Kinderhaus
Die Kinderhauser Straße wurde im Jahre 1876, der Weg Kinderhaus 1939 benannt. Beide tragen
ihren Namen nach dem 1903 eingemeindeten Dorf Kinderhaus, das bereits 1326 durch Stiftung des
Erbmannen Udo von der Tinnen ein Leprosenhaus mit Rektorat bekam.
Quelle: Wilhelm Kohl in: Münstersche
Zeitung, etwa 1957
Die Geschichte des Ortsteiles Kinderhaus ist untrennbar mit der Geschichte des Leprosenhauses
Kinderhaus verbunden. Bereits im Jahre 1333 wird das Leprosenhaus urkundlich erwähnt. Der Name
geht vermutlich auf die Bezeichnung Die Armen Kinder Gottes zurück, wie die
Lepra-Kranken damals genannt wurden.
Der münstersche Bürger Udo von der Tinnen vererbte sein 1326 gekauftes Gut Idenbrock dem
Siechenhaus, wodurch eine gute wirtschaftliche Basis für des Bestand des Hauses gelegt wurde.
(...) Um das damalige Leprosenhaus am Kinderbach entstand eine kleine Ansiedlung, die Keimzelle
des heutigen Stadtteils.
Südlich der Ansiedlung Alt-Kinderhaus entstand nach 1967 ein riesiger Wohnkomplex für mehr als
10.000 Menschen. Kinderhaus galt seinerzeit, neben Berg Fidel, als der wichtigste
Entwicklungsschwerpunkt für den Wohnungsbau im stadtgebiet. Das Kulturzentrum
Bürgerhaus in der Mitte des neuen Stadtteils zeichnet sich durch rege kulturelle
Aktivitäten aus, die auch Bürger der Innenstadt in das Stadtrandgebiet locken.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000
Endstation Kinderhaus
Bis 1676 kam Lepra (Aussatz) auch in Münster vor. In diesem Jahr verstarb ein alter Soldat, der
die letzten 13 Jahre seines Lebens im Leprosenhaus Kinderhaus verbracht hatte. Seit 1330 waren
auf einem ehemaligen Hofgelände - vier Kilometer von der Stadt entfernt - leprakranke Bürger
versorgt und immer wieder auch mit Spenden und Almosen bedacht worden. An der nahegelegenen
Straße von Münster nach Emden, der Friesischen Straße,
hatte man eigens ein Lazarushäuschen und einen Opferstock errichten lassen. Zusätzliche
Schrifttafeln sollten die Passanten zur Hilfeleistung ermahnen:
Ach reisender Mensch bedenke die aussätzigen Armen, so wird Gott Dir Glück geben und sich
Deiner Seele erbarmen.
Jeden Freitag schickte man außerdem einen Boten nach Münster, der in der Stadt Geld für die
Leprakranken sammelte. Diese Einkünfte und einige größere Schenkungen genügten, um den
isolierten Kranken ein relativ gutes Auskommen zu gewährleisten. Bis 1615 wurden sie von zwei
Mägden bekocht und erhielten dreimal wöchentlich zwei Stücke Fleisch, außerdem ausreichend
Brot, Wein und Käse.
Quelle: Stadtarchiv Münster, Im Wandel der Zeit - 1200 Jahre Münster, Zwolle 2000,
Seite 421