Gruetgasse
Die Gasse erhielt ihren Namen nach dem hier stehenden Gruethaus, in dem die Abgaben für das
Bierbrauen erhoben wurden. Gruet ist wilder Rosmarin, eine Gewürzpflanze, die zum Bierbrauen
benutzt wurde. Ihr Name ging später auch auf die Abgabe über, die für die Brau-Erlaubnis
gezahlt wurde. Es war damals die Haupteinnahmequelle der Stadt. Bereits im Jahre 1501 taucht
der Name Gruetstegge auf.
Quelle: Wilhelm Kohl in: Münstersche
Zeitung, 30.7.1956
Der Rat der Stadt Münster hatte schon 1278 vom Domkapitel die Verfügung über Produktion von
einheimischem und den Vertrieb von fremdem Bier erworben. Die Aufsicht führten vier Bierherren
des Rates, den wirtschaftlichen Betrieb besorgten der Grüter und das Gruethaus, das direkt
hinter dem Rathaus an der Gruetgasse lag. Die Kasse des Gruethauses erzielte durch Bieraccise
[Biersteuer] und Geldverleih (Rentenverkauf) hohe Einnahmen und übernahm im Rahmen der
Kämmerei-Kasse einen großen Teil der finanziellen Verpflichtungen der Stadt.
Quelle: Karl-Heinz
Kirchhoff, Der Prinzipalmarkt, Münster 2001, Seite 27
Gruet, Keut und Hopfen
Münster ist und war eine Stadt des Biers. Ein Pils oder Altbier hätte man im Mittelalter
allerdings nicht bekommen. Stark gewürztes Getreidebier, das Gruetbier, wurde reichlich
getrunken. Die Einnahmen des Gruetamts, das die Biersteuer erhob und die Gewürzmischung zur
Herstellung des Gruetbiers verkaufte, hatten seit 1278 einen nicht unwesentlichen Anteil daran,
dass der Stadtsäckel gefüllt war. Daran änderte sich auch nichts, als das Gruetbier Ende des
Mittelalters von Keutbier verdrängt wurde. Keutbier wurde aus Weizen und Malz hergestellt.
Gelegentlich wurde auch schon etwas Hopfen beigegeben. Sein großer Vorzug war die lange
Haltbarkeit. Es eignete sich damit für den Export und wurde rasch zu einem münsterischen
Qualitätsprodukt, das in ganz Westfalen und bis nach Emden Verbreitung fand. Das Gruetamt, dem
Ratsmitglieder vorstanden, die sogenannten Gruetherren, war darauf bedacht, dass nur Keutbier
guter Qualität zur Ausfuhr kam. Das Stadtwappen auf den Fässern kennzeichnete das Bier als
münsterisches Markenprodukt. Erst am Ende des 17. Jahrhunderts kamen dann in Münster zunehmend
Hopfenbiere zum Zuge. Noch 1888 aber braute auf dem Bült der Bäcker Heinrich Krimphove
Keutbier.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 187
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