Julius-Leber-Straße
Julius Leber (1891-1945) Politiker und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
Julius Leber gehörte zu den ersten und bedeutendsten Widerstandskämpfern gegen
Hitler. In Bliesheim im Oberelsass wurde er als Sohn einer ledigen Magd geboren. Der Stiefvater
arbeitete als Maurer. Seine hervorragenden Schulnoten verhalfen Leber zu einem Stipendium für
die Oberrealschule Freiburg. Danach studierte er Volkswirtschaft und Geschichte in Straßburg
und Freiburg. Bereits 1913 schloss er sich der Sozialdemokratie an.
Bei Kriegsbeginn 1914 meldete er sich freiwillig, wurde Leutnant und erhielt mehrere
Auszeichnungen. Auch nach Kriegsende blieb er aktiver, allerdings im Gegensatz zu dem Großteil
seiner Kollegen demokratisch eingestellter Offizier. Nach dem Kapp-Putsch vom März 1920, in dem
Leber allein als republiktreuer Offizier gegen eine ganze Reichswehr-Garnison stand, nahm er
seinen Abschied und promovierte in Freiburg zum Dr. rer. pol.
1921 trat Julius Leber eine Stelle als Redakteur beim sozialdemokratischen Lübecker Volksboten
an und machte diesen zum Kampforgan gegen den erstarkenden Rechtsradikalismus. Innerhalb
weniger Jahre wurde er zur dominierenden und von den Arbeitern verehrten Führungspersönlichkeit
der Lübecker Arbeiterbewegung, gehasst und ausgegrenzt vom Bürgertum und von der politischen
Rechten.
Leber wurde 1924 in den Reichstag gewählt, war zunächst im Steuer-Ausschuss, wandte sich dann
der Wehrpolitik zu. Er gehörte zu denen, die den Bau des Panzerkreuzers gegen den
starken Widerstand der Parteibasis befürworteten. Er wird zum militant antifaschistischen und
republikanischen rechten Flügel der SPD gerechnet, zu dem auch der junge Kurt Schumacher zu
zählen ist.
Der Lübecker Arbeiterjunge Willy Brandt sagte später aus, dass er von Leber wesentlich geprägt
worden sei. Nach der Machtübernahme Hitlers begann für Leber eine lange Odyssee durch
Gefängnisse und Lager des Dritten Reiches. Nach vielen vergeblichen Gesuchen seiner Frau wurde
er 1937 endlich entlassen. In Berlin knüpfte er sofort Verbindungen zu sozialdemokratischen
Widerstandskreisen. 1943 bekam er Kontakt zu den bürgerlichen und nationalkonservativen
Widerstandsgruppen um den ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Carl Goerdeler und den
Kreisauer Kreis um Helmuth Graf von Moltke.
Mitte 1944 nahm Leber auch Verbindung zu Mitgliedern des kommunistischen Widerstandes auf. Die
Teilnehmer eines Treffens Lebers mit kommunistischen Widerständlern am 4. Juli 1944 wurden
verraten und verhaftet.
Am 20. Oktober 1944 stand der Sozialdemokrat Julius Leber als einer der Verschwörer des am 20.
Juli 1944 missglückten Attentatsversuchs auf Hitler vor dem Volksgerichtshof. Die
Anklage lautete auf Landesverrat und Feindbegünstigung, Hochverrat und Nichtanzeige eines
hochverräterischen Unternehmens. Am 5. Januar 1945 wurde das Todesurteil in
Berlin-Plötzensee vollstreckt.
Autor: Wilfried Kramps
Quelle: Liselotte
Funcke (Hrsg), Hagener Straßen erzählen Geschichte(n), Hagen 2001
- Eintrag in der Neuen Deutschen Biographie Julius Leber
Gehört zum Thema: