aber jede war publikumswirksam angelegt und von einem bescheidenen wissenschaftlichen exakten Katalog begleitet. Vorträge und Führungen, zusammen mit seinen Mitarbeitern durchgeführt, hielten die Verbindung mit einer interessierten Öffentlichkeit aufrecht.

Die Machtübernahme durch den Nationalsozialismus 1933 sollte seine mit hohem persönlichen Engagement ausgeübte Museumstätigkeit abrupt beenden. Es wurde ihm, der persönlich völlig unpolitisch war, 1934 durch die NSDAP nahegelegt, sein Direktorenamt zur Verfügung zu stellen. Sein Vorgesetzter, Landeshauptmann Kolbow, der Geisberg persönlich sehr schätzte, hat dessen "Beurlaubung" so schonend wie möglich durchgeführt. Geisberg hat schwer daran getragen, aber er resignierte nicht.

Neben weiteren Forschungen zur früheren deutschen Graphik warf er sich jetzt voll auf die Fortführung und Vollendung seines großen Lebenswerkes, der kunstgeschichtlichen Inventarisation der Stadt Münster. Schon als Student 1897 war er enttäuscht gewesen, bei seinen kleinen Reisen keine Fachhandbücher zu finden. Die "Kunststätten" im Verlag E. A. Seemann waren noch nicht erschienen. Die Bearbeitung eines ganz Deutschland umfassenden Handbuchs von Georg Dehio wurde erst 1900 in Dresden beschlossen. 1919 erhielt er vom Landeshauptmann den offiziellen Auftrag der Inventarisation der Stadt Münster. Schon seit Jahren hatte er damals intensive Archivarbeiten, hauptsächlich für den Dom, geleitet und in vierjähriger Arbeit nebendienstlich das gesamte Dombauwerk genau aufgemessen. Nach dem Ersten Weltkrieg 1919 beantragte er sieben Architekten und Zeichner für die Bestandsaufmessung der öffentlichen Gebäude, der Bürgerhäuser und Kirchen. Diese Arbeiten dauerten unter seiner Leitung von 1920 bis 1924. Das Inventarwerk war auf drei Bände berechnet. Als 1932 der erste Teil erschien, war klar, dass die Materialfülle, die Geisberg zusammengebracht hatte, diesen Rahmen sprengen würde. Durch die Großzügigkeit der Provinzialverwaltung, der Stadt Münster und des Bistums war es möglich, die noch folgenden fünf Teile zwischen 1933 und 1941 ungekürzt herauszubringen. So hatte Münster das damals modernste und ausführlichste Bau- und Kunstdenkmälerinventar erhalten. Auf insgesamt 2.907 Seiten, erläutert durch 2.147 Abbildungen nebst 65 Falttafeln, waren alle wesentlichen Bauten und Ausstattungsgegenstände der Altstadt beschrieben und durch das Archivmaterial erläutert. Das galt auch für alle schon damals abgebrochenen Werke. Geisberg hat konsequent eine selten geübte Methode angewandt, nämlich die Bild- und Plandokumente als vollwertige Ergänzung von Schriftquellen auszuwerten. Und während der Bearbeitungsjahre hat er ständig einzelne Objekte durchaus volkstümlich in über 70 Zeitungsartikeln vorveröffentlicht. Wer hat schon damals sich und seiner Heimat ein solches Denkmal gesetzt?

Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach und sein Nachfolger einberufen wurde, holte man ihn 1940 als kommissarischen Direktor an 'sein' Museum zurück. Mit tiefer Genugtuung nahm er seine Tätigkeit wieder auf, aber nur, um das Schatzhaus der westfälischen Kunst auszuleeren. Es ist ihm schwergefallen, aber der Luftkrieg forderte unnachsichtig die Evakuierung der Sammlungen. Bis 1943 war ein erheblicher Teil des Sicherheitsprogramms durchgeführt. Als Max Geisberg nach kurzer Krankheit plötzlich am 5. Juni 1943, also vor 50 Jahren starb, ahnte damals niemand, dass schon vier Monate nach seinem Tod die von ihm so geliebte alte Stadt zum größten Teil durch alliierte Bomben am 10. Oktober 1943 zerstört sein würde. Dieses Entsetzen ist ihm erspart geblieben.

Autor: Karl E. Mummenhoff
Quelle: Westfälische Nachrichten vom 23.7.1993: Auf Roter Erde - Heimatblätter für Münster und das Münsterland 14/93

Dr. phil. Max Geisberg *9.10.1875, †5.6.1943, Professor für Bau- und Kunstgeschichte, Direktor des Landesmuseums. Sein Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof, Bereich Kirchengemeinde Heilig Kreuz, Neuer Teil, Erbgruften.
Quelle: Bernhard Müller-Cleve, Vom Central-Kirchhof 1887 zum Zentralfriedhof 1987, Münster 1987

Es gibt in Münster insgesamt vierzehn Straßen, die nach Historikern und Heimatforschern benannt sind. Es sind die Straßennamen
Adolf-Risse-Weg, Adolf-Wentrup-Weg, Bahlmannstraße, Eugen-Müller-Straße, Geisbergweg, Kerßenbrockstraße, Nieberdingstraße, Niesertstraße, Philippistraße, Schulteweg, Tegederstraße, Tibusstraße, Westhoffstraße und Zumbuschstraße.

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