Heinrich-Brüning-Straße
Statistischer Bezirk: Dom
Entstehung: 1965
Amtsblatt: Apr.66
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Dr. Heinrich Brüning, *26.11.1885 in Münster, 30.3.1970 in Norwich, Vermont, USA, Reichskanzler und Ehrenbürger der Stadt Münster seit 1932.
Heinrich Brüning wurde in Münster in Westfalen geboren als letztes Kind des
Kaufmanns Friedrich Wilhelm Brüning (1827-1887). Mit anderthalb Jahren verlor er seinen
Vater.
Um so enger blieb er mit seiner Mutter (Bernhardine, geb. Beringhoff, 1846-1924), seinem Bruder
Hermann (1876-1924) und seiner Schwester Maria (1880-1955) verbunden. Prälat Hermann Brüning
war als Priester in Belgien und Frankreich, Hawaii, England und Amerika tätig, Fräulein Brüning
als Fürsorgerin in Münster.
1904 wurde Heinrich Brüning Abiturient des Gymnasiums Paulinum in Münster. Die Ferien seiner
Jugend verbrachte er regelmäßig mit Familienfreunden in der Normandie. Er studierte kurz an der
Universität München, folgte dann seinem Vetter Prof. Clemens Baeumker nach Straßburg, um
Philosophie und Geschichte, Staatsrecht und Nationalökonomie zu studieren. 1911 ging er an die
Universität Bonn, wo er Ende 1914 bei Heinrich Dietzel promovierte. Die Ferien seiner
Studienzeit verbrachte er meistens in London oder Burnley bei Manchester.
1915-1918 war er an der Westfront. 1919 war er einige Monate bei Carl Sonnenschein in Berlin
tätig. Im September 1919 wurde er persönlicher Referent von Adam Stegerwald, der preußischer
Wohlfahrtsminister und dann preußischer Ministerpräsident war. Dr. Brüning übernahm die
Geschäftsführung des Deutschen Gewerkschaftsbunds von Stegerwald Ende 1920. Er war Mitbegründer
der Tageszeitung Der Deutsche.
Von Mai 1924 bis Ende 1933 war Dr. Brüning Zentrumsmitglied des Reichstags für den Wahlkreis
Breslau. Dezember 1929 wurde er Fraktionsvorsitzender. Vom 30. März 1930 bis 30. Mai 1932 war
er Reichskanzler. Zwei Monate vor der Auflösung der Zentrumspartei 1933 wurde er
Parteivorsitzender.
1934-1939 reiste Dr. Brüning als Flüchtling durch Holland, die Schweiz, England und Amerika. Er
hielt in abwechselnden Semestern Vorlesungen an den Universitäten Oxford und Harvard. 1939 nahm
er einen neugegründeten Lehrstuhl für Staatsverwaltung in Harvard an, den er bis 1952
behielt.
1948 bekam er von den zuständigen amerikanischen und englischen Behörden die Erlaubnis zu einem
kurzen Besuch bei seiner Schwester in Deutschland. Ab 1951 hielt er Vorlesungen an der
Universität Köln, wo er Ordinarius für Politische Wissenschaften wurde. Nach seiner
Emeritierung von der Universität Köln und dem Tode seiner Schwester kehrte er nach Neu-England
zurück, wo er ein kleines Haus kaufte. Er starb Ostern 1970. Er ist in seiner Heimatstadt
begraben.
Quelle: Heinrich Brüning, Memoiren 1918 - 1934, Stuttgart 1970
Dr. phil. Heinrich Brüning, *26.11.1885 30.3.1970, Professor für Wirtschaftswissenschaften,
Reichskanzler von 1930 bis 1932, Ehrenbürger der Stadt Münster. Sein Grab befindet sich auf dem
Zentralfriedhof, Bereich Antonius Kirchengemeinde, Neuer Teil, Erbgruftenfeld.
Quelle:
Bernhard Müller-Cleve, Vom Central-Kirchhof 1887 zum Zentralfriedhof 1987,
Münster 1987
Nicht zu Lebzeiten!
Straßenbenennungen nach Personen werden grundsätzlich erst dann beschlossen, wenn die Person
verstorben ist. Bei insgesamt etwa 600 Straßen in Münster, die nach Personen benannt sind, hat
es allerdings mehr als ein Dutzend Ausnahmen gegeben.
Es sind:
- 1871 Wilhelmstraße nach Kaiser Wilhelm I., †1888
- 1876 Piusallee nach Papst Pius IX., †1878
- 1896 Windthorststraße †1900
- 1900 Kaiser-Wilhelm-Ring nach Kaiser Wilhelm II., †1941
- 1900 Averkampstraße, nach Stadtrat Hermann Averkamp, †1907
- 1905 Ulrichstraße, †1930
- 1912 Peter-Büscher-Straße, †1919
- 1914 Studtstraße, †1919
- 1928 Althoffstraße, †1948
- 1931 Ludwig-Dürr-Straße, †1956
- 1934 Elsa-Brändström-Weg, †1948
- 1958 Richard-Schirrmann-Weg, †1961
- 1960 Agnes-Miegel-Straße, †1964
- 1965 Heinrich-Brüning-Straße, †1970
- 1970 Anton-Aulke-Straße, †1974
- 1974 Heideggerstraße, †1976
- 1974 Ernst-Schenke-Straße, †1982
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