Hagenschneiderweg
Statistischer Bezirk: Josef
Entstehung: 1961
Amtsblatt: 22/1961
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Benannt nach Heinrich Hagenschneider, *2.12.1844 Beelen/Kreis Warendorf, 13.10.1912 Münster. Er betrieb in Münster ein Pferdebus-Unternehmen.
Nachdem Heinrich Hagenschneider bei den Dreizehnern gedient, drei Feldzüge mitgemacht hatte und mit Orden dekoriert in seine Heimatstadt zurückgekehrt war, machte er sich mit einem Wagen und zwei Pferden als Hauderer selbständig. Seine ersten Fahrten führten ihn mit dem Kaufmann Koberg ins Münsterland. Bald nahmen die Münsteraner den Betrieb so stark in Anspruch, dass er neue Wagen und Pferde anschaffen und Kutscher einstellen musste. Bei dem damaligen regen Gesellschaftsleben in der Stadt Münster kam das Haus Hagenschneider wegen der vielen Fahrten zu den Festbällen im Schloss, im Offizierskasino, im Hotel "König von England" und im Civil-Club tag und nacht nicht zur Ruhe. Bei Hochzeiten wurden z. B. oft fünf bis sechs Wagen bestellt. Besonders bewundert wurde der Brautwagen, der innen grün ausgeschlagen, mit vier Laternen, Kordeln und Goldquasten versehen war und von zwei Pferden gezogen wurde.
Heinrich Hagenschneiders Frau Clara geb. Rotert aus dem Hause Appels Kornbrennerei und
Landwirtschaft an der Mecklenbecker Chaussee erzählte später ihren Kindern auch Erinnerungen an
den Bischof Johann Bernhard Brinkmann, der von 1870 an sein hohes Amt in Münster verwaltete, am
18. März 1874 im Kulturkampf aber verhaftet wurde und erst zehn Jahre später wieder endgültig
nach Münster zurückkehrte. Der münstersche Adel habe damals den Bischof vierspännig nach
Warendorf gefahren. Heinrich Hagenschneider sei mit einem Wagen für den bischöflichen Kaplan
und den Diener bestellt worden. Später sei er dann wieder nach Warendorf beordert worden, um
Bischof Johann Bernhard aus seinem Gefängnis ins Kloster Vinnenberg zu fahren. [...]
Heinrich Hagenschneider wurde am 2. Dezember 1844 geboren. Sein Betrieb lag an der
Mauritzstraße, dann am Kiepenkerl, Ecke Wegesende, bis eine weitere Vergrößerung notwendig war
und er das Grundstück Bispinghof 18/19 erwarb und auch das Haus Nr. 20 mit Garten hinzunahm, um
Platz für die vielen Pferde, Wagen, Angestellten und die nicht kleine Familie zu haben. Der
Hauderer und Pferdebushalter Heinrich
Hagenschneider, der nach Einführung der elektrischen Straßenbahn ein Getreidegeschäft betrieb,
starb 68jährig, am 13. Oktober 1912. [...]
Quelle: Münsterischer Anzeiger in der Folge Kärls und Köppe vom Samstag, 19.
August 1961
Per Droschke unterwegs
Ab 1912 standen neben Pferdedroschken für Fahrten innerhalb des Stadtgebietes fünf moderne
Automobile zur Verfügung. Die Zeitung berichtete, dass das Straßenbild Münsters ein
großstädtisches Gepräge erhalten werde, da nun elegant ausgestattete
Auto-Taxameter-Droschken der münsterischen Autodroschkengesellschaft Fahrgäste befördern
könnten. Am Bahnhofsgebäude war ein Telefon installiert, über das die Kunden einen Wagen
bestellen konnten. Ab dem Herbst 1925 waren weitere sieben Kraftdroschken im Einsatz. Bis zum
Jahre 1930 hatten die Automobile die Pferdedroschken bis auf eine fast gänzlich
verdrängt.
Gerade in den zwanziger Jahren kämpften die Jungunternehmer, die sich im Verein der
Auto-Taxameter zusammengeschlossen hatten, um ihr wirtschaftliches Überleben. Die Zeiten waren
schlecht. Es kam vor, dass die Fahrer an einem Zwölfstundentag nur drei bis zehn Reichsmark
einnahmen. Neben die Großdroschken der Typen Opel, Horch oder
Packard mit sechs Sitzplätzen traten kleinere Automobile der Marken Adler
oder NSU. Sie konnten zwar nur drei Personen befördern, dafür waren die Tarife
niedriger. Das Taxengewerbe war in den dreißiger Jahren großen Schwankungen unterworfen.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 53
Die Straßenbahn
Am 13. Juni 1906 fuhr die erste Straßenbahn durch Münster. Zuvor gab es auf den Straßen der
Stadt nur die so genannten Hagenschneiderschen Pferde-Omnibusse, also straßenbahnähnliche
Wagen, die von einem Pferd gezogen wurden. Die elektrische Straßenbahn befuhr zunächst nur zwei
Strecken, die Rote Linie, die vom Bahnhof über den Servatiiplatz durch die Altstadt
und über das Neutor, die Steinfurter Straße bis hin zur Einmündung der Schmalen Straße führte,
sowie die Gelbe Linie, die zwischen Warendorfer Straße und dem Schützenhof an der
Hammer Straße verkehrte. Das Schienennetz war eingleisig und hatte eine Länge von nur acht
Kilometern. Der weitere Ausbau des Straßenbahnnetzes brachte einige einschneidende
Veränderungen im Stadtbild mit sich. Der Drubbel stand dem zweispurigen Schienenverlauf im Wege
und musste weichen. Der Prinzipalmarkt wurde durch die elektrischen Oberleitungen verunziert,
der Wochenmarkt auf den Domplatz verlegt. Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es schließlich drei
Linien, die dritte, die Blaue Linie, befuhr die Strecke vom Nordplatz bis zur Wolbecker Straße.
Nach dem Krieg entschied man, nach einer kurzen Phase des Wiederauflebens, den
Straßenbahnverkehr völlig aufzugeben und den öffentlichen Nahverkehr allein mit Bussen zu
bestreiten. 1954 wurde der Straßenbahnverkehr in Münster endgültig eingestellt. An die Stelle
der Straßenbahn traten Oberleitungsbusse. Die Zeit der O-Busse währte aber auch nicht lange. Am
26.5.1968 wurde die O-Busse ausrangiert und durch Dieselfahrzeuge ersetzt.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000