Heinrich-von-Stephan-Ring
Heinrich von Stephan, *1831, 1897, Begründer des deutschen Reichspostwesens und des Weltpostvereins.
Heinrich von Stephan, Generalpostdirektor, 1831-1897
Heinrich Stephan kam als 8. Kind einer Schneider- und Gastwirtfamilie in Stolp zur Welt. Er
bekam die Möglichkeit, eine Bürgerschule bis zum Abitur zu besuchen. Dann trat er in den Dienst
der Postverwaltung in Marienburg und Danzig. Mit seiner Prüfung zum Postassistenten eröffnete
sich ihm der Weg in die höhere Laufbahn.
Zunächst begann Stephan seine Tätigkeit in Berlin, wurde aber bald nach Köln versetzt, wo er
nebenher Theater- und Konzertkritiken schrieb. 1855 bestand er die Verwaltungsprüfung und
kehrte in das Generalpostamt in Berlin zurück. Dort befasste er sich intensiv mit der
Geschichte des Postwesens. Das Ergebnis war sein 1859 veröffentlichtes umfangreiches Werk
Die Geschichte der Preußischen Post.
Mit diesen erwiesenen Kenntnissen wurde Stephan zu Verhandlungen mit deutschen und
ausländischen Regierungen und Verwaltungen abgeordnet. Es gab zur damaligen Zeit 15
selbständige Postverwaltungen in Deutschland mit zahlreichen bilateralen Auslandsverträgen. Als
1866 Frankfurt preußisch geworden war, verhandelte Stephan erfolgreich mit der dortigen Thurn-
und Taxi'schen Post, um sie 1867 in die Preußische Postverwaltung einzugliedern.
Nach Berlin zurückgekehrt beteiligte er sich an der Gesetzgebung, durch die 1868 die Grundlage
für die Norddeutsche Bundespost und später die Deutsche Reichspost gelegt wurde.
1870 wurde Stephan von Bismarck zum Generalpostdirektor berufen. Er führte die Postkarte ein
und initiierte den ersten internationalen Postkongress, auf dem der Weltpostverein mit 21
Staaten gegründet wurde.
Von da ab befasste sich Stephan besonders mit der Telegraphie. Er erreichte 1876 die
Vereinigung der Reichspost mit der Reichstelegraphenverwaltung. 1885 konnte er auf der
Internationalen Telegraphenunion einheitliche Tarife durchsetzen. Gegen privatwirtschaftliche
Bemühungen verteidigte er das staatliche Postmonopol. 1880 wurde er Staatssekretär im
Reichspostamt, fünf Jahre später preußischer Staatsminister. Zugleich wurde ihm der erbliche
Adelstitel verliehen.
Doch sein Ruf war nicht unumstritten. Stephan galt als unzugänglich für die Anliegen der
Mitarbeiter und verweigerte Frauen die Beschäftigung bei der Post. Als Bismarck 1890 entlassen
wurde, verlor auch Stephan an Einfluss. Er starb 66-jährig in Berlin.
Autorin: Liselotte Funcke
Quelle: Liselotte
Funcke (Hrsg), Hagener Straßen erzählen Geschichte(n), Hagen 2001
- Eintrag in der Neuen Deutschen Biographie Heinrich von Stephan
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