Heuenkamp
Heuenkamp ist ein in dieser Gegend überlieferter Flurname.
Das Heuerlingswesen in Westfalen
Nach Ausgang des Dreißigjährigen Krieges, der mit dem Frieden von Münster 1648 beendet wurde,
entstand in Westfalen das sogenannte Heuerlingswesen. Vor allem im 18. Jahrhundert vergrößerte
sich die Bevölkerung sehr stark. Die Möglichkeiten für den einzelnen wurden immer geringer,
Land zu erwerben und Siedelstellen aufzubauen.
Vor allem in den Flachsgegenden Westfalens, also etwa in der Grafschaft Tecklenburg-Lingen, dem
Osnabrücker Land oder auch dem Minden-Ravensberger Land, expandierte die Bevölkerung sehr
stark, fand aber kaum Möglichkeiten, eine eigenständige Existenz aufzubauen. So blieb ihnen
nur, eines der Heuerhäuser zu beziehen, das die größeren Bauernhöfe im Land errichteten. Dort
wohnten die Heuerleute in beengten, kargen Verhältnissen, hatten mit ihren Familien an
festgelegten Tagen auf den Höfen zu arbeiten oder versuchten, sich ansonsten in der
Flachsherstellung bzw. im Leinenhandel ein wenig dazuzuverdienen.
Heuerlinge wurden den ländlichen Unterschichten zugerechnet und waren kaum angesehen. Doch das
Land, ihre Heimat konnte sie kaum ernähren. So brachten viele als Wanderhändler oder
Wanderarbeiter (Hollandgänger, Heringsfänger etc.) auf. Später entflohen viele der Armut und
Perspektivlosigkeit ihrer Heimat, indem sie nach Amerika auswanderten.
Die allermeisten Flur- und Familiennamen rund um "Heuer", "Heuerling" und "Heuermann"
entstanden im 17. und 18. Jahrhundert, der Hochphase des Heuerlingswesens in Westfalen. Vor
allem in der Gegend des Tecklenburger Landes, des östlichen Münsterlandes, im
Minden-Ravensberger Raum sowie entlang des Hellweges quer durch Westfalen sind diese Flur- und
Familiennamen zu finden. Einige seien abschließend genannt: Heuergarten, Huerhues, Huerm (=
Heuermann), Huermkamp, am Huerken, Hürling, Hürlandskamp, Heuermanns Busch, an Hügemannshür (=
Heuerland/Pachtland des Hofes Hügemann).
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe,
Münster, Ausgabe 4/2014
Kamp
Kamp - das klingt urig und plattdeutsch, doch das Wort stammt aus dem Lateinischen. In der Antike bedeutet der 'campus' so viel wie freie, unbebaute, offene Fläche. Die Römer brachten das Wort bis in den Norden Galliens mit. Von dort sprach es sich nach Osten unter den Stämmen Germaniens um. Als die Römer das Land wieder verließen, blieb das Wort hier und verkehrte sich ins Gegenteil. Wo es vorher eine freie Fläche meinte, erhielt es nun Grenzen und Wälle. Im 6. bis 8. Jahrhundert stand 'campus' für umzäuntes Siedlungsgelände, Viehpferch, umzäunten Acker.
Diese Form des eingezäunten Nutzlandes war in Westfalen allgemein verbreitet. Nicht ohne Grund
führt der Kamp mit weitem Abstand die Hitliste aller Flurnamen an: endweder allein, in
Verkleinerungsform oder auch mit vielerlei Zusätzen, die auf die Nutzung des Landes hindeuten.
Die vier Getreidesorten sind den in den Flur- und Familiennamen Roggenkamp, Gerstkamp,
Hawerkamp und Weitkamp gut zu erkennen. Auch die Bedeutung von Kalwerkamp, Kohkamp oder
Swinekamp wird rasch verständlich. Aber was bitte verbirgt sich hinter Rüskenkamp und
Telgenkamp? Hier eine kleine Übersetzungsliste:
Röwekamp = Feld mit Rüben; Klawerkamp = Feld mit Klee;
Flaskamp = Feld mit Flachs, Telgenkamp = Feld mit jungen Eichen;
Hesterkamp = Feld mit jungen Eichen oder Buchen;
Eekenkamp, Ekelkamp = Feld mit Eichen oder Eicheln;
Bökenkamp = Feld mit Buchen, Braamkamp = Feld mit Ginster;
Ellerkamp = Feld mit Erlen; Dörnkamp = Feld mit Dornengebüsch;
Hülsekamp = Feld mit Stechginster (Ilex); Rüskenkamp = Feld mit Binsen.
Der Kamp verbirgt sich auch in vielen Familiennamen. Wer an solchem Feld wohnte und - oder es bewirtschaftete, den nannte man Kampmann, Kempmann, Kemper, Kaempfer, Kamphoff oder Kamphaus.
In Westfalen taucht das Wörtchen erstmals im 9. Jahrhundert in schriftlichen Belegen auf, heute
gibt es den Flurnamen Kamp nahezu flächendeckend in Westfalen. Besonders häufig hingegen ist
der Kamp am Hellweg, in Ostwestfalen bzw. im Paderborner Land sowie vor allem im Münsterland.
Hier schätzten die Bauern die umzäunten Felder. [ ... ] Die Wälle und Umzäunungen wurden im
Laufe des 19. Jahrhunderts vielerorts niedergelegt, die Flächen geöffnet, nicht selten auch
getauscht bzw. zusammengelegt und viele der 'alten' Kämpe verschwanden. Geblieben ist
der Kamp in vielen Flurnamen.
Quelle: Gisbert Strotdrees in Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe,
Münster, Ausgabe 37/2013
Es gibt in Münster 107 Straßennamen mit dem Wort Kamp. Es sind:
Aakamp, Alter Heidkamp,
Am
Angelkamp, Am Berler Kamp,
Am Diekamp,
Am Eschkamp,
Am Hangkamp,
Am
Hawerkamp, Am Herzkamp,
Am Kerkamp,
Am
Lindenkamp, Am Linnenkamp,
Am
Roggenkamp, Am Schlagkamp,
Backenkamp,
Berkenkamp,
Blomenkamp,
Bökenkamp,
Bonnenkamp,
Bowenkamp,
Bredekamp,
Breitenkamp,
Brock, Brockkamp, Bünkamp, Buschkamp, Dabeckskamp Dalkamp, Deermannskamp,
Dennenkamp,
Derkskamp,
Dreischkamp,
Erlenkamp,
Feldkamp,
Feldstiege,
Feldstiegenkamp,
Flaßkamp,
Gallenkamp,
Geistkamp,
Gerstkamp,
Gorenkamp,
Gronewegskamp,
Große
Helkamp, Grottenkamp,
Haugenkamp,
Hegerskamp,
Heuenkamp,
Hofkamp,
Holsenkampweg,
Holtkamp,
Im Bilskamp,
Immenkamp,
Janskamp,
Juffernkamp,
Kampstraße,
Kegelskamp,
Kerstingskamp,
Kiesekampweg,Kiesekamps
Mühle, Kleikamp, Kleine Breikamp,
Klinkkampweg,
Knufenkamp,
Kortenkamp,
Koskamp,
Langenkamp,
Laukamp,
Lehmkamp,
Meinenkampstraße,
Mengelkamp,
Merschkamp,
Meßkamp,
Middelkamp,
Neuer
Heidkamp, Nienkamp, Ossenkampstiege,
Pferdekamp,
Pottkamp,
Regenskamp,
Reinerskamp,
Rohrkampstraße,
Rottkamp,
Sandfortskamp,
Sandweg,
Schleebrüggenkamp,
Schlienkamp,
Schürkamp,
Schwarzer
Kamp, Soestkamp, Soetenkamp, Stakenkamp, Steinkamp, Sternkamp, Stickamp, Stiegkamp, Sunderkamp, Teigelkamp, Tengenkamp, Tönskamp, Virnkamp, Weitkampweg,
Westenkamp,
Wickenkamp,
Wienkampstraße,
Wildenkamp,
Woestenkamp,
Wortkamp.
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