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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Jesuitengang

Stadtbezirk:Münster-Mitte
Statistischer Bezirk: Überwasser
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Der Fußweg Jesuitengang

Benannt nach der Jesuitenniederlassung, die hier 1589 gegründet wurde. Die Jesuiten legten 1590 den Grundstein zur Petrikirche und erbauten drei Jahre später dort die Schulgebäude für die seit dem Jahr 797 bestehende Domschule, aus der sich das Gymnasium Paulinum entwickelte.

Die Jesuiten

Räumlich endete die Ratsherrschaft an den Grenzen der Immunitäten und personal erstreckte sie sich nicht auf Geistlichkeit und Adel. Insofern waren die Bürger zurückhaltend, wenn sich Orden und Adelsfamilien in Münster niederlassen wollten. Im konfessionellen Zeitalter gelang es den Jesuiten (1588), dann den Klarissen (1613), Observanten (1614) und Kapuzinern (1619), immer auch mit Unterstützung von Bürgern, sich in Münster anzusiedeln. Der Adel besaß um 1600 bereits einzelne Wohnhöfe, mietete dann weitere Häuser und fasste seit 1615 durch gelegentlichen Erwerb von Grundstücken in Münster Fuß. Im Zeitraum von 1615 bis 1637 gingen fünf Grundstücke in das Eigentum von Adeligen über. In größerer Zahl wurde der Adel in der von Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1650-1678) unterworfenen Stadt Münster nach 1662 ansässig.

Dass die Jesuiten 1588 in Münster aufgenommen wurden und sich rasch etablieren konnten, lag zunächst an allgemeinen Entwicklungen, die sich auch in Münster auswirkten. Das Domkapitel der 40 Domkanoniker (Domherren) war um 1560 wie die ritterschaftlichen Familien, denen die Domherren angehörten, mehrheitlich protestantisch gesinnt. Von den Fürstbischöfen Wilhelm von Ketteler (1553-1557), Bernhard von Raesfeld (1557-1566) und Johann von Hoya (1566-1574), einer anschließenden Statthalterschaft des Domherrn Konrad von Westerholt (1574-1579) sowie der Administration des Johann Wilhelm von Kleve (1579-1585), der abdankte, kamen keine durchgreifenden konfessionspolitischen Impulse. Mit Ernst von Bayern (1585-1612) als Administrator von Münster, der auch Kölner Kurfürst war, wurde schließlich der vom Reformkonzil von Trient (1545-1563) ausgehende kämpferische Katholizismus nach Münster gebracht.

Domdechant Gottfried von Raesfeld (1522-1586) bereitete viele Jahre lang die Ansiedlung der Jesuiten in Münster vor, die mit Hilfe seines Vermächtnisses von 30 000 Reichstalern für die Jesuiten schließlich zwei Jahre nach seinem Tod gelang. Er hatte sich 1582 vergeblich darum bemüht, das Minoritenkloster in ein Jesuitenkolleg umzuwandeln. Eine Ratsmehrheit fand sich im Februar 1588 zu der angefragten Zulassung der Jesuiten bereit, ohne dass die bisher ablehnend gesinnte Gildenführung, die stillschweigend nachgab, einbezogen worden wäre. Vor- und Nachteile der Ansiedlung der Jesuiten in Münster ließen sich ungefähr absehen. Die Schulbildung sollte deutlichen Aufschwung nehmen, aber der konfessionelle Friede war in Gefahr.

Schon im Oktober 1588 begann der Unterricht der aus Köln und Oberdeutschland nach Münster gekommenen Jesuiten in der Domschule, die sich damals noch am Horsteberg befand. In der südwestlich des Doms gelegenen, bisher wenig bebauten Aaniederung konnte 1593 die neue, durch Bürgerspenden mitfinanzierte Domschule bezogen werden. Die benachbarte Petrikirche, das Werk des Steinhauergildenmeisters Johann Roßkott, war 1597 vollendet und wurde 1598 geweiht. Es folgten um 1600 die Gebäude des Kollegs. In der Petrikirche hat sich trotz einer gotischen Restornamentik ein ganz neuer Kirchentyp realisiert, der vom Elsass (Molsheim) über das Rheinland und Westfalen (Koblenz, Köln, Aachen, Coesfeld, Paderborn) bis nach Hildesheim zum Teil in wesentlich größeren Bauwerken weiterentwickelt wurde. Als Emporenbasilika mit bis zum Chor durchgehenden Langhaus war sie wie geschaffen für die jesuitischen Prozessionen und großes Publikum.

Autor: Ralf Klötzer, Die Stadt Münster um 1600,
Quelle: Mechthild Siekmann (Hrsg.), Tatort Domplatz: Der Münster-Plan von 1609 und seine Geschichte(n), Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 2009

 

Das Gymnasium Paulinum
Das münstersche Gymnasium Paulinum ist das älteste und das einzige Gymnasium Deutschlands, das ununterbrochen, zuerst als Domschule, dann als Jesuitenkolleg und schließlich als humanistisches Gymnasium bestanden hat. Im Jahre 1588 übernahmen die Jesuiten die Schola Paulina Monasteria und führten den Lehrbetrieb als Jesuitenkolleg weiter.
Die ersten beiden Jesuiten-Lehrer der Schule waren Peter Michaelis und Melchior Kernthen. Schulrektor Michaelis wurde auch der Brillenmacher genannt, weil er eine Schrift mit dem Titel Brillenkasten gegen die Reformation verfasst hatte. Die Schülerzahl des Jesuitengymnasiums belief sich schon 1592 auf 1.100.
Das Jesuitenkolleg an der Petrikirche wurde in den Jahren 1615-17 gebaut. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 übernahm das Hochstift Münster das Gymnasium. Der 1780 aufgenommene Lehrbetrieb der ersten Universität Münsters fand in den Räumen des ehemaligen Jesuitenkollegs statt.
Aus fürstbischöflicher Hand ging das Paulinum 1802 auf den Rechtsnachfolger des Fürstbischofs, den König von Preußen, über. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das alte Jesuitenkolleg abgerissen. Der Neubau des Paulinum an gleicher Stelle entstand in den Jahren 1896 bis 1898. Der Gebäudekomplex fiel im Zweiten Weltkrieg den Bomben zum Opfer. Heute befindet sich das Gymnasium Paulinum in einem Neubau westlich der Aa am Stadtgraben.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000

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