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Ausschnitt eines alten Stadtplans von Münster aus dem Jahre 1862
 
Straßenschild Ringoldgasse
 
 
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Josef-Pieper-Straße

Stadtbezirk:Münster-West
Statistischer Bezirk: Sentrup
Entstehung: 1999
Amtsblatt: 19/1999
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Prof. Dr. Josef Pieper (1904-1997) christlicher Philosoph und Schriftsteller, lehrte von 1946 bis 1996 an der Universität Münster.
 

Foto

Josef Pieper, etwa 1989, fotografiert von der Künstlerin Hilde Schürk-Frisch (*1915 +2008)

Josef Pieper, *4.5.1904 Rheine/Elte, †6.11.1997 Münster, besuchte das Paulinum und studierte in Münster und Berlin. Nach seiner Promotion 1928 war er einige Jahre Assistent an einem Forschungsinstitut in Münster und ab 1932 freiberuflicher Schriftsteller. 1933 wurden seine Schriften Grundformen sozialer Spielregeln verboten und die Thesen zur sozialen Politik beschlagnahmt. In dem Jahr veröffentlichte er sein kleines Buch Vom Sinn der Tapferkeit und fand damit den Einstieg in das zentrale Thema und die Aufgabe seines Lebens: 'einer aus den Elementen der großen europäischen Denktradition neu zu formulierenden Lehre vom Sein und Sollen des Menschen'.

Josef Pieper war seit 1946 Professor an der Pädagogischen Akademie in Essen und ab 1959 Professor für Philosophische Anthropologie an der Universität Münster. Weltweite Beachtung fanden Piepers Schriften zur Neuformulierung der menschlichen Grundtugenden und die Verteidigung einer Philosophie, die die Theologie nicht ausschließt.

In seinem späten Lebenswerk beantwortete Pieper vor allem religionsphilosophische Fragen. Seine Bücher Über die Schwierigkeit heute zu glauben und Was heißt 'sakral'? verstand er als Buchstabierübungen zur Klärung zentraler Fragen der Theologie und des christlichen Glaubens.

Josef Piepers Schriften lagen in den 1970er Jahren mit 1,5 Millionen Büchern an der Spitze philosophischer Publikationen in Deutschland. (Quelle: Berthold Wald in: Neue Deutsche Biographie, Pieper, Josef, online-Version, 2001).

Josef Pieper erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter vier Ehrendoktorwürden, die Paulus-Plakette der Stadt Münster und den Romano-Guardini-Preis. Den Internationalen Balzan-Preis 1982 verstand Pieper als Auszeichnung seines Lebenswerks: 'Worum es mir immer am meisten zu tun gewesen ist: nämlich mich in einer verständlichen, unfachlichen Sprache zu äußern, die das philosophische Bewusstsein der letzten Fragen der menschlichen Existenz zu wecken vermag.'
Quelle: Stadt Münster, B.Z., 2015


Über seine Bücher
"Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen." Dem Philosophen Josef Pieper gelingen in diesen Essays durch die Tiefe und die Produktivitat seines Denkens zentrale Einblicke in das Ganze der Wirklichkeit, in das eigentliche Sein der Dinge. Ob er sich mit den Existenzproblemen, denen sich der heutige Mensch gegenübergestellt sieht, auseinandersetzt; ob er die fast unverständlich gewordenen Weisheiten der Alten uns nahebringt; oder er über Tod und Unsterblichkeit meditiert - stets erschließt er eine Fülle von Erkenntnissen. Piepers Essays brillieren nicht zuletzt durch ihre schlichte und dennoch so kunstvolle Sprache, in der die aufschlussreichen Einsichten, die schöpferischen Interpretationen dargeboten werden.
Quelle: Vorwort zum Buch: Josef Pieper, Erkenntnis und Freiheit, dtv München, 1964

Josef Pieper war nicht nur Philosoph und Schriftsteller, er galt, vor allem in späteren Jahren, als Institution. Während die meisten Studenten der ′70er und ′80er Jahre in Münster ins Wochenende strebten, versammelte sich im F2 im ersten Stock des Fürstenberghauses am Domplatz freitagsabends eine beachtliche Hörergemeinde aus allen Fakultäten, um dem mittlerweile gebückt gehenden und leise, aber hörbar westfälisch sprechenden Mann zuzuhören. Er sprach über Fragen wie Was ist Liebe? oder Was ist Gerechtigkeit? Dieses studium generale war für die Hörer eine Art Lebensreflexion mit Rückgriff auf die Weisheiten des Thomas von Aquin oder der alten Griechen von Aristoteles bis Platon.
Am 4. Mai vor 100 Jahren wurde Josef Pieper, langjähriger Professor für Philosophische Anthropologie an der Universität Münster, in Elte bei Rheine geboren. Mit einem Wissenschaftlichen Symposium in Münster, in dessen Verlauf auch erstmals der Josef-Pieper-Preis verliehen wird, und einer Ausstellung in Elte wird das Andenken an den weltbekannten Philosophen aus dem Münsterland wachgehalten. Wobei sein Erbe bei über 50 Büchern, einer Millionenauflage und vielen Übersetzungen ohnehin weiter lebendig ist. Die im Felix-Meiner-Verlag Hamburg erscheinende zehnbändige Gesamtausgabe, vor zehn Jahren begonnen, ist bald komplett und umfasst auch die faszinierenden autobiografischen Schriften Piepers.
'Am meisten habe ich Glück gehabt mit Dingen, die schief gelaufen sind', sagte Pieper in einem letzten Interview mit unserer Zeitung zu seinem 90. Geburtstag. In der Unruhe zu Beginn der NS-Zeit, die auch seinen geplanten Weg in die christlichen Sozialwissenschaften zu verbauen schien, arbeitete er publizistisch und setzte dem Heroen-Gebrüll der Nationalsozialisten die Schrift Vom Sinn der Tapferkeit entgegen, ein Büchlein, das den Verleger Jakob Hegner in Leipzig brennend interessierte. Die Reihe über die Tugenden schloss fast 38 Jahre später mit der Schrift Über die Liebe und begründete Piepers Weltruf als christlicher Philosoph und Meister der Sprache.
Pieper war von 1959 bis 1972 als Professor der Katholisch-Theologischen Fakultät in Münster angegliedert, ohne sich jedoch um Prüfungsordnungen oder Doktoranden kümmern zu müssen, was seine publizistische Wirksamkeit natürlich enorm befördert. In gewisser Weise war er, wie er selbst einräumte, ein Einzelgänger. Er blendete im Gegensatz zu vielen seiner Philosophen-Kollegen nicht das Metaphysische aus seiner Arbeit aus: Ich habe mich nie selbst als ‚christlichen Philosophen' bezeichnet, sagte er einmal im Gespräch. Aber wenn man Christ ist und philosophiert, kann man nicht den Glauben einfach vor der Tür lassen.

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das damalige Liegenschaftsbuch des Grundstücks am Malmedyweg

Pieper blieb, trotz vieler reizvoller Angebote und abgesehen von vielen Gastvorlesungen in aller Welt, bodenständig. Besuchern zeigte er auf seiner Haus-Terrasse am Malmedy-Weg in Münster gerne seinen Ginkgo-Baum: Wenn ich einen Garten besitze, in dem ich selber Bäume gepflanzt habe, dann gehe ich doch nicht weg von hier, sagte er dann.
Seine Philosophie, weltläufig und weitgespannt, hatte auch immer etwas von Haus und Garten in sich. Durch seine luzide Sprache (das war eines seiner wenigen Fremdwörter, die er gebrauchte) waren seine Vorträge eingängig und die Bücher gut lesbar. Pieper schloss die Weisheit der Denker für die Lebenswirklichkeit der Menschen auf. Deshalb wird sein umfangreiches Werk Bestand haben.
Autor: Johannes Loy.
Quelle: Westfälische Nachrichten, Samstag, den 1.5.2004

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Das Grab auf dem Zentralfriedhof

 
Josef Piepers Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof, Bereich Überwasser, Feld 4, Reihe 3
Quelle: Mündliche Auskunft vom Zentralfriedhof Münster, Robert-Koch-Straße 11.

  • Eintrag in der  Neuen Deutschen Biographie  Josef Pieper
  • Balzan Preis 1981 für Philosophie   Josef Pieper
  • Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren   Josef Pieper
  • Internetseite der Josef Pieper Arbeitsstelle   Josef Pieper
  • Josef Pieper war der Sohn von Heinrich Pieper (1878-1950), Rektor der Josefschule. Siehe Pieperstiege

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