Heroldstraße
Statistischer Bezirk: Mecklenbeck
Entstehung: 1974
Amtsblatt: 37/1974
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Benannt nach Dr. h.c. Karl Herold, *20.7.1848 Gut Lövelingloh/Amelsbüren, 13.1.1931 Münster, Abgeordneter. Seit 1889 Mitglied des preuß. Landtages, seit 1898 Mitglied des Reichstages, 1919-1920 Mitglied der National-Versammlung, 1909 Präsident des Breslauer Katholikentages.
Für die Bauern im Reichstag - Carl Herold (1848 - 1931)
Das Titelblatt der Morgenausgabe des Münsterischen Anzeigers vom 14.1.1931 war einem
Mann gewidmet, der zu den bekanntesten Repräsentanten des landwirtschaftlichen wie politischen
Lebens in Westfalen gehörte: Carl Herold. Er war am Tag zuvor im 83. Lebensjahr in einem
münsterischen Krankenhaus gestorben. In zahlreichen Nachrufen der heimischen und der
überregionalen Presse wurden die Verdienste des rastlosen, überaus engagierten und
prinzipientreuen Landwirts und Parlamentariers gewürdigt.
Angesichts eines selten vielfältigen Engagements meldeten sich viele zu Wort, das Zentrum, die katholische Kirche und natürlich die landwirtschaftlichen Vereine. Sie alle erblickten in ihm den würdigen Nachfolger des Freiherrn von Schorlemer-Alst, dessen Lebenslauf Herolds ja nicht unähnlich war. Im Gegensatz aber zu Schorlemer, der mitunter als schroff charakterisiert wurde, war Herold ausgesprochen umgänglich, ja auch schlagfertig und geistreich. Kurzum: Herold war populär.
Am 20. Juli im Revolutionsjahr 1848 auf Gut Loevelingloh bei Amelsbüren geboren, besuchte Carl Herold das Gymnasium in Münster und schrieb sich nach der Reifeprüfung 1967 für das Studium der Landwirtschaft an der Universität Halle ein. Nach einer praktischen Unterweisung übernahm er drei Jahre später die Verwaltung des rund 200 Hektar umfassenden väterlichen Guts. Schon Ende der siebziger Jahre knüpfte Herold die ersten engeren Kontakte zum landwirtschaftlichen Vereinswesen.
Nacheinander übernahm er die Leitung des Ortsvereins Amelsbüren-Hiltrup, des Kreisvereins Münster und schließlich 1906 die des Hauptvereins für den Regierungsbezirk Münster. Dem Vorstand des Westfälischen Bauernvereins hatte er seit 1889 angehört. Im Jahre 1906 war er, der 1899 auch maßgebend an der Gründung der Landwirtschaftskammer beteiligt war, in deren Vortand berufen worden. Darüber hinaus engagierte sich Herold in einer Vielzahl weiterer Vereine, darunter in mehreren Organisationen des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens. Sein eigentliches Betätigungsfeld, auf dem er auch erfolgreich die Interessen der Landwirtschaft vertrat, war die parlamentarische Bühne in Berlin. 1889 trat er die Nachfolge Schorlemer-Alsts, der auf den tüchtigen Landwirt frühzeitig aufmerksam geworden war, im preußischen Abgeordnetenhaus für den Wahlkreis Steinfurt-Ahaus an. Seit 1903 sandte ihn dieser um Tecklenburg erweiterte Wahlkreis, den er stets mit einer überzeugenden Stimmenmehrheit verteidigen konnte, auch in den Reichstag. Unbeschadet der politischen Umwälzungen setzte Herold auch nach 1918 seine parlamentarische Karriere bis zu seinem Tod im Jahre 1931 fort. Überdies gehörte er von 1903 bis 1930 auch dem Westfälischen Provinziallandtag an.
Innerhalb der Zentrumsfraktionen von Landtag und Reichtstag zählte Herold zu den gemäßigten, auf Ausgleich bedachten Kräften. Nach Schorlemers Tod 1895 avancierte er rasch zum Wortführer der Mehrheit der katholischen Agrarier, die sich jetzt doch eher einer bürgerlichen Führung anvertrauten. Das hat ihm freilich wiederholt die Gegnerschaft des konservativen, zumeist von Adligen geführten Flügels seiner Partei eingetragen, der die mittelständische Landwirtschaftspolitik der Partei scharf bekämpfte und die großagrarischen Bestrebungen des von den Konservativen unterstützten Bundes der Landwirte unterstützte. Herold hatte dadurch keinen leichten Stand, zumal er immer wieder für die in den Augen seiner Gegner unbefriedigenden Agrarbeschlüsse des Reichstags wie des Landtags verantwortlich gemacht wurde. Reich an Erfahrung, wußte er aber nur zu gut, was parlamentarisch überhaupt durchsetzbar schien. Dass er deshalb nicht ganz unumstritten war, lag auf der Hand. Zu einem aufsehenerregenden Eklat kam es beispielsweise 1922, als ihm der Westfälische Bauernverein die Ehrenmitgliedschaft versagte. Herold, der sich 1925 durch die Einführung des Ertragswertes noch einmal nachhaltig für die Belange der Landwirtschaft stark gemacht hatte, hat das mit Gleichmut hingenommen.
Neben seinem parlamentarischen Aufgabenbereich engagierte sich Carl Herold in der katholischen
Laienbewegung. Man sah ihn häufig auf den Deutschen Katholikentagen. 1909 präsidierte er der
Versammlung in Breslau. Wenige Monate vor seinem Tod eröffnete Herold noch als Alterspräsident
den Deutschen Reichstag. Als der greise Politiker am 13.1.1931 starb, ging die Trauer über
Parteigrenzen hinweg.
Autor: Bernd Haunfelder
Quelle: Dieckmann und Strodrees, Münster — Zentrum der Landwirtschaft, Hiltrup 1993
Carl Herold
Am 20. Juli im Revolutionsjahr 1848 wurde Carl Herold auf dem Gute Loevelingloh bei Amelsbüren
geboren. Er besuchte später das Paulinum in Münster, studierte Landwirtschaft in Halle,
betätigte sich praktisch auf mehreren Gütern im Königreich Sachsen und in Westfalen. Dann
übernahm er das väterliche Gut Loevelinkloe. Er wurde in die Gemeindevertretung von Amelsbüren,
in die Amtsvertretung von St. Mauritz, in den Kreistag und in den Kreisausschuß des Landkreises
Münster sowie in den Westfälischen Provinziallandtag gewählt. Sein besonderes parlamentarisches
Wirken begann, als er am 18. Dezember 1889 als Mitglied der Zentrumspartei in den Preußischen
Landtag gewählt wurde. Er war Mitglied des Deutschen Reichstages, auch 1919 Mitglied der
Preußischen Landesversammlung und der Verfassunggebenden Nationalversammlung von Weimar.
Auf sozialem Gebiet wurde er Vorstandsmitglied des von Sohnrey gegründeten "Deutschen Vereins für ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege", des Verbandes "Arbeiterwohl", Mitglied des "Beirats der Zentralstelle für Volkswohlfahrt" und des Präsidiums der "Deutschen Zentrale für Jugendfürsorge". Er gehörte zum Vorstand des "Volksvereins für das Katholische Deutschland". In den Berichten vieler Katholikentage taucht sein Name auf.
In seinem engeren Heimatbereich leitete er zunächst bis 1900 den Landwirtschaftlichen Lokalverein Amelsbüren-Hiltrup. Im Jahre 1892 wurde ihm die Leitung des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für den Regierungsbezirks Münster übertragen. Bei der Gründung der Landwirtschaftskammer für die Provinz Westfalen im Jahre 1899 wurde er Mitglied dieser Institution und war in verschiedenen ihrer Ausschüsse führend tätig. Carl Herold war Vorstandsmitglied im Westfälischen Bauernverein und entwickelte eine umfassende Tätigkeit im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen.
Sein überragendes Verdienst war die Durchsetzung des Ertragswertgedankens in der Besteuerung der Landwirtschaft. Daß es bei der Finanzreform zur Einführung eben dieses Ertragswertes kam, daß dieser Bewertungsgrundsatz in weiteren preußischen Gesetzen und in Reichsgesetzen bis hin zur Reichsabgabenordnung von 1919 verankert wurde, hatte die Landwirtschaft der zielbewußten und geschickten Arbeit Herolds zu verdanken. Es ist unmöglich, ein so weitgespanntes und angefülltes Leben wie das des "Vaters des Ertragswesens" in einem kurzen Hinweis auch nur annähernd zu schildern. In der Ernennung zum Landesökonomierat und zum zweifachen Ehrendoktor fand seine Arbeit für den Bauernstand die verdiente Anerkennung. Er starb am 13.1.1931 und wurde auf dem Dorffriedhof seiner Heimatgemeinde Amelsbüren beigesetzt.
Quelle: Klaus Meyer-Schwickerath, Der Landkreis Münster 1816 - 1966, Verlag: Stalling AG, Oldenburg 1966
Die Straße hieß vor 1975 Amelsbürener Straße.
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