Henriette-Son-Straße
Statistischer Bezirk: Sentrup
Entstehung: 2021
Amtsblatt: 22/2021
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Benannt nach Henriette Sophie Son, *27.12.1909 Wattenscheid 5.5.1992 in Amsterdam, Zahnärztin
jüdischer Abstammung. Henriette Son konnte aufgrund des Nationalsozialismus ihr Studium in
Münster nicht abschließen, floh in die Niederlande und überlebte den Zweiten Weltkrieg nur
durch ein Leben in der Illegalität. Nach Kriegsende kämpfte sie, die jahrelang in schwierigsten
wirtschaftlichen Verhältnissen leben musste, über viele Jahre um eine zumindest finanzielle
Wiedergutmachung für das erlittene Leid, bis sie schließlich im 82. Lebensjahr in Amsterdam
verstarb.
Quelle: Bernd Hammerschmidt, Angelika Pries und Marietta Hanekamp, flurgespräche',
Gemeinschaftsprojekt der WWU Münster und der Fachhochschule Münster, 2017
Henriette Sophie Son war die älteste Tochter des niederländischen Zahnarztes Salomon Moses van Son und seiner Frau Betty. Die jüdische Familie lebte in Wattenscheid; die Eltern und ihre Kinder hatten die niederländische Staatsbürgerschaft. Als ihr Vater eine Zahnarztpraxis in Gronau übernehmen konnte, ist die Familie nach Gronau umgezogen.
In Gronau besuchte Henriette die Volksschule und anschließend ab 1924 das Reformrealgymnasium, an dem sie 1930 das Abitur ablegte. Henriette Son studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Zahnmedizin - wie früher ihr Vater - und legte die ärztliche Vorprüfung erfolgreich ab. Am 28. April 1933, ein Jahr vor dem Examen, wurde sie auf Grund des "Gesetzes gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen", das sich gezielt gegen jüdische Studenten richtete, exmatrikuliert.
Nach der Abmeldung von der Universität zog Henriette zu ihrem Vater nach Enschede und arbeitete in seiner Zahnarztpraxis. Sie bemühte sich um die Erlaubnis zur Fortsetzung des Studiums und konnte später die zahnärztlichen Prüfungen ablegen. Am 17. Dezember 1934 absolvierte sie das ärztliche Examen, die Approbation wurde ihr jedoch wegen ihrer jüdischen Abstammung verwehrt.
Um 1930 war Henriette Son mit Carl-Heinz Conrad verlobt, der Jura studierte. Doch wurde ihre gemeinsame Zukunft durch massive Diskriminierung und Androhung von Gewalt verhindert. Die Verlobung musste gelöst werden.
Henriette Son verließ Deutschland notgedrungen und siedelte in die Niederlande über, um ihren Beruf als Zahnärztin ausüben zu können. Ihre Prüfungen in Münster wurden in den Niederlanden nicht anerkannt und so musste sie das Studium in Utrecht erneut absolvieren und beendete es am 26. Mai 1939 erfolgreich mit der Approbation. Als nur ein Jahr später die Niederlande vor dem Deutschen Reich kapitulierten, holte die Verfolgung durch die Nationalsozialisten sie wieder ein. Sie musste in eine illegale Existenz untertauchen und überlebte nur mit Unterstützung wohlmeinender Menschen. Ihre Mutter starb am 25. Juli 1944 und ihr Vater überlebte das NS-Regime nur knapp.
Nach Kriegsende war Henriette Son finanziell, privat und gesundheitlich ruiniert. Mit Hilfe eines Kredits gelang ihr die Einrichtung einer Wohnung und einer Arztpraxis. Wegen der hohen Ratenzahlungen und notwendiger Unterstützung für ihren Vater blieb ihr nur das Nötigste zum Leben. Als sie von Ausgleichszahlungen der Bundesrepublik für NS-Opfer erfuhr, stellte sie 1955 Anträge auf finanzielle Entschädigung. Obwohl die erste Ausgleichszahlung bereits 1956 gezahlt wurde, dauerte der Kampf gegen die deutsche Bürokratie um ihre berechtigten Forderungen noch weitere elf Jahre, bis ihr angemessene Wiedergutmachung für die materiellen Schäden gezahlt wurde. Nur die materiellen - von den ideellen Schäden in ihrem Leben ganz zu schweigen!
Autoren: Melissa Forthaus und Bernhard Zimmermann, 2021
Literatur: Bernd Hammerschmiedt, Angelika Pries und Marietta Hanekamp, flurgespräche,
Gemeinschaftsprojekt der WWU Münster und der Fachhochschule Münster, 2017
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Gedenkblatt für Henriette Son
flurgespräche, ein Gemeinschaftsprojekt der WWU Münster und der Fachhochschule Münster
Im Stadtgebiet Münster gibt es 31 Straßen, die nach Menschen mit jüdischer Abstammung benannt
sind:
Alfred-Flechtheim-Platz, Baumgartenweg, Edith-Miltenberg-Weg, Edith-Stein-Straße, Einsteinstraße, Elfriede-Meyer-Weg, Eli-Marcus-Weg, Else-Scheuer-Weg, Goldenbergstraße, Gumprichstraße,
10
Hedwig-Feibes-Weg, Heilbronnweg, Helmut-Pins-Weg, Henny-Uhlmann-Weg, Henny-Waldeck-Weg, Henriette-Hertz-Weg, Henriette-Son-Straße, Hoffmannweg, Jacob-von-Korbach-Weg, Julius-Voos-Gasse,
20
Luise-Rappoport-Weg, Marks-Haindorf-Stiege, Meta-Seelig-Weg, Nanny-Katz-Weg, Philippsweg,
Reha-Mathel-Falk-Weg, Simonsplatz, Sonja-Kutner-Weg, Sophie-Heimbach-Weg, Weinbergweg und
30
Zwi-Schulmann-Weg.
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