A bis Z

Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W Y Z 

Suche

Heideggerstraße

Stadtbezirk:Münster-Hiltrup
Statistischer Bezirk: Hiltrup-Mitte
Entstehung: 1974
Amtsblatt: 37/1974
im Stadtplan anzeigen

Benannt nach Martin Heidegger, *26.9.1889 Meßkirch, Baden, †26.5.1976 Freiburg im Breisgau; Philosoph, 1923-1928 Professor in Marburg, 1928-1945 in Freiburg im Breisgau.
Sein Werk ist bis heute inhaltlich umstritten.

Foto

Das Straßennamenschild

Im vergangenen Jahr gab es eine Anregung nach § 24 Gemeindeordnung NRW, die Heideggerstraße in Münster-Hiltrup umzubenennen. Der Wunsch der Umbenennung begründete sich in der Nähe des bekannten Philosophen Martin Heidegger zum Nationalsozialismus. Die Stadt Münster möge dem Beispiel der Stadt Freiburg folgen und die Heideggerstraße umbenennen. Die Bürgeranregung verweist auf den Abschlussbericht der Überprüfung der Freiburger Straßennamen (siehe unten).


Foto

Das Straßennamenschild

Beschlussvorschlag zur Umbenennung
Die Verwaltung hat den Vorschlag zur Umbenennung der Heideggerstraße aufgegriffen und der Bezirksvertretung Münster-Hiltrup vorgelegt. Die Bezirksvertretung hat in ihrer Sitzung am 15. November 2022 dazu entschieden, dass eine öffentliche Informationsveranstaltung zur beantragten Umbenennung der Heideggerstraße durchgeführt werden soll. Diese fand am 27.02.2023 statt. Die Verwaltung hat sich den kritischen Fragen der Bürgerinnen und Bürger gestellt, das Verfahren einer Straßenumbenennung erläutert und eine kritische Einordnung zu Martin Heidegger vorgenommen.

Im nächsten Schritt werden die Betroffenen von der Verwaltung befragt, ob sie eine Umbenennung der Straße wünschen. Das Ergebnis wird der Bezirksvertretung vorgelegt. Dann wird die Bezirksvertretung über eine Umbenennung entscheiden.

 

  • Informationen zur Umbenennung:  Merkblatt   (PDF, 2 Seiten)

Das Beispiel der Stadt Freiburg

Aufgrund von Anfragen, Beschwerden und lokalen Aktionen im Hinblick auf einzelne Straßennamen beschloss der Gemeinderat der Stadt Freiburg in seiner Sitzung am 8. November 2012 eine wissenschaftliche Überprüfung aller ca. 1.300 Freiburger Straßennamen (inklusive der ca. 60 Bezeichnungen für Plätze) und die Ausarbeitung entsprechender Kriterien durch den Kulturausschuss.
Die Untersuchung hatte für den Martin-Heidegger-Weg folgendes Ergebnis:

Auszug aus dem Abschlussbericht zur Überprüfung der Freiburger Straßennamen

STRASSENNAME
Martin-Heidegger-Weg

DATUM DER BENENNUNG
Der Kulturausschuss und anschließend der Gemeinderat billigten im Herbst 1981 diese Namensgebung.

DAMALIGE BEGRÜNDUNG DER BENENNUNG
Da mit dem Tode Heideggers weltweit des Philosophen ehrend gedacht wurde, sollte auch in Freiburg eine Straße nach ihm benannt werden. Da Frau Heidegger eine solche mögliche Pilgerstätte in der Nähe des Heideggerschen Hauses ablehnte, wurde vom Ersten Bürgermeister, Dr. Gerhard Graf, die Idee verfolgt, wenigstens einen Spazierweg in Zähringen nach Heidegger zu benennen. Diese Ehrung erfolgte zu einem Zeitpunkt, als die kritische Auseinandersetzung mit Heidegger als erstem nationalsozialistischen Universitätsrektor und seinem Anspruch, „den Führer geistig führen“ zu wollen, wegen der gesperrten Akten im Universitätsarchiv noch nicht begonnen hatte. Erst mit der Biographie von Hugo Ott (1988) und dem Themenheft der „Freiburger Universitätsblätter“ – „Martin Heidegger – ein Philosoph und die Politik“ (1986) begann eine Aufarbeitung der politischen Rolle und der Überzeugungen des Philosophen, die jüngst mit der Veröffentlichung des „Schwarzen Hefte“, Heideggers privaten Aufzeichnungen mit antisemitischen Ausfällen, ihren Höhepunkt erreicht hat.

Die von den Historikern immer wieder aufgeworfene Frage nach der Wechselwirkung von Heideggers Philosophie und seinen politischen Anschauungen haben die Philosophen erst nach Erscheinen der „Schwarzen Hefte“ ernsthaft aufgegriffen, jedoch noch nicht endgültig beantwortet.

NAME, VORNAME, BERUF, FUNKTION ODER AMT
Heidegger, Martin (1889-1976). Philosoph, 1928-1952 Professor für Philosophie in Freiburg, 1933/34 Rektor, 1933 Mitglied der NSDAP, erster nationalsozialistischer Rektor in Deutschland, betrieb die Gleichschaltung der deutschen Universitäten („Führerverfassung“).

BEGRÜNDUNG
Mag Heidegger als Philosoph Weltruhm genießen, so steht seine verhängnisvolle Rolle bei der Nazifizierung der deutschen Universität außer Frage („Führerverfassung“). Auch ist in historischen Recherchen zur Genüge belegt, dass Heidegger bis 1945 die Protektion höchster Parteikreise erhielt und sich auch nie deutlich vom Nationalsozialismus und seinem „Irrtum“ distanzierte. Er erhielt von der französischen Besatzungsmacht Lehrverbot und wurde erst 1957 im Zuge des Universitätsjubiläums (500 Jahre) öffentlich rehabilitiert. Inzwischen lässt sich anhand von Briefzeugnissen Heideggers nachweisen, dass er seit dem Ersten Weltkrieg für eine völkisch-nationale Wiedergeburt Deutschlands eintrat, die in ihrer, von ihm 1933 propagierten Radikalität weit über die nationalsozialistischen Ambitionen hinausging.

EMPFEHLUNG
Die Kommission hat sich einstimmig für eine Umbenennung des Spazierweges ausgesprochen.

 
Am 3. März 2020 hat der Gemeinderat der Stadt Freiburg mehrheitlich für die Umbenennung des Martin-Heidegger-Wegs gestimmt.

 

Nicht zu Lebzeiten!

Straßenbenennungen nach Personen werden grundsätzlich erst dann beschlossen, wenn die Person verstorben ist. Bei insgesamt etwa 600 Straßen in Münster, die nach Personen benannt sind, hat es allerdings mehr als ein Dutzend Ausnahmen gegeben.
Es sind:

Die Straße hieß vor 1975 Südstraße