Gronowskistraße
Statistischer Bezirk: Gievenbeck
Entstehung: 1979
Amtsblatt: 24/1980
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Johannes Gronowski, *4.2.1874 Graudenz/Danzig 27.7.1958 Paderborn; anfangs Schlosser bei der Reichsbahn, aktiv in der Gewerkschaft und im Zentrum, ab 1905 Stadtverordneter in Dortmund, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses von 1908 bis 1933, seit 1918 Vertreter im Provinziallandtag von Westfalen, Oberpräsident von Westfalen von 1922 bis Februar 1933, 1948 Parteivorsitzender der CDU in Westfalen, 1947-50 Landtagsabgeordneter für die CDU.
Der Oberpräsident von Westfalen war Mitbegründer der CDU
Johannes Gronowski war von 1922 bis 1933 Oberpräsident der Provinz Westfalen und ab 1945 einer
der Väter der CDU in Westfalen. Der gebürtige Westpreuße befürwortete nach dem Zweiten
Weltkrieg die Gründung einer beide christliche Konfessionen umfassenden Partei. Eine
Wiederbelebung der einseitig katholisch ausgerichteten Zentrumspartei lehnte er ab. Nach dem
Krieg gehörte er, wie schon in der Weimarer Republik, zu den herausragenden Vertretern des
Arbeitnehmerflügels.
Gronowski wurde am 4. Februar 1874 geboren. Aus der Heimatstadt Graudenz führte ihn sein Weg über Berlin nach Dortmund, wo er sich als Schlosser und Mechaniker beim Reichsbahnausbesserungswerk angestellt, in der Christlichen Gewerkschaft und im Zentrum die ersten Sporen verdiente. Zunächst Stadtverordneter, wurde er 1908 zum Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses gewählt, dem er bis 1933 angehörte; seit 1918 saß er zugleich im Provinziallandtag Westfalen.
Als erstem Politiker aus der christlichen Arbeiterschaft wurde ihm ein wichtiges politisches Amt übertragen: 1922 wurde er Oberpräsident von Westfalen; Amtssitz war das Schloss zu Münster. "Mit unbestechlicher Gerechtigkeit, hervorragender Lauterkeit und vorbildlicher Pflichttreue", heißt es in dem 1958 in den WN veröffentlichten Nachruf, "verwaltete er sein Amt in schwerer, krisenreicher Zeit bis zum Februar 1933."
Als die nationalsozialistischen Machthaber von ihm verlangten, er solle die Zeitungen verbieten, die einen Aufruf der katholischen Vereine "Schützt die Verfassung und das Recht!" veröffentlich hatten, erklärte Gronowski, er werde "nichts verbieten, was nicht gegen die Wahrheit ist" und zog die frist- und pensionslose Entlassung der Preisgabe seiner Überzeugung vor. Damit war Gronowski der letzte "wirkliche" Oberpräsident, denn schon unter seinem Nachfolger wurde dieses Amt bedeutungslos, sehr bald danach durch das sogenannte Reichsstatthaltergesetz völlig beseitigt. "Das 1000jährige Reich", heißt es in dem Nachruf weiter, habe diesen unerschrockenen Mann totgeschwiegen. Doch er überlebte es: nach einem bitteren Existenzkamp, mehrfach ausgebombt und in den letzten Kriegsmonaten noch bei einem Luftangriff verschüttet und schwer verletzt.
Als nach dem Zusammenbruch der Mann gesucht wurde, der beim Wiederaufbau des Staates an die Spitze der Provinz Westfalen treten sollte, erinnerte man sich seiner. Aber mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand lehnte Gronowski ab. Doch bald nach seiner Genesung stand der inzwischen 71jährige wieder mitten in der politischen Arbeit: Nachdrücklich bemühte er sich um die Gründung einer großen christlich-demokratischen Union.
1948 übernahm Johannes Gronowski den Vorsitz der CDU in Westfalen. Von 1947 bis 1950 war er als Abgeordneter des Landtages von NRW für die Belange der christlichen Kultur und seiner zweiten Heimat Westfalen tätig. Als er 1951 sein Amt in jüngere Hände legte, ernannte die CDU ihn zum Alterspräsidenten der Partei. Johannes Gronowski starb am 27. August 1958 im Alter von 84 Jahren in Paderborn.
Autorin: Ursula Robbe
Quelle: Westfälischen Nachrichten
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