Heideggerstraße
Statistischer Bezirk: Hiltrup-Mitte
Entstehung: 1974
Amtsblatt: 37/1974
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Benannt nach Martin Heidegger, *26.9.1889 Meßkirch, Baden, 26.5.1976 Freiburg im Breisgau;
Philosoph, 1923-1928 Professor in Marburg, 1928-1945 in Freiburg im Breisgau.
Sein Werk ist bis heute inhaltlich umstritten.
- Zur Person Martin Heidegger in Wikipedia
- Martin Heidegger und der Nationalsozialismus in Wikipedia
- Siehe auch Aktuell diskutierte Straßennamen
Im vergangenen Jahr gab es eine Anregung nach § 24 Gemeindeordnung NRW, die Heideggerstraße in Münster-Hiltrup umzubenennen. Der Wunsch der Umbenennung begründete sich in der Nähe des bekannten Philosophen Martin Heidegger zum Nationalsozialismus. Die Stadt Münster möge dem Beispiel der Stadt Freiburg folgen und die Heideggerstraße umbenennen. Die Bürgeranregung verweist auf den Abschlussbericht der Überprüfung der Freiburger Straßennamen (siehe unten).
Die Verwaltung hat den Vorschlag zur Umbenennung der Heideggerstraße aufgegriffen und der Bezirksvertretung Münster-Hiltrup vorgelegt. Die Bezirksvertretung hat in ihrer Sitzung am 15. November 2022 dazu entschieden, dass eine öffentliche Informationsveranstaltung zur beantragten Umbenennung der Heideggerstraße durchgeführt werden soll. Diese fand am 27.02.2023 statt. Die Verwaltung hat sich den kritischen Fragen der Bürgerinnen und Bürger gestellt, das Verfahren einer Straßenumbenennung erläutert und eine kritische Einordnung zu Martin Heidegger vorgenommen.
Im nächsten Schritt werden die Betroffenen von der Verwaltung befragt, ob sie eine Umbenennung der Straße wünschen. Das Ergebnis wird der Bezirksvertretung vorgelegt. Dann wird die Bezirksvertretung über eine Umbenennung entscheiden.
- Informationen zur Umbenennung: Merkblatt (PDF, 2 Seiten)
Das Beispiel der Stadt Freiburg
Aufgrund von Anfragen, Beschwerden und lokalen Aktionen im Hinblick auf einzelne
Straßennamen beschloss der Gemeinderat der Stadt Freiburg in seiner Sitzung am 8.
November 2012 eine wissenschaftliche Überprüfung aller ca. 1.300 Freiburger
Straßennamen (inklusive der ca. 60 Bezeichnungen für Plätze) und die Ausarbeitung
entsprechender Kriterien durch den Kulturausschuss.
Die Untersuchung hatte für den Martin-Heidegger-Weg folgendes Ergebnis:
Auszug aus dem Abschlussbericht zur Überprüfung der Freiburger Straßennamen
STRASSENNAME
Martin-Heidegger-Weg
DATUM DER BENENNUNG
Der Kulturausschuss und anschließend der Gemeinderat billigten im Herbst 1981 diese
Namensgebung.
DAMALIGE BEGRÜNDUNG DER BENENNUNG
Da mit dem Tode Heideggers weltweit des Philosophen ehrend gedacht wurde, sollte
auch in Freiburg eine Straße nach ihm benannt werden. Da Frau Heidegger eine solche
mögliche Pilgerstätte in der Nähe des Heideggerschen Hauses ablehnte, wurde vom
Ersten Bürgermeister, Dr. Gerhard Graf, die Idee verfolgt, wenigstens einen
Spazierweg in Zähringen nach Heidegger zu benennen. Diese Ehrung erfolgte zu einem
Zeitpunkt, als die kritische Auseinandersetzung mit Heidegger als erstem
nationalsozialistischen Universitätsrektor und seinem Anspruch, „den Führer geistig
führen“ zu wollen, wegen der gesperrten Akten im Universitätsarchiv noch nicht
begonnen hatte. Erst mit der Biographie von Hugo Ott (1988) und dem Themenheft der
„Freiburger Universitätsblätter“ – „Martin Heidegger – ein Philosoph und die
Politik“ (1986) begann eine Aufarbeitung der politischen Rolle und der
Überzeugungen des Philosophen, die jüngst mit der Veröffentlichung des „Schwarzen
Hefte“, Heideggers privaten Aufzeichnungen mit antisemitischen Ausfällen, ihren
Höhepunkt erreicht hat.
Die von den Historikern immer wieder aufgeworfene Frage nach der Wechselwirkung von Heideggers Philosophie und seinen politischen Anschauungen haben die Philosophen erst nach Erscheinen der „Schwarzen Hefte“ ernsthaft aufgegriffen, jedoch noch nicht endgültig beantwortet.
NAME, VORNAME, BERUF, FUNKTION ODER AMT
Heidegger, Martin (1889-1976). Philosoph, 1928-1952 Professor für Philosophie in
Freiburg, 1933/34 Rektor, 1933 Mitglied der NSDAP, erster nationalsozialistischer
Rektor in Deutschland, betrieb die Gleichschaltung der deutschen Universitäten
(„Führerverfassung“).
BEGRÜNDUNG
Mag Heidegger als Philosoph Weltruhm genießen, so steht seine verhängnisvolle Rolle
bei der Nazifizierung der deutschen Universität außer Frage („Führerverfassung“).
Auch ist in historischen Recherchen zur Genüge belegt, dass Heidegger bis 1945 die
Protektion höchster Parteikreise erhielt und sich auch nie deutlich vom
Nationalsozialismus und seinem „Irrtum“ distanzierte. Er erhielt von der
französischen Besatzungsmacht Lehrverbot und wurde erst 1957 im Zuge des
Universitätsjubiläums (500 Jahre) öffentlich rehabilitiert. Inzwischen lässt sich
anhand von Briefzeugnissen Heideggers nachweisen, dass er seit dem Ersten Weltkrieg
für eine völkisch-nationale Wiedergeburt Deutschlands eintrat, die in ihrer, von
ihm 1933 propagierten Radikalität weit über die nationalsozialistischen Ambitionen
hinausging.
EMPFEHLUNG
Die Kommission hat sich einstimmig für eine Umbenennung des Spazierweges
ausgesprochen.
Am 3. März 2020 hat der Gemeinderat der Stadt Freiburg mehrheitlich für die Umbenennung
des Martin-Heidegger-Wegs gestimmt.
Nicht zu Lebzeiten!
Straßenbenennungen nach Personen werden grundsätzlich erst dann beschlossen, wenn die Person
verstorben ist. Bei insgesamt etwa 600 Straßen in Münster, die nach Personen benannt sind, hat
es allerdings mehr als ein Dutzend Ausnahmen gegeben.
Es sind:
- 1871 Wilhelmstraße nach Kaiser Wilhelm I., †1888
- 1876 Piusallee nach Papst Pius IX., †1878
- 1896 Windthorststraße †1900
- 1900 Kaiser-Wilhelm-Ring nach Kaiser Wilhelm II., †1941
- 1900 Averkampstraße, nach Stadtrat Hermann Averkamp, †1907
- 1905 Ulrichstraße, †1930
- 1912 Peter-Büscher-Straße, †1919
- 1914 Studtstraße, †1919
- 1928 Althoffstraße, †1948
- 1931 Ludwig-Dürr-Straße, †1956
- 1934 Elsa-Brändström-Weg, †1948
- 1958 Richard-Schirrmann-Weg, †1961
- 1960 Agnes-Miegel-Straße, †1964
- 1965 Heinrich-Brüning-Straße, †1970
- 1970 Anton-Aulke-Straße, †1974
- 1974 Heideggerstraße, †1976
- 1974 Ernst-Schenke-Straße, †1982
Die Straße hieß vor 1975 Südstraße